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In Stuttgart sind 2009 so viele Wohnungen gebaut worden wie schon seit Jahren nicht mehr.

Stuttgart - In Stuttgart sind 2009 so viele Wohnungen gebaut worden wie seit Jahren nicht mehr. Die Landeshauptstadt widersetzt sich damit dem Landes- und Bundestrend. Trotzdem sehen Kritiker auch Negatives: Neue Wohnungen gebe es fast nur noch im teuren Segment.

Die Zahlen, die die Stadt jetzt veröffentlicht hat, klingen erfreulich. 1550 Wohnungen sind 2009 bezugsfertig gemeldet worden. Das ist im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von 17,7 Prozent und der höchste Wert seit neun Jahren. Allerdings sind nur 1375 Wohnungen tatsächlich neu gebaut worden - der Rest entstand durch Umbauten in bestehenden Gebäuden.

Ein Einfamilienhaus in Stuttgart? Fast unmöglich

Damit widersetzt sich die Landeshauptstadt dem Trend in Bund und Land, wo die Kurve jeweils steil nach unten zeigt. In Baden-Württemberg hat die Zahl der fertiggestellten Wohnungen zuletzt mit 25.400 einen historischen Tiefstand erreicht. Weniger waren es seit der erstmaligen Erfassung der Zahlen im Jahr 1952 noch nie.

In Stuttgart sind im vergangenen Jahr 318 neue Wohngebäude fertiggestellt worden. Obwohl das weniger sind als 2008, hat die Zahl der Wohnungen zugenommen. Das liegt daran, dass mehr Geschosswohnungen in großen Häusern entstanden sind. Erstmals seit längerem ist die durchschnittliche Wohnfläche in den Neubauten wieder gesunken: von 112 Quadratmetern 2008 auf jetzt 98 Quadratmeter. Nach wie vor fast unmöglich ist es dagegen, in Stuttgart an ein Einfamilienhaus zu kommen. Lediglich 196 Gebäude sind 2009 errichtet worden, noch mal 28 weniger als im Vorjahr.

Positiver Trend soll 2010 anhalten

Beim Haus- und Grundbesitzerverein ist man insgesamt mit den Zahlen zufrieden. "Wir gehen davon aus, dass wir in Stuttgart rund 1500 neue Wohnungen pro Jahr benötigen als Ersatz für die, die durch Umnutzung, Zusammenlegung oder steigende Wohnflächen wegfallen", sagt Geschäftsführer Ulrich Wecker. Dieser Wert ist 2009 sogar leicht übertroffen worden. "Wir haben in Stuttgart zwar keine Wohnungsnot, aber so viele Neubauten brauchen wir, um die Einwohnerzahl gerade so halten zu können und damit auch die umfangreiche Infrastruktur dieser Stadt", so Wecker.

Das sieht man beim Mieterverein etwas anders. "1550 Wohnungen sind zwar eine Verbesserung, sie bleiben aber unter dem Wert, den die Stadt selbst vorgegeben hat", sagt der Vorsitzende Rolf Gaßmann. Der Erste Bürgermeister Michael Föll habe schon vor Jahren 1800 Wohnungen als Ziel ausgegeben. Baubürgermeister Matthias Hahn sprach im Frühjahr sogar von bis zu 11.000 Wohnungen, die in den nächsten drei Jahren möglich seien.

Positiver Trend soll 2010 anhalten

Die Hauptkritik des Mietervereins zielt aber auf die Mietpreise ab. "Gebaut werden vor allem Wohnungen im Hochpreissegment", sagt Gaßmann, "das hilft vielen nicht." Bei der Mieterberatung merke man, wie schwer sich die Leute damit täten, bezahlbare Wohnungen zu finden. Der Gemeinderat habe sich auf eine jährliche Zahl von gerade einmal 50 neuen Sozialwohnungen verständigt, und feste Quoten bei Bauvorhaben seien bisher nur Ankündigungen. "Wir warten darauf, dass die neue Mehrheit endlich zur Tat schreitet", sagt Gaßmann.

Für das Jahr 2010 erwarten die Experten der Stadt, dass der positive Trend anhält. Das leitet das Statistische Amt aus der hohen Zahl an Baugenehmigungen ab. Außerdem gibt es noch viele Wohnungen im Überhang, die bereits länger genehmigt, aber noch nicht fertig sind. Beim Mieterverein fürchtet man, dass die Mieten trotzdem weiter steigen. "Investoren spielen nur mit, wenn die Rendite stimmt", sagt Gaßmann.