Das Ensemble „Theaterbühne im Keller“ probt „Julien“, eine Dramatisierung eines Romans von Stendhal, ein. Die Premiere ist bereits am kommenden Freitag. Foto: Baublies

„Julien“ heißt die Bearbeitung eines Romans des französischen Autors Stendhal. Die „Theaterbühne im Keller“ führt das Drama an den kommenden drei Wochenenden im Stiftsschaffneikeller auf. Wir haben eine der letzten Proben vor der Premiere besucht.

Der Schweizer Dramatiker Lukas Bärfuss hat dem Roman „Rot und Schwarz“ von Marie-Henri Beyle, der unter dem Pseudonym Stendhal schrieb, aus dem Jahr 1830 für die Bühne bearbeitet. Die Uraufführung in Basel war im Jahr 2020. Das Lahrer Ensemble wird eines der ersten Laientheater sein, dass die Bearbeitung auf die Bühne bringt. Regisseur Christopher Kern, der den Stoff entdeckt hat, erklärt vor Beginn einer der letzten Proben im Stiftsschaffneikeller, warum das Stück in diesem Jahr die Saison der „Theaterbühne im Keller“ eröffnet.

 

Kern beschreibt nicht nur das Drama, sondern auch den Roman als verblüffend modern. Die Themen wie auch die Sprache klingen eben nicht wie vom Anfang des 19. Jahrhunderts. Da Kern mit dem Ensemble „Theater im Gewölbe“ aus Offenburg bereits ein anderes Stück von Bärfuss einstudiert hatte, war er auf dieses Drama zuerst einfach nur neugierig gewesen.

Die titelgebende Figur ist kein Held, auch keine der anderen Protagonisten

Die Lektüre hat ihn so fasziniert, dass er auch den Roman von Stendhal, „sogar in einer älteren Übersetzung“, gelesen hat. Die Figur des Julien – das Drama heißt so nach der Hauptfigur des Romans, Julien Sorel – beschreibt Kern zuerst als „vielschichtig“. Das Interessante an der Figur sei, dass sie nach und nach ein eigenes Profil entwickelt. Bärfuss beschreibt das vor der Uraufführung so: „Julien ist klug, zart und schön.“ Also würde ihn der Vater „zu Pfaffen schicken“ – auf dass diese ihn „glattbügeln“.

Den Julien in der Inszenierung im Stiftsschaffneikeller spielt Philipp Braunhart, eine Überraschung im Ensemble. Braunhart ist erst seit 2023 dabei und hat erst in zwei Inszenierungen mitgewirkt. Kern ergänzt, das Julien kein Held ist, wie auch keine der anderen Figuren.

Spannend wird die Vorführung sicher. Bärfuss fasst den Inhalt knapp so zusammen: Der Vater hat Julien „als Hauslehrer an den reichsten Mann im Dorf“ verkauft. Dessen Frau sei „dreißig, aber schon tot – gestorben an ihrer Ehe.“ Mit der Konsequenz, dass sich zwischen der Bürgermeistergattin und dem Hauslehrer etwas anbahnt. Die Aufführung von „Julien“ besteht aus insgesamt drei Akten und vielen Szenen.

Romanvorlage schildert französische Gesellschaft vor Revolution von 1830

Die Bühne ist dabei mehrfach zweigeteilt. Das heißt, dass ein Teil beleuchtet ist und dort gespielt wird. Mit dem Wechsel des Lichts ändert sich im anderen Teil der Bühne auch die Szenerie.

Von seinen Lebensdaten gehört Stendhal (1783-1842) eigentlich zur Epoche der Romantik. „Rot und Schwarz“ (im Original: „Le Rouge et le Noir“) erschien 1830. Zum Verständnis: Der Roman „Notre Dame des Paris“ (auf Deutsch etwas irreführend als „Der Glöckner von Notre Dame“ erschienen) von Victor Hugo wurde 1831 veröffentlich. Diese Buch ist heute einer der Klassiker der romantischen Epoche. Der Stil Stendhals in „Rot und Schwarz“ ist dagegen eine frühe Form des Realismus. Der Autor schildert präzise und sehr realistisch Gesellschaft und Missstände in Frankreich kurz vor der Julirevolution 1830, also seiner unmittelbaren Gegenwart.

Aufführungen

Die Premiere von „Julien“ des Ensembles „Theaterbühne im Keller“ läuft am Freitag, 14. März, von 19.30 Uhr an im Stiftsschaffneikeller. Weitere Vorstellungen gibt’s am Sonntag, 16. März, von 17 Uhr an, Freitag, 21. März, wieder um 19.30 Uhr, Samstag, 22. März, 19.30 Uhr sowie Samstag, 29. März, 19.30 Uhr und Sonntag, 30. März, wieder um 17 Uhr.