Der Flächenverbrauch in Bergfelden durch die Erschließung eines neuen Baugebiets steht in der Kritik. Foto: Kopf

Irreversibler Flächenverlust und Naturzerstörung – zum geplanten Baugebiet "Stücken" in Bergfelden gab es im Gemeinderat reichlich Kritik. Stadtrat André Amon (SPD) tadelte zudem, dass beim Bergfelder Ortschaftsrat offenbar mit zweierlei Maß gemessen werde.

Sulz - Marc Steinbach (FWV) aus Bergfelden wollte sich in Namen des Ortschaftsrates keine Doppelmoral vorwerfen lassen. Das Thema Baugebiet "Stücken" sei im Ortschaftsrat durchaus kontrovers diskutiert worden, meinte er. In den "Auchtwiesen" habe es sich lediglich um ein bis zwei abgeholzte Bäume gehandelt. Zudem sei nicht jeder im Ortschaftsrat gegen das Regionale Gewerbegebiet – oder zumindest nicht aus dem Grund der Naturzerstörung.

Als "kurios" bezeichnete er die Anregung des Regierungspräsidiums, eine Bedarfsermittlung ähnlich der eines Flächennutzungsplanverfahrens durchführen zu müssen. "Dafür fehlt jegliche gesetzliche Grundlage. Das sehen auch alle anderen Regierungspräsidien des Landes so."

Gehweg an Ringstraße?

Weitere Anregungen betrafen etwa das Angrenzen des Gebiets an das FFH-Gebiet "Wiesen und Heiden an Glatt und Mühlbach". Dort sei keine Einschränkung zu erwarten, versicherte der Planer.

Die Polizei hatte einen einseitigen Gehweg an der geplanten Ringstraße angeregt. Leopold meinte im Gemeinderat, es sei nur Ziel- und Quellverkehr zu erwarten. Heinrich von Stromberg (CDU) schlug vor, aus Sicherheitsgründen zumindest eine optische Abgrenzung in Form einer anderen Pflasterung vorzusehen. Pino Potenza (FWV) unterstützte den Vorschlag und ergänzte, er wünsche sich für die Zukunft ein Infrastrukturkonzept angesichts der vielen Bauplätze und Menschen, die da auf die Stadt zukämen.

Von Stromberg wollte auch wissen, ob die künftigen Bauherren vom Gipskeuper-Untergrund wüssten. Verkarstungserscheinungen, wie Dolinen, sind demnach laut Landesamt für Geologie nicht auszuschließen. Leopold meinte, als Bauherr sei ein Einzelfallgutachten sinnvoll.

Boden ist nicht vermehrbar

Allgemein ein Problem mit dem Baugebiet hatte nicht nur André Amon. Auch Heidi Kuhring (GAL) fand, dass sich die Betrachtungsweise verändert habe. Der Flächenverbrauch sei ins Bewusstsein gerückt. Auch missfiel ihr, dass landwirtschaftliche Flächen verloren gingen und keine Mehrfamilienhäuser eingeplant seien.

Ihre GAL-Kollegin Gabriele Brucker zitierte die Stellungnahme des Landratsamtes, in dem ein "irreversibler Verlust der guten landwirtschaftlichen Nutzflächen" bedauert wird. "Boden ist nicht vermehrbar", heißt es zudem.

Brucker interessierte darüber hinaus, ob die Kläranlage das zusätzliche Schmutzwasseraufkommen durch das Baugebiet schaffen könne. Außerdem irritierte sie die Formulierung, dass Photovoltaik-Anlagen "nur" erwünscht seien.

Stadtbaumeister Reiner Wössner meinte, die Kläranlage werde ohnehin erweitert, wenn auch das Baugebiet nicht der Auslöser sei. Die zusätzliche Schmutzwassermenge sei zu vernachlässigen. Bürgermeister Gerd Hieber ergänzte zur Solarfrage: Da das Gesetz über den örtlichen Bauvorschriften stehe, mache die PV-Pflicht die Formulierung obsolet.

Am Ende stimmten fünf Stadträte von der GAL und der SPD gegen den Beschluss. "Wer Naturschützer ist, kann bei so etwas nicht zustimmen", meinte Amon.