Zum achttägigen Historischen Volksfest anlässlich des 200-jährigen Bestehens des Stuttgarter Wasen werden eine halbe Million Besucher erwartet. Foto: dpa

Budenstadt wie "anno dazumal" eröffnet am 26. September. 200-jährige Geschichte soll lebendig werden.

Stuttgart - Gaukler, Quacksalber, Akrobaten: Zum achttägigen Historischen Volksfest anlässlich des 200-jährigen Bestehens des Stuttgarter Wasen werden eine halbe Million Besucher erwartet. Die Budenstadt wie "anno dazumal" wird am 26. September in Stuttgarts guter Stube, dem Schlossplatz, eröffnet.

Bis zum 3. Oktober soll die 200-jährige Geschichte des nach der Münchner Wiesn zweitgrößten deutschen Volksfests lebendig werden - inklusive Seiltänzern, Darbietungen wie die "Schwebende Jungfrau", einer 120 Jahre alten Hutwurfbude, einem Autoscooter aus den 30er-Jahren und einem Flohzirkus. Im Festzelt gibt es nur schwäbisches Liedgut und traditionelle Speisen wie Ochsenmaulsalat oder "Gaisburger Marsch".

Die einmalige historische Ausgabe des Wasen startet zwei Tage vor dem 173. Cannstatter Volksfest. Einen Tag später beginnt das 100. Landwirtschaftliche Hauptfest, eine Art Landwirtschaftsmesse. München feiert in diesem Jahr sein 185. Oktoberfest auf der Wiesn. Das erste soll bereits 1810 stattgefunden haben.

Im Grunde liegt der Ursprung des Cannstatter Volksfestes vor 200 Jahren in der Eruption des Tambora auf der indonesischen Insel Sumbawa im April 1815. Der gigantische Vulkanausbruch führte zu einer globalen Naturkatastrophe - auch auf der anderen Seite der Erde in Europa. Von April bis September 2016 gehen hier Regen-, Graupel- und Schneeschauer nieder. Getreide verschimmelt, Kartoffeln verfaulen, Äpfel und Trauben reifen nicht. Wegen Ernteausfällen, Seuchen und Hungersnöten sterben Hunderttausende Menschen. Die Brötchen schrumpfen. Brot wird mit gemahlenem Stroh und Sägemehl gestreckt.

Noch heute spricht man vom "Jahr ohne Sommer". Betroffen ist vor allem der Süden Deutschlands. Als die Menschen nach den Ernteausfällen und langer Not endlich wieder Essen haben, zieht Monarch Wilhelm I. seine Lehren: 1817 gründen er und seine Frau die "Centralstelle des landwirtschaftlichen Vereins", um die Landwirtschaft zu reformieren und die Bauern fortzubilden. Im September 1818 feiert das Landwirtschaftliche Hauptfest seine Premiere, mit Pferderennen, Preisen für Viehzucht und einer Ausstellung. Das Cannstatter Volksfest ist geboren.