Kanzlerin verteidigt Bahnprojekt - Opposition: Die CDU-Chefin ist abgehoben und bürgerfern.

Berlin - Nun hat sich auch Kanzlerin Angela Merkel in den Streit um Stuttgart 21 eingeschaltet. Trotz der Massenproteste will die CDU-Chefin das Projekt durchziehen - und riskiert damit, dass die CDU-Hochburg Baden-Württemberg bei der Wahl im Frühjahr geschleift wird.

In der Debatte um das umstrittene Bahnprojekt Stuttgart 21 hat Bundeskanzlerin Angela Merkel SPD und Grünen Verlogenheit vorgeworfen. "Die Grünen sind immer für die Stärkung der Schiene. Wenn es dann mal um einen neuen Bahnhof geht, dann sind sie dagegen", sagte die CDU-Chefin in der Generaldebatte zum Haushalt 2011 im Bundestag. Die SPD hingegen sei jahrelang für Stuttgart 21 gewesen. Nur jetzt, wo man dafür kämpfen müsse, spreche sie sich dagegen aus. "Diese Art von Standhaftigkeit ist genau das nicht, was Deutschland nach vorne bringt." Die Landtagswahl 2011 Jahr bezeichnete Merkel als Abstimmung über die Zukunft Baden-Württembergs.

Die Landes-CDU mit Ministerpräsident Stefan Mappus ist in den jüngsten Umfragen auf bis zu 35 Prozent abgestürzt; bei der Landtagswahl 2006 hatte sie 44,2 Prozent.

FDP-Chef Guido Westerwelle sagte unserer Zeitung: "Die Grünen wollen keine Flughäfen, Straßen dürfen auch keine mehr gebaut werden, und Hochspannungsleitungen, die die Windenergie von Norden in den Süden bringen sollen, werden auch behindert. Jetzt sind sie auch noch gegen Bahnhöfe." Eine Nein-Danke-Demokratie werde den Wohlstand in Deutschland nicht gewährleisten können.

Die Kanzlerin setze voll auf Betonkurs, sagte Grünen-Chef Cem Özdemir unserer Zeitung. Die Grünen seien bereit, die Wahl zum Volksentscheid über Stuttgart 21 zu machen. Der Südwest-SPD-Generalsekretär und Bundestagsabgeordnete Peter Friedrich bezeichnete Merkels Äußerungen als "abgehoben und bürgerfern". Nach Auffassung des SPD-Landeschefs Nils Schmid enthüllen die Äußerungen von Merkel, dass Mappus das Gutachten nur vergeben hat, um "ein Alibi für eine Absage des Volksentscheids zu erhalten", so der designierte Spitzenkandidat.