Die Bundeskanzlerin und derzeitige CDU-Parteivorsitzende Angela Merkel. Foto: Daniel Karmann/dpa

60 Frauen und 94 Männer reisen aus dem Südwesten nach Hamburg. Prominent besetzte Initiative wirbt für Friedrich Merz.

Stuttgart - Die 154 Delegierten aus Baden-Württemberg für den CDU-Bundesparteitag in Hamburg entscheiden nach Angaben ihres Landesverbandes frei über die Nachfolge von Angela Merkel. Die Parteivorsitzende gibt ihr Amt ab. An diesem Freitag (7. Dezember) soll ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin bestimmt werden.

Zwar haben einige Politiker eine "baden-württembergische Initiative für Friedrich Merz" gegründet. Dort gebe es 80 Unterzeichner, darunter der EU-Kommissar und frühere Ministerpräsident Günther Oettinger sowie Landtagsfraktionschef Wolfgang Reinhart, wie der Kreisvorsitzende von Ravensburg, Christian Natterer, mitteilte.

Der Landesverband in Stuttgart wies aber darauf hin, dass die Unterzeichner nicht zwangsläufig auch Delegierte seien. Wie groß die Schnittmenge ist, konnte eine Sprecherin der Partei am Dienstag mit Rücksicht auf den Datenschutz nicht sagen. Im Südwesten würden die Delegierten für Parteitage von den Kreisverbänden jeweils für zwei Jahre gewählt. Klar ist aber, dass zum Beispiel Landeschef Thomas Strobl, der auch Innenminister ist, sowie Generalsekretär Manuel Hagel als Delegierte nach Hamburg reisen. Sie gehören nicht zu den Unterzeichnern der Initiative für Merz.

Eine Empfehlung des Landesverbandes für einen der Kandidaten gebe es nicht, sagte die Sprecherin. Die Stimmung werde aber schon einmal am Donnerstagabend in Hamburg auf einem Treffen der Südwest-Delegierten ausgelotet. Unter den Delegierten zum 31. Bundesparteitag der CDU Deutschlands in Hamburg seien 60 Frauen und 94 Männer im Alter zwischen 24 und 76 Jahren. Mit dabei sind auch 23 Abgeordnete des Landtags, 28 Mitglieder des Bundestags und 5 Europaparlamentarier.

Neben dem früheren CDU-Bundestagsfraktionschef und Unternehmer Merz haben sich auch Gesundheitsminister Jens Spahn und die Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer um die Merkel-Nachfolge beworben. Bei einem Auftritt dieser drei Anwärter in der vergangenen Woche bei der Regionalkonferenz in Böblingen durfte sich Merz über den stärksten Beifall freuen.

"Wir haben im ganzen Land Mitgliedervoten, die sich klar für Friedrich Merz aussprechen", teilte der Initiator Natterer mit. In den Regionen Bodensee, Calw, Esslingen, Heilbronn, Hohenlohe, Main-Tauber, Ravensburg, Rems-Murr, Schwäbisch Hall und Stuttgart gebe es ein Bekenntnis für ihn. "Wir haben große Unterstützung aus allen 41 CDU-Kreisverbänden im Land", meinte Natterer. Die Partei sei lebendig wie schon lange nicht mehr. Dieser Aufbruch sei vor allem Friedrich Merz zu verdanken.

CDU-Bundesvize Strobl sprach in den Zeitungen der Neuen Berliner Redaktionsgesellschaft (Mittwoch) von einem spannenden Rennen. Entschieden ist der Kampf um das CDU-Spitzenamt aus seiner Sicht nicht. Er gab keine Linie vor. "Es würde nichts und niemandem nützen, wenn ich heute eine solche Empfehlung aussprechen würde", sagte er.

Dagegen begründete Ex-Ministerpräsident Oettinger in den "Stuttgarter Nachrichten" und in der "Stuttgarter Zeitung" (beide Mittwoch) seinen Wahlaufruf. "Den Ausschlag gibt für mich, dass uns Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit bevorstehen, denen wir mit einem stärkeren Europa begegnen müssen – da ist Merz mit seiner Erfahrung als internationaler Wirtschaftsanwalt mit besten Kontakten in die USA sowie als Abgeordneter im Bundestag und im Europaparlament genau der richtige Mann." Er kenne Merz seit 30 Jahren und vertraue ihm.