Pflastersteine, Straßenbahn und Säulen mit Geschichte: Dieses Leserfoto zeigt den Schlossplatz mit dem Königsbau im Jahr 1958. Foto: Thomas

„Von wegen online tötet Print“, schreibt das Stadtmagazin „Lift“, „beim Stuttgart-Album gehen die Medien Hand in Hand.“ Die Zeitreise in die Vergangenheit der Stadt hat im Internet begonnen, erscheint nun freitags als Serie in den Stuttgarter Nachrichten und bald auch als Buch. Thema heute: der Königsbau.

Stuttgart - Säulen mit Geschichte. Lang bevor der Fernsehturm zum Wahrzeichen der Stadt geworden ist, kam dem Königsbau als prägendes Gebäude der Stuttgarter Mitte dieses Ehrenamt zu. „Unter der Uhr in der Passage“ hatte man sich verabredet. Gut geeignet war die Stelle dafür, weil man im Trockenen aufeinander warten und gleichzeitig Schaufenster betrachten konnte. Die überdachte Passage mit Läden auf beiden Seiten war Stuttgarts erste Fußgängerzone.

Mitte des 19. Jahrhunderts galt Paris als Vorbild. König Wilhelm I. ließ den Exerzierplatz vor dem Neuen Schloss nach dem Place de la Concorde umgestalten. Nun fehlte ein Saal für glanzvolle Feste und Konzerte. Nach dem Wunsch des Regenten sollte „eine Winterpromenade der eleganten Welt“ entstehen. Von den Plänen des Königsbau war Wilhelm I. zunächst enttäuscht. Er wünschte sich mehr Säulen als vorgegeben. Doch seine Architekten warnten: Dann würden Stuttgarts Schöne mit ihren Reifröcken kaum noch durchkommen.

An den Geschäften glänzten die vergoldeten Hoflieferantenschilder. Mit Samt, Seide und Plüsch folgte das 1859 eröffnete Café Königsbau schon früh den Pariser Vorbildern. „Stets war es der Platz, wo Persönlichkeiten des Staates, der Wirtschaft und Kunst Erholung suchten und sich am herrlichen Anblick des Schlossplatzes erfreuten“, war im „Schwäbischen Merkur“ 1935 zum 75-jährigen Bestehen des Königsbau zu lesen.

Später kamen Klagen über den Königsbau

Vor dem Königsbau fuhren Pferdedroschken vorbei – schon 1887 hatten sie Reklame an den Wagen. Bis 1978 prägten die großen Gelben der Straßenbahn das Stadtbild – dann kamen sie unter die Erde, um Platz für eine Fußgängerzone zu schaffen. Auf der Postkarte von Anfang der 1960er Jahre, die uns Tobi Macoby geschickt hat, ist der „Ampelmann“ in seinem Türmchen zu sehen, an den sich viele Internetbesucher des Stuttgart-Albums erinnern. „Die Verkehrsregelung war bei den Beamten nicht beliebt“, hat Heidi Lenz geschrieben, „stundenlanges Stehen inmitten Lärm und Gestank war nicht das Wahre.“ Außerdem fehlten die Beamten auf den Revieren. Daher habe man die Ampelregelung forciert. „Um die Weihnachtszeit lagen unterm Verkehrstürmchen Geschenke, die Autofahrer dort für Beamte abgelegt hatten“, weiß Heidi Lenz.

Später klagten Einzelhändler, die Arkaden des Königsbau seien im Stil der 1950er Jahre stehen geblieben. Was tun, wenn alter Glanz matt wird? Man braucht neuen Glanz. 2006 wurde eine große Einkaufswelt mit Glaslamellen wie eine Welle an das Baudenkmal von hinten angedockt – Gegenwart und Vergangenheit sind freilich vereint.

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