Der Grundstein für den Bahnhof ist gelegt: Bahn-Chef Rüdiger Grube, rechts im blauen Anzug, assisstierte den Bauleuten von Züblin. Foto: dpa

Zur Grundsteinlegung für den neuen Durchgangsbahnhof in der Landeshauptstadt hat Bahn-Chef Rüdiger Grube versprochen, den Kostenrahmen von 6,5 Milliarden Euro einzuhalten.

Stuttgart - Unter dem Beifall von 300 geladenen Festgästen und dem Protest von 300 bis 400 Projektgegnern ist am Freitag der Grundstein für den künftigen Durchgangsbahnhof beim Projekt Stuttgart 21 im Schlossgarten gelegt worden.

Bahn-Chef Rüdiger Grube versicherte angesichts des am Vortag bekannt gewordenen ersten von zwei Prüfberichten des Bundesrechnungshofs, dass Stuttgart 21 den Kostenrahmen von 6,5 Milliarden Euro nicht überschreiten werde. In einem Pressepapier der Bahn heißt es, Ziel bleibe, S 21 „für unter sechs Milliarden Euro zu bauen“. Diese Summe hat der Bahn-Aufsichtsrat freigegeben, der von Grube genannte Betrag ist das Maximum für den Konzern. Der Rechnungshof hingegen erwartet eine Kostensteigerung auf bis zu zehn Milliarden Euro. Der Prüfbericht sei ihm nicht bekannt, sagte Grube, die Summe sei nicht nachvollziehbar.

Die Bahn selbst will am 13. Oktober dem Aufsichtsrat das Ergebnis einer von diesem gewünschten „externen Nachschau“ der eigenen Kostenrechnung berichten. Was die Nachschau ergeben wird, hatte der für Stuttgart 21 zuständige Bahn-Vorstand Volker Kefer Anfang Juni selbstsicher vorhergesagt: „Da sie auf derselben Datenbasis aufbaut, gehen wir davon aus, dass sie unsere Berichterstattung bestätigt.“

Der Bahnhofsbau sei „unumkehrbar“, betonte Vorstandschef Grube, der um seine Vertragsverlängerung kämpft. Er habe „nicht immer so schöne Tage wie heute“. Der Durchgangsbahnhof „kommt, weil er überzeugt, er ist komfortabler, schneller, bringt Verbindungen mit weniger Umstiegen“, so Grube. Ein Problem sei der Zeitplan: „Wir müssen zwei Jahre aufholen, um Ende 2021 fertig zu werden.“ Laut Projektchef Manfred Leger sollen bald „intensive und kreative Gespräche“ auch mit der Stadt beginnen, um die Fristen zu halten.

Architekt verärgert über die Stadt

Der Düsseldorfer Architekt Christoph Ingenhoven fand einen pathetischen Einstieg in sein Grußwort: „Das Endgültige ist Befriedigung, die ich heute nicht allein empfinde.“ Dann nutzte er die Gelegenheit zu scharfer Kritik an der Landeshauptstadt. Man rede derzeit nicht mit seinem Büro, man brauche aber schnelle Entscheidungen zum Bahnhofsumfeld. Ingenhoven hat mit dem Gewinn des Bahnhofswettbewerbs im Jahr 1997 auch Rechte an der Gestaltung des Umfelds erhalten. Auch für das erste neue Gebäude gegenüber dem Bonatzbau.

Ingenhoven fordert, dass Planungen für den Umbau der Schillerstraße vor dem alten Bahnhof zu einer verkehrsberuhigten Zone und Änderungen an der Klett-Passage jetzt begonnen werden. Die Stadt müsse in Vorleistung gehen. Damit sofort nach der Eröffnung der neuen Infrastruktur weiter gebaut werden könne, müsse die Wolframstraße als geweiteter Teil des City-Rings den Verkehr aus der Schillerstraße aufnehmen. Dazu sei vor 2021 ein provisorischer Tunnel nötig. „Das wird halt ein paar Millionen mehr kosten“, sagte Ingenhoven. Wenn die Stadt bis zur S-21-Eröffnung warte, könne das Umfeld nicht vor 2030 fertig werden.

Grünen-Spitze fehlte

Zur Grundsteinlegung hatten Ministerpräsident Winfried Kretschmann, Verkehrsminister Winfried Hermann und OB Fritz Kuhn (alle Grüne), aber auch Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) und Vize-Regierungschef Thomas Strobl (CDU) abgesagt. Das Fehlen der Grünen-Spitze kritisierte der Berliner Verkehrsstaatssekretär Norbert Barthle (CDU) scharf. Kretschmann trage „für alle Bürger, nicht nur für das eigene Parteiklientel Verantwortung“. Für die Äußerung gab es Beifall.

Die Stadt werde „weiterhin konstruktiv an Stuttgart 21 mitarbeiten“, das sei die Botschaft von OB Kuhn und der Verwaltung, sagte Finanzbürgermeister Michael Föll (CDU). S 21 bringe der Stadt einmalige Entwicklungschancen. Föll zollte den Gegnern Respekt: „Sie haben Stuttgart 21 in einzelnen Punkten besser gemacht.“ Einen Umstieg oder Ausstieg werde es aber nicht geben, jetzt sei die Zeit der Realisierung.

Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) sieht im Bahnhofsbau einen „Meilenstein in der Geschichte des Landes“. Der Bahnhof werde die Menschen begeistern, sagte die Ministerin, während „Lügenpack“-Zwischenrufe gedämpft im Zelt zu hören waren. Die Projektgegner hatten sich am Bahnhofsturm postiert und nutzten ein Megafon. Lautstarke Zwischenrufe kamen auch vom Steg, der vom Hauptbahnhof in den Schlossgarten führt.

Klaus Pöllath, Vorstand der Züblin AG, zeigte sich stolz auf die Leistung seiner Bauleute. „Wir haben 2000 Ingenieure in Stuttgart, hier arbeiten die Besten der Besten“, sagte er. Regionalpräsident Thomas Bopp (CDU) nutze den Festakt, um auf Mängel der S-Bahn, den nötigen Ausbau und die mangelnde Finanzierung hinzuweisen. Darüber, sagte er an die Adresse von Norbert Barthle, müsse man auf Bundesebene sprechen. Die für 2027 geplante Internationale Bauausstellung könne für das neue Stadtquartier auf den Gleisflächen Impulse geben.