Foto: Benjamin Beytekin

OB Kuhn hat das Weindorf in Stuttgart eröffnet. Passanten blieb der Zutritt zum Alten Schloss verwehrt, die Veranstalter wollten aus Furcht vor S21-Gegnern auf Nummer sicher gehen. An den Lauben war die Stimmung aber bereits gut.

Stuttgart - Gemütlichkeit sei Trumpf beim Stuttgarter Weindorf. Über die Jahre wurden die Organisatoren von Pro Stuttgart Verkehrsverein nie müde, genau das zu betonen. Ungemütlich wurde es dennoch, nämlich als vor drei Jahren der Konflikt um das Bahnprojekt Stuttgart 21 eskalierte. Die Folgen sind heute noch zu spüren: Zwar priesen Amtsträger wie Landtagspräsident Guido Wolf und Oberbürgermeister Fritz Kuhn bei der Eröffnungsfeier am Mittwoch das Weindorf als beste Visitenkarte schwäbischen Frohsinns, lobte Weinkönigin Nina Hirsch die Laubensause als Schaufenster Württemberger Weinkultur. Doch wie im Vorjahr blieben die rund 800 geladenen Gäste bei der Eröffnungsfeier unter sich.

Anders als bei 35 Weindörfern zuvor war der Innenhof des Alten Schlosses für die Öffentlichkeit wieder Sperrzone. Der Veranstalter Pro Stuttgart Verkehrsverein scheute erneut das Risiko, da die Eröffnung von pfeifenden Stuttgart-21-Demonstranten womöglich hätte gestört werden können. „Solange wir eine ähnliche Eskalation wie 2010 und 2011 befürchten müssen, werden wir uns für die sichere Variante entscheiden“, so Pro-Stuttgart-Geschäftsführer Axel Grau. So vorzugehen sei ausdrücklich keine Empfehlung der Polizei. Ausschlaggebend war offenbar der Hinweis der Polizei, sie greife nur ein, wenn es zu Gewalttätigkeiten komme. Pro Stuttgart sei „ein privater Veranstalter und im Schlosshof Hausherr auf Zeit“, sagte Grau. Als solcher wolle man sich die eigene Veranstaltung nicht stören lassen.

Weindorf „keine elitäre Veranstaltung“

Zahlreiche Stuttgart-21-Gegner waren 2010 und 2011 in den Hof des Alten Schlosses gekommen und hatten durch Dauerlärm eine feierliche Eröffnung unmöglich gemacht. Viele Demonstranten machten ihren Zorn damals am ehemaligen CDU-Oberbürgermeister Wolfgang Schuster fest. Dass das Stadtoberhaupt jetzt Fritz Kuhn heißt und den Grünen angehört, hat die Organisatoren des Weindorfs nur wenig gelassener werden lassen. Die Kritik vieler Projektgegner richte sich ja inzwischen auch gegen die Grünen, sagte Grau. Aus Sicht von Pro Stuttgart war also offenbar erneut mit Störern zu rechnen. Recht sei ihm das alles nicht, schließlich sei das Weindorf „keine elitäre Veranstaltung“.

Etlichen Gästen waren die Zugangskontrollen im Vorjahr freilich ein Dorn im Auge: Manche hatten den von Schmährufen einiger Dutzend Projektgegner begleiteten Einlass als Spießrutenlauf empfunden. Fritz Kuhn und Sebastian Turner, damals Konkurrenten um das Oberbürgermeisteramt, waren teils übel beleidigt worden.