Die Polizei hat zwei Männer festgenommen, die als falsche Polizisten Beute gemacht haben sollen. Foto: dpa

Zwei Halbbrüder sollen Senioren um rund 120 000 Euro betrogen haben. Sie schlugen in Stuttgart, der Region und in Freiburg zu. Die Polizei kam ihnen nun auf die Spur. Gibt es noch mehr Opfer?

Stuttgart - In den zurückliegenden Wochen und Monaten sollen sich zwei Halbbrüder am Telefon immer wieder als Polizeibeamte ausgegeben haben und mit der Masche mindestens fünf Senioren um insgesamt 120 000 Euro gebracht haben. Dann stand plötzlich die echte Polizei vor der Tür und nahm die 23 und 33 Jahre alten Männer fest. Das war bereits am Freitag, 5. Oktober. Da noch nicht alle Ermittlungen abgeschlossen sind, meldeten die Polizei und die Staatsanwaltschaft Stuttgart den Erfolg erst jetzt.

Die Masche reißt dennoch nicht ab, meldet die Polizei. Seit dem 12. Oktober wurde wieder eine Reihe von Anrufen gemeldet, insgesamt zählte die Kriminalpolizei 73 Meldungen. „Aber wir haben eine hohe Dunkelziffer“, sagt ein Sprecher der Polizei dazu. Denn nicht alle potenziellen und tatsächlichen Opfer melden sich bei den Ermittlern. Manche verzichten darauf, weil sie den Betrügern nicht auf den Leim ging und weil aus ihrer Sicht ja nichts passiert ist. Und manche, bei denen die Täter Beute machten, trauen sich nicht, „aus falscher Scham“, sagt der Polizeisprecher. Dabei gebe es nichts, wofür man sich schämen müsse. Denn die Täter gehen sehr professionell vor.

Der Schaden ging im vergangenen Jahr im Land in die Millionen

Sie rufen bevorzugt ältere Menschen an und geben sich als Polizeibeamte aus. Dann behaupten sie, es sei ein Einbruch in ihrer Nachbarschaft geplant und Geld sowie Wertsachen seien zuhause nicht mehr sicher. Ein Kurier würde alles Wertvolle in Sicherheit bringen. In Wahrheit kommt ein Bandenmitglied und steckt alles ein. Der Schaden ging in Baden-Württemberg im vergangenen Jahr in die Millionen. Der Trick mit den falschen Polizeibeamten hat die Masche des Enkeltricks abgelöst. Dabei handele es sich auch um neue Tätergruppen. Die Betrüger, die den Enkeltrick anwandten, waren überwiegend aus Polen.

Die falschen Polizisten haben Verbindungen in die Türkei, wo auch große Callcenter sitzen, von denen aus die Anrufe getätigt werden. So ist das auch bei den nun festgenommenen Männern, die in Untersuchungshaft sitzen: Sie haben türkische Wurzeln.

An die Hinterleute im Ausland kommt die Polizei so gut wie nie. Meist fasst sie Kuriere und Fahrer im Umfeld des Tatorts. In mehreren an Stuttgarter Gerichten bereits geführten Verfahren wurde deutlich, dass die Kriminalpolizei ihnen unter anderem mit Handyüberwachung auf die Spur kam.

Die Polizei warnt vor der Masche

Für welche Taten genau die nun gefassten Tatverdächtigen, die im Kreis Ludwigsburg wohnten, in Frage kommen, lässt die Polizei noch im Dunkeln. Das liegt auch daran, dass noch abgeglichen wird, ob sie eventuell noch weitere Taten verübt haben als die bisher ihnen zugeordneten. Sie waren schwerpunktmäßig in Stuttgart aktiv, seien aber auch in Freiburg und in der Region rund um Stuttgart tätig gewesen, meldet die Polizei.

Sie warnt aufgrund der weiterhin hohen Fallzahl erneut vor der Masche und stellt klar: Die echte Polizei fragt nie am Telefon nach Vermögensverhältnissen und fordert auch nicht die Herausgabe von Wertsachen. Wer im Zweifel ist, soll beim nächsten Polizeirevier anrufen.