Die Haslacher Innenstadtbetriebe gehören bei der Digitalisierung zu den Spitzenreitern in der Region. Foto: Kleinberger

Besonders der Tourismus hat noch Nachholbedarf: Ein Digitalisierungscheck der IHK hat ergeben, dass Betriebe in den Innenstädten oft Kunden verlieren, weil sie online nicht präsent sind. Von den untersuchten Städten ist Haslach am besten aufgestellt.

Ortenau - "Durch den fortschreitenden Strukturwandel wandert zunehmend Kaufkraft in den Onlinehandel ab", heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt Kehl. Umso wichtiger ist ein sichtbarer Online-Auftritt. In der Rheinstadt hat Thomas Kaiser, Innenstadtberater der Industrie und Handelskammer Südlicher Oberrhein, die Ergebnisse des Digitalisierungschecks vorgestellt. Neben Kehl waren auch Haslach und Ettenheim Teil der Studie mit interessanten Ergebnissen.

Untersucht wurden von Februar bis Mai 2022 insgesamt 750 Betriebe in sieben Innenstädten. Diese verteilen sich auf die Branchen Dienstleistung (23 Prozent), Einzelhandel (35 Prozent), Handwerk (18 Prozent) und Tourismus (24 Prozent). "Mit 750 vollständigen Datensätzen ist die Umfrage durchaus repräsentativ für Innenstadtbetriebe in eher kleineren Städte unter 50 000 Einwohner", beurteilt die IHK ihr Untersuchungsergebnis.

Erster großer Untersuchungspunkt war demnach, ob die Betriebe eine eigene Webseite haben. Dies trifft auf 68 Prozent der Unternehmen zu. Haslach ist dabei Spitzenreiter mit 75 Prozent. Auch Ettenheim liegt mit 70 Prozent über dem Durchschnitt. Auffällig: In Kehl ist der Anteil mit 58 Prozent mit Abstand am geringsten.

Kaiser erklärte sich das Ergebnis durch die besondere geografische Lage Kehls. Dadurch sei die Rheinstadt tendenziell eher großstädtisch aufgestellt. Das heißt: Durch die Besuche aus dem Stadtgebiet, dem Ortenauer Umland aber auch aus Straßburg und dem Elsass wies die Kehler Innenstadt über Jahrzehnte eine hohe Passantenfrequenz auf. Eine digitale Sichtbarkeit sei daher für 42 Prozent der Betriebe nicht zwingend notwendig gewesen.

Nur 57 Prozent der Tourismusbetriebe haben eine Webseite

Nach Branchen betrachtet, weisen die Tourismusbetriebe den größten Nachholbedarf auf. 57 Prozent haben hier eine eigene Homepage. Zu Tourismusbetrieben zählt die IHK allerdings auch Restaurants und Kebap-Schnellimbisse. "Nahezu jeder zweite Besucher einer Stadt und der dortigen wirtschaftlichen Akteure informiert sich heute vorab online über das Angebot vor Ort. Wer da nicht digital über einen Google-Business-Eintrag, eine eigene Webseite oder Social-Media-Kanäle sichtbar ist, der existiert für diese Zielgruppe schon nicht mehr", beurteilt Kaiser in einer IHK-Mitteilung dieses Ergebnis.

Großes Ausbaupotenzial herrscht laut IHK in den sozialen Medien. 64 Prozent aller untersuchten Betriebe betreiben eine Facebook-Seite, 42 Prozent sind auf Instagram aktiv. Auch in diesem Bereich zeigt sich Haslach fortschrittlich: Mit 71 beziehungsweise 46 Prozent liegt die Stadt im Kinzigtal über dem Durchschnitt. Ganz anders sieht das Bild in Ettenheim aus: Nur 46 Prozent der Betriebe sind auf Facebook, gar nur ein Viertel auf Instagram – die niedrigsten Werte der Studie. "Es mag sein, dass die geringe Instagramnutzung auch mit der Zielgruppe zusammen hängt, die hauptsächlich im stationären Bereich angesprochen werden", so die IHK. Tourismusbetriebe weisen mit 69 Prozent den höchsten Wert an Facebook-Nutzungen auf. "Der Tourismus ersetzt die fehlende Website durch Facebook, aber noch nicht durch Instagram", urteilt die IHK.

Per Google gut zu finden

85 Prozent aller untersuchten Betriebe sind über die Suchmaschine Google gut zu finden. Sie tauchen bereits auf der ersten Seite auf, wenn man Name und Ort eingibt. Mit 77 Prozent stehe auch dabei der Tourismus hinten an, so die IHK. Wenn die Suchmaschinenoptimierung gut ausgebaut ist, wird laut der Studie die Mobilfähigkeit und der Google-Business-Eintrag der Webseite immer wichtiger. Diese Anteile seien mit 82 beziehungsweise 95 Prozent ebenfalls sehr hoch.