Morsche Bäume, Äste, Gartenmöbel, Bauzäune und Verkehrsschilder - Sturm "Niklas" hat in Stuttgart und Region alles durch die Luft gewirbelt, was nicht niet- und nagelfest war. Die Stuttgarter Polizei fuhr gegen 15 Uhr ihren 100. Einsatz im Stadtgebiet.
Stuttgart und Region - Mit heftigen Orkanböen ist Sturm "Niklas" über Stuttgart und Region hinweggefegt und hat alles mit sich gerissen, was nicht niet- und nagelfest war. "Wir hatten gerade unseren 100. Einsatz", erklärte ein Sprecher der Stuttgarter Polizei am Dienstagnachmittag gegen 15 Uhr.
Leichte Verletzungen erlitt ein 22 Jahre alter Bauarbeiter in Zuffenhausen, als eine starke Windböe eine Kalksteinmauer umriss. Vier Männer waren den Angaben der Polizei zufolge gegen 9 Uhr mit Arbeiten an der etwa zweieinhalb Meter hohen und eineinhalb Meter breiten Mauer beschäftigt, als eine Sturmböe die etwa 700 Kilogramm schwere Mauer zu Fall brachte. Der 22-Jährige wurde dabei von der Leiter gerissen, Mauerteile streiften ihn am Rücken. Die Kalksteinwand zerschellte dicht neben dem Mann am Boden. Rettungskräfte brachten den 22-Jährigen zur Untersuchung in ein Krankenhaus.
Teile vom Dach gestürzt
In Stuttgart-Ost löste der Sturm große Blechteile vom Dach eines sechsstöckigen Hauses, die teilweise zu Boden stürzten. Ein größeres Teil hing noch an der Dachkante fest. Dieses musste von einer Höhenrettungsgruppe der Feuerwehr Stuttgart gesichert werden. Parallel zu den Sturmeinsätzen musste die Feuerwehr noch zu zwei vermuteten Küchenbränden im Stuttgarter Osten und Stuttgart-Mitte ausrücken. In beiden Fällen waren Speisereste angebrannt und hatten Rauchmelder ausgelöst. Durch den schnellen Einsatz der Feuerwehr konnte ein größerer Brand verhindert werden.
Schilder, Zäune und Schranken
Größtenteils mussten Polizei und Feuerwehr jedoch lediglich Verkehrsschilder, Bauzäune und Baustellenabschrankungen wieder aufrichten und sichern. Auch mehrere umgestürzte Bäume und abgebrochene Äste hielten Polizei und Feuerwehr auf Trab. "Alles nicht so dramatisch", so ein Sprecher der Polizei. Umstürzende Bauzäune, Verkehrszeichen und Bäume beschädigten mindestens neun Fahrzeuge. Auch zwei abgestellte Motorräder fielen durch Sturmböen um. Der entstandene Sachschaden dürfte mehrere Zehntausend Euro betragen (Stand 16 Uhr).
Kreise Ludwigsburg und Böblingen
Im Kreis Ludwigsburg und im Kreis Böblingen mussten die Rettungskräfte am Dienstagmorgen den Angaben der Polizei zufolge 165 Mal ausrücken (Stand 16 Uhr). Davon 95 Mal im Kreis Ludwigsburg und 70 Mal im Kreis Böblingen. Polizei, Feuerwehr, Straßenmeistereien und Rettungsdienste hatten alle Hände voll zu tun - umgestürzte Bäume und umherfliegende Gartenmöbel demolierten geparkte Autos, zahlreiche Dächer wurden abgedeckt, Vordächer abgerissen.
Allein in Schwieberdingen (Kreis Ludwigsburg) entstand ein Schaden von etwa 30.000 Euro, als der Sturmwind die Kunststoffüberdachung einer Firma in der Markgröninger Straße auf das Dach eines Nachbargebäudes schleuderte.
Auf der B10, im Bereich der Enzweihinger Steige bei Vaihingen an der Enz (Kreis Ludwigsburg) wurde gegen 12 Uhr ein Lkw von einer Windböe umgeworfen und blieb quer auf der Fahrbahn der Bundesstraße liegen. Der Fahrer blieb glücklicherweise unverletzt. Die B10 war zeitweise in beiden Richtungen gesperrt, der Verkehr wurde örtlich umgeleitet.
In Ludwigsburg musste gegen 13 Uhr der Salonwald komplett abgesperrt werden, da dort mehrere Bäume umgestürzt waren und weitere umzustürzen drohten.
In Leonberg (Kreis Böblingen) wurde gegen 16 Uhr eine ältere Dame von einer Windböe umgeworfen. Die Frau zog sich bei dem Sturz leichte Verletzungen zu.
Alles über Sturmtief "Niklas" in unserem Live-Ticker.
Kreis Göppingen
Auch im Kreis Göppingen hatten die Einsatzkräfte alle Hände voll zu tun. Bei Jebenhausen wurde ein Pritschenwagen am Dienstagmittag von der Fahrbahn geweht. Der Transporter kippte auf die Seite, der 56 Jahre alte Fahrer des Wagens erlitt leichte Verletzungen. Der Schaden am Fahrzeug wird auf 10.000 Euro geschätzt.
Gleich mehrere Bäume kippten auf einer Allee zwischen Böhmenkirch und Bartolomä auf die Landstraße. Die Feuerwehr war im Einsatz.
In Gingen an der Fils zeigte eine Ampelanlage in der Brückenstraße in die falsche Richtung - der Sturm hatte sie verbogen.
Kreis Esslingen
Ununterbrochen im Einsatz waren auch die Rettungskräfte im Kreis Esslingen. Kurz vor 14 Uhr flogen laut Augenzeugen am Sportheim Sielmingen die Dachziegel durch die Luft. Der Sturm deckte dort fast das halbe Dach ab. Die Polizei sperrte den Bereich weitläufig ab. Der Sachschaden beläuft sich auf rund 30.000 Euro.
Ungefähr zur selben Zeit rüttelte der Wind gefährlich an einem Festzelt auf dem Hundesportplatz in der Zeppelinstraße in Ostfildern-Kemnat. In diesem Bereich geparkte Autos wurden weggefahren. Die Feuerwehr war vor Ort.
Auf dem Gelände des Stuttgarter Flughafens blies der der Sturm am Dienstagmorgen leere Frachtcontainer über einen Abstellplatz fernab der Startbahn. Die Container wurden gesichert, eine Gefahr soll nicht bestanden haben.
Rems-Murr-Kreis
Im Rems-Murr-Kreis wurde eine 27 Jahre alte Frau verletzt, als sie mit ihrem Auto bei Kirchberg an der Murr gegen einen auf die Straße gestürzten Baum krachte. Rettungskräfte brachten die Frau in ein Krankenhaus. An ihrem Auto entstand Schaden in Höhe von 14.000 Euro.
In Fellbach schleuderte der Wind ein Dixi-Klo gegen ein Auto. Insgesamt musste die Polizei 50 Mal ausrücken.