Studierende der Hochschule für Polizei bei der Waliser Polizei (von links): Julia Kopp, Alexander Kufner, Kevin Richards (Polizei Wales), Matthias Albert und Laura Sauerteig. Foto: Alexander Kufner

Auslandsaufenthalte im Rahmen des Studiums sind an der Hochschule für Polizei gelebte Praxis. Beliebt sind Länder wie Österreich, Schweiz oder Großbritannien.

Drei Wochen Hospitationen bei Polizeiorganisationen im Ausland sind im Rahmen des Bachelor-Studiums an der Hochschule für Polizei in Schwenningen möglich.

 

Je geringer die Sprachbarriere, desto beliebter das Land, sagt Christian Lehberger, Leiter des akademischen Auslandsamtes. Allerdings müssen die Studierenden den Auslandsaufenthalt aus eigener Tasche bezahlen. Trotzdem ist die Resonanz auf das Angebot gut.

Hans Ebel, inzwischen im Ruhestand, hat dieses Programm lange Jahre begleitet und unterstützt auch heute noch. „Wir versuchen, die Wünsche der Studierenden bei der Wahl des Landes zu berücksichtigen.“ Hauptaufnahmeländer sind die Schweiz, Großbritannien und Frankreich. Will man sich im Ausland zurechtfinden, muss man die jeweilige Landessprache beherrschen oder beide Seiten sich wenigstens auf Englisch verständigen können.

Schweiz sehr gefragt

Ziele für Studienaufenthalte sind außerdem Italien, Spanien, Malta, Österreich oder Ungarn. „Wir versuchen gerade, Kontakte nach Estland aufzubauen“, berichtet Lehberger. Das sei aus Sicht der Hochschule interessant wegen der dortigen EU-Außengrenze zu Russland beziehungsweise „Frontex-Bewegungen“. Frontex ist die europäische Agentur für die Grenz- und Küstenwache und verantwortlich für den Schutz der Außengrenzen des Schengen-Raums.

Die Studenten David Ott (von links), Alexander Kufner und Christian Lehberger, Leiter des akademischen Auslandsamtes der Hochschule für Polizei. Foto: Cornelia Hellweg

Froh ist man über die Kontakte zur International Police Association (IPA), deren Netzwerk ebenfalls hilfreich ist für den kurzen Draht zu ausländischen Polizeiorganisationen. Für einen Kurzbesuch der interkantonalen Polizeischule in Hitzkirch haben sich laut Engel 100 Personen angemeldet. Dort werden Polizisten aus elf Schweizer Kantonen ausgebildet. „Das kommt immer sehr gut an.“ Ob die deutschen Kollegen im Ausland mit ihrer Uniform auftreten oder gar Dienstwaffe Tragen dürfen, ist je nach Gastland unterschiedlich. „Wir fordern nach jedem Auslandsaufenthalt einen Erfahrungsbericht von den Studierenden ein. Da sieht der eine oder andere, dass der andere Garten zwar schön, aber der eigene auch nicht schlecht ist.“ Neue Erfahrungen machen, Netzwerke aufbauen, über den eigenen beruflichen Tellerrand schauen – das alles bringt so ein Studienaufenthalt mit sich. „Das sind Einblicke, die kriegt man so nie wieder“, weiß Christian Lehberger. Das bestätigen die beiden Studenten Alexander Kufner und David Ott.

Verbrechen kennt keine Grenzen

Kufner ist im Hauptstudium Schutzpolizei. Vor seinem Wechsel zur Polizei war er bereits – auch international – als Wirtschaftspsychologe tätig. Mittlerweile ist er IPA-Mitglied. „Verbrechen kennt keine Grenzen.“ In Großbritannien hat er Einblicke gewonnen bei der Polizei in Wales oder in Schottland. In Nordirland sei die Bevölkerung im Nachgang des Bürgerkrieges traumatisiert. Deshalb gelten für Polizisten andere Regeln zur Eigensicherung als im Rest des Vereinigten Königreiches.

Gesichtserkennung möglich

Dort versteht man sich als Bürgerpolizei nach dem Motto ‚Keeping people safe‘“, berichtet er. Ein großer Unterschied ist, dass mit Gesichts- und Kennzeichenerkennung sowie generell mehr Überwachungskameras im öffentlichen Raum der Polizei in Großbritannien für die Ermittlungen mehr Möglichkeiten zur Verfügung stehen als in Deutschland mit seinen strengeren Datenschutzregeln auch für die Polizei.

„Interessant ist, wer wird wie Polizist in den verschiedenen Ländern“, ergänzt Christian Lehberger. Während die Ausbildung hierzulande vier bis fünf Jahre in Anspruch nehme, gebe es in anderen Ländern zum Teil viel kürzere Ausbildungszeiten. „Wir sind dankbar, dass die Polizei in Baden-Württemberg intensiv in Theorie und Praxis ausgebildet wird“, sagt Lehberger.

In der Schweiz, so Hans Engel, lernen die Polizisten in den jeweiligen Kantonen ihr Handwerkszeug. Nach einer Einführung und einem Jahr an der Polizeischule, gehe es zum regulären Dienst zurück in die Kantone. „Jeder Kanton hat seinen eigenen Typ Dienstwaffe.“

Schottland und der Brexit

David Ott ist seit 2011 bei der Polizei und nutzt nun die relativ neue Möglichkeit des erfahrungsbasierten Studiums an der Schwenninger Hochschule. Weil er ein Faible für die englische Sprache hat, entschied er sich für das Thema „Schottland und der Brexit mit Blick auf die Unabhängigkeitsbestrebungen“ für seine Bachelor-Arbeit. Auch er ist IPA-Mitglied. „Das war der Eisbrecher und habe den Kontakt zu den schottischen Kollegen sehr erleichtert in Edinburgh und Glasgow. Der Brexit – also der Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Gemeinschaft – ist Fakt, wäre aber in Schottland anders entschieden worden, nämlich mit einer Mehrheit für den Verbleib in der EU. Darüber hinaus gibt es dort seit Jahren starke Bestrebungen, unabhängig zu werden. Wenn man zu Gast ist, freut man sich sicher auch über diesen Charakterzug. „Die Schotten sind sehr gesellig.“

Interessant, da sind sich beide einig, sind die Einblicke in Techniken und Taktiken ausländischer Polizeiorganisationen. Das, was unter Umständen besser läuft, nimmt man als Erfahrung mit.

Christian Lehberger bemüht sich um die Aufnahme der Hochschule in das Erasmus-Programm. Dies hat unter anderem zum Ziel, die Internationalisierung des Hochschulbereichs in Europa voranzubringen. Mit einer Aufnahme wäre es möglich, dass Studierende den Auslandsaufenthalt nicht aus eigener Tasche voll finanzieren müssen sondern einen Zuschuss bekämen. Dafür müssen seitens der Hochschule diverse Kriterien erfüllt sein – unter anderem Partnerschulen im Ausland. Alexander Kufner und Daniel Ott möchten ihre Auslandserfahrung nicht missen. Und über die IPA bleiben Kontakte erhalten.