Reservist beim Schießen mit dem G36 (Symbolfoto-Archiv). Foto: dpa-Zentralbild

Möglicherweise war im Verteidigungsministerium schon früher bekannt, dass es Probleme bei der Treffsicherheit des Sturmgewehrs G36 gibt. Das berichtet das Magazin „stern“ und beruft sich auf einen geheimen Bericht des Bundesrechnungshofs vom Juni 2014.

Berlin - Die Spitze des Verteidigungsministerium wusste möglicherweise früher als bisher angegeben von Problemen bei der Treffsicherheit des Sturmgewehrs G36. Der „stern“ berichtete am Mittwoch, dass Sonderermittler des Ministeriums dem damaligen Staatssekretär Rüdiger Wolf über anonyme Vorwürfe und einen möglichen Konstruktionsmangel des Gewehrs berichtet hätten. Das Magazin beruft sich auf einen geheimen Bericht des Bundesrechnungshofs vom Juni 2014.

Nach den ersten Medienberichten über die G36-Probleme im April 2012 hatte das Verteidigungsministerium erklärt, dass erst Anfang November 2011 Probleme bei der Treffsicherheit festgestellt wurden. Diese hätten sich dann bei weiteren Tests bis März 2012 zunächst bestätigt.

Nach dem vom „stern“ zitierten Rechnungshofbericht soll das Wehrwissenschaftliche Institut der Bundeswehr auch Hinweise auf eine mögliche nachträgliche Materialveränderungen am G36 gefunden haben. In der Kunststoffmischung der Gehäuse der Seriengewehre sei der Zusatzstoff Polyethylen gefunden worden, der die Verformung der heißen Waffe befördern könne. Der Prototyp von 1993 habe diesen Stoff dagegen nicht enthalten. Polyethylen ist billiger als das sonst für das Gewehr verwendete Polyamid.

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hatte nach mehreren widersprüchlichen Gutachten im Sommer 2014 eine neue Untersuchung von Bundesrechnungshof, Fraunhofer Institut und Bundeswehr angeordnet, deren Ergebnisse noch im April erwartet werden. Die Ministerin hatte aber bereits in der vergangenen Woche die mangelnde Treffsicherheit für erwiesen erklärt.