Gegen die türkisch-nationalistische Straßengang "Osmanen Germania BC" läuft derzeit ein Prozess am Landgericht Stuttgart. Foto: Roessler

Grünen-Politiker beobachtet Prozess am Stuttgarter Landgericht. Es kommt doch nicht zum Showdown.

Stuttgart - Der Grünen-Politiker Cem Özdemir beobachtet heute den Stuttgarter Prozess gegen mutmaßliche Führer der türkisch-nationalistischen Straßengang "Osmanen Germania BC" am Landgericht Stuttgart. Angeklagt sind acht mutmaßliche Mitglieder der inzwischen verbotenen rockerähnlichen Gang, darunter drei, die zur weltweit höchsten Führungsebene gerechnet werden. Ihnen werden zahlreiche Delikte wie versuchter Mord, versuchter Totschlag, Erpressung, Zwangsprostitution und Zuhälterei vorgeworfen.

Der einstige Grünenchef Özdemir vermutet enge Kontakte der "Osmanen" zum direkten Umfeld des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Dieser unterhalte "Schläger und Zuhälter im Rockerclub Osmanen". Welche Zeugen genau Özdemir im Gerichtsgebäude am Gefängnis in Stuttgart-Stammheim beobachten kann, werde sich erst kurzfristig klären, hieß es beim Landgericht. Özdemir gilt als scharfer Kritiker Erdogans.

Kronzeuge verweigert Aussage

Es war als Showdown im Stuttgarter Prozess gegen mutmaßliche Führer der verbotenen türkisch-nationalistischen Straßengang "Osmanen Germania BC" gedacht - doch am Dienstag hat ein extra mit freiem Geleit aus der Türkei eingeflogener Kronzeuge die Aussage verweigert.

Das Stuttgarter Landgericht hatte den 30-Jährigen - ehemaliger Stuttgarter Osmanen-Vizepräsident und Hauptbeschuldigter aus der Türkei - geladen. Nun muss es ohne dessen Aussage weiterverhandeln. Dem Mann wurde zugesagt, dass er nicht verfolgt wird, wenn er innerhalb von 15 Tagen zurückfliegt.

Angeklagt sind noch sieben mutmaßliche Mitglieder der rockerähnlichen Gang - darunter drei, die zur weltweit höchsten Führungsebene gerechnet werden. Den Männern werden unter anderem versuchter Mord, versuchter Totschlag, Erpressung, Zwangsprostitution und Zuhälterei vorgeworfen. Die Haupttat im Stuttgarter Verfahren ist die Folter eines abtrünnigen Osmanen in Herrenberg bei Stuttgart. Daran soll auch der Kronzeuge beteiligt gewesen sein.

Das Verfahren gegen einen Angeklagten wurde am Dienstag wegen schon langer Untersuchungshaft und der zu erwartenden niedrigen Strafe eingestellt.