Deutsche Meisterinnen aus Stuttgart: Sarina Maier, Lisa-Katharina Hill, Nadine Schubert, Carina Kröll,Pia Tolle, Tabea Alt, Antonia Alicke, Marie-Sophie Hindermann und Kim Bui mit dem Pokal(v. li.) Foto: dpa

Kim Bui und ihre Mitstreiterinnen sind auch in diesem Jahr das beste Turnteam Deutschlands. Zum fünften Mal sind die Frauen des MTV Stuttgart deutscher Meister. Bei den Männern um Turn-Star Marcel Nguyen dagegen überwog die Enttäuschung.

Karlsruhe - Für einen Moment war bei den Turnern des MTV Stuttgart die Enttäuschung vergessen. Sie bejubelten am Samstagabend ihre Frauen. „Das war eine Riesenleistung“, sagte Nationalturner Sebastian Krimmer, „die Mädels haben die Meisterschaft wirklich verdient.“ Das Team um Nationalturnerin Kim Bui setzte sich im Finale der Turn-Bundesliga in der Karlsruher Europahalle mit 210,60 Punkten klar vor der TG Karlsruhe-Söllingen (205,55) und der TG Mannheim (203,35) durch und verteidigte den deutschen Meistertitel. Es war der fünfte Triumph für die Stuttgarterinnen nach 2007, 2009 (als TT Stuttgart-Ulm), 2010 und 2012. Die Männermannschaft um ihren Star Marcel Nguyen dagegen verlor das kleine Finale um die Bronzemedaille gegen die KTV Straubenhardt knapp mit 23:18 Scorepunkten. „Wir sind schon sehr enttäuscht“, gab Sebastian Krimmer zu.

Darauf konnten die Frauen beim Feiern allerdings keine Rücksicht nehmen. „Der Wettkampf hat riesig Spaß gemacht. Wir sind alle überglücklich, dass wir unserer Favoritenrolle gerecht werden konnten“, sagte Mannschaftsführerin Kim Bui (24). Das junge Team mit den Turnküken Antonia Alicke (14), Tabea Alt (13) und Carina Kröll (12) hielt dem großen Druck stand. Auch als klar war, dass sich das gastgebende Team aus Karlsruhe kurzfristig mit der britischen Nationalturnerin Ruby Harrold verstärkt hatte, brach keine Panik aus. „Die Karlsruherinnen wollten unbedingt zuhause den Titel holen“, sagte Kim Bui, „aber wir haben unseren Wettkampf durchgezogen.“

Allerdings machten es die Stuttgarterinnen kurz vor Schluss noch einmal spannend. Am Schwebebalken lief nicht alles nach Plan. Kim Bui, die derzeit ihre Bachelor-Arbeit im fach technische Biologie schreibt, musste zweimal vom Gerät absteigen – und die TG Karlsruhe-Söllingen lag vor dem letzten Durchgang plötzlich in Führung. Doch die MTV-Turnerinnen behielten erneut die Nerven und zeigten am Boden starke Übungen. Allen voran Kim Bui, deren Übung den Tageshöchstwert von 14,1 Punkte bekam. Die Aufholjagd wurde belohnt – mit dem Titel. Beste Stuttgarter Vierkämpferin war Tabea Alt, die mit 53,3 Punkten Rang vier in der Einzelwertung belegte.

Ohne Mehrkämpfer Daniel Purvis, der vom britischen Verband nicht freigestellt wurde, hatten sich zuvor die MTV-Männer geschlagen geben müssen. Daran änderten auch acht Scorepunkte von Topturner Marcel Nguyen nichts. Bis zum letzten Gerät hatte der MTV geführt, an den Ringen zog die KTV vorbei. „Wir hätten gerne Bronze geholt“, sagte Krimmer. Es wäre ein versöhnlicher Abschluss für das Team gewesen, dass den Traum vom Titel nach zahlreichen Verletzungen früh begraben hatte müssen.

Die Meisterschaft ging trotzdem nach Württemberg. Der TV Schwäbisch Gmünd-Wetzgau mit Helge Liebrich besiegte die KTV Obere Lahn um Fabian Hambüchen 38:30. Für den Turn-Star, der direkt im Anschluss per Helikopter nach München zur Pro-Sieben-Show „TV Total Turmspringen“ reiste, wo er auch Zweiter wurde, war die Niederlage kein Beinbruch. „Wenn man bedenkt, dass wir vor zwei Jahren aufgestiegen sind und jetzt sind wir deutscher Vizemeister – besser kann es nicht sein“, sagte er.

Für Bui, Hambüchen, Krimmer und Nguyen ist das Turnjahr derweil noch nicht beendet. Die drei Stuttgarter starten beim DTB-Pokal in der Porsche-Arena (29. November bis 1. Dezember) in der Team-Challenge, Hambüchen und Seitz wollen im Weltcup Punkte sammeln. „Ich freue mich riesig auf den Wettkampf vor heimischem Publikum“, sagte Bui. Karten für den DTB-Pokal (fünf bis 30 Euro) gibt es unter www.dtb-pokal.de sowie an der Tageskasse.