Vier Frauen, vier Monologe mit ihren fiktiven Gegenübern – mehr braucht das aktuelle Stück der Neuen Studiobühne nicht, um die Zuschauer in den Bann zu ziehen.
Baiersbronn - Im Saalstück "Ungehaltene Reden ungehaltener Frauen" von Christine Brückner glänzten die Akteurinnen nicht nur schauspielerisch, auch inhaltlich hatten es die Szenen in sich.
Im Musiksaal des Richard-von-Weizsäcker Gymnasiums in Baiersbronn fanden die ersten beiden Spieltermine statt. Unter der Regie von Daniela Burkhardt hatten die Schauspielerinnen viele Wochen geprobt, um nun das Stück präsentieren zu können. Einmal mehr ist es Burkhardt gelungen, ein stimmiges Ganzes zu schaffen, in dem die Schauspielerinnen ihr Bestes gaben.
Modern und überraschend
Drei kleine Bühnen, darauf einige Holzkisten und in der Mitte eine Festtafel reichten als Kulisse aus, um den Besuchern Geschichten der Vergangenheit aus weiblicher Sicht modern und überraschend zu präsentieren. Es sind Frauengestalten aus Geschichte, Literatur und Mythos, die in dem Stück harte Worte finden für den Mann ihrer Träume, beziehungsweise ihrer Albträume.
Den Anfang machte Katharina Luther, gespielt von Regine Müller. Im Zwiegespräch mit dem großen Reformator fordert sie mehr Rechte für Frauen und zeichnet ein Bild vom damaligen Leben. Emanzipiert mit einem Schuss Weltoffenheit fragt sie: "Warum kann der Mann nicht auch mal der Frau gehorchen?" In einer Nebenrolle ist Julia Kotsch als Gehilfin Magdalena zu sehen.
Intrigen und Verrat
Der Wechsel zu der fiktiven Figur Desdemona aus Shakespeares Werk "Othello" entführt die Zuschauer in eine Welt aus Intrigen und Verrat. Desdemona, gespielt von Vanessa Schmidt, kämpft um ihr Leben und rechnet mit dem großen Feldherren ab. "Warum glaubst du mir nicht? Ich wurde verraten", fleht sie um ihr Leben.
Markerschütternd ist der Schrei von Gudrun Ensslin (Meike Müller), der inhaftierten RAF-Terroristen, die mit ihrem Leben abrechnet und getrieben und zerrissen in ihrer Zelle umherirrt. "Ich habe ein Kind, bin aber keine Mutter", sagt sie. Wahnsinnig und von der falschen Idee getrieben, bringt sie sich im Gefängnis um. Schauspielerisch zeigte Meike Müller eine Glanzleistung und schaffte es, den Zuschauer tief in die Seele der verurteilten Terroristin blicken zu lassen.
Harter Wechsel
Hart war der Wechsel zu Eva Braun, der Geliebten und Ehefrau von Adolf Hitler, die mit ihm gemeinsam in den Tod geht. Ursula Fuchs zeigte beklemmend, sprachgewaltig und teils amüsant die letzten Stunden vor Eva Brauns Freitod. Ursula Fuchs spielte die Hitler anhimmelnde Geliebte, die sich als Dummchen entpuppt, mal von den unendlichen Monologen Hitlers berichtet, mal als naive Getäuschte zum Thema Konzentrationslager kühl feststellt "Ich kann mich nicht um alles kümmern".
Am Ende gab es viel Applaus für einen Theaterabend, der es in sich hatte. Die vier Darstellerinnen schafften es, die Zuschauer innerhalb von wenigen Minuten in die Geschichten der Frauen eintauchen zu lassen und aus weiblicher Sicht Einblicke zu vermitteln. Die Botschaft des kurzweiligen und sehenswerten Stücks lag klar auf der Hand: Es gibt immer zwei Seiten der Medaille, je nach dem, aus welchem Blickwinkel man sie betrachtet. Eines noch zum Schluss: Es ist nicht nur ein Stück für Frauen.
Weitere Spieltermine
Weitere Spieltermine sind am 3. und 4. Februar im Rosensaal Baiersbronn, am 5. Februar im Kurhaus Schönmünzach, am 10. und 11. Februar in der Heinrich-Schickhardt-Schule in Freudenstadt und am 12. Februar in der Grundschule Klosterreichenbach. Karten gibt es im Vorverkauf für 18 Euro (ermäßigt elf Euro) über die Homepage der Studiobühne, bei der Osiander-Buchhandlung, bei der Baiersbronn Touristik am Rosenplatz und bei Partnern von Schwarzwald-Plus.