Am hinteren Damm soll die Rheinbrücke mal entstehen. Foto: Kapitel-Stietzel

Das Projekt einer Rheinbrücke für Linienbusverkehr sowie Radfahrer und Fußgänger hat der Ortschaftsrat Ottenheim bereits 2020 abgelehnt. Nun gibt er zwei Machbarkeitsstudien in Auftrag – für eine Brückenvariante ohne Busse und eine Rad-Fähre.

Die Idee einer Rheinbrücke zwischen Ottenheim und Gerstheim geht auf den grenzüberschreitenden Zweckverband „Vis-a-Vis“ zurück. Die Gemeinde Schwanau ist Mitglied des Verbands. Dieser habe nach der Kommunalwahl im vergangenen Jahr Kontakt zum Ortschaftsrat aufgenommen, erklärte Ortsvorsteher Patrick Fertig (FW).

 

Damals hätte es keine Änderung an der Haltung gegeben. Erst durch neue Vorschläge habe sich die Situation verändert, so dass nun eine Machbarkeitsstudie einer Brücke für Radfahrer und Fußgänger im Raum stehe. Diese werde vom Zweckverband durchgeführt.

„Ich kann dem Projekt etwas abgewinnen“, bekräftigte Fertig. Man dürfe nicht überall nein sagen und blockieren. Martin Weißer (CDU) jedoch „ist prinzipiell dagegen“. Es sei fraglich, wer alles zahlt und er glaube, dass es nicht zu leisten sei für den Ort. Elmar Trunkenbolz (CDU) steht auf der Seite der Befürworter: „Was dabei rauskommt, sehen wir, wenn es so weit ist.“ Damals ginge es noch um die Busse, die jetzt keine Rolle mehr spielen, stellt Trunkenbolz fest. Stefan Bruder (CDU) sehe keine Möglichkeit, den Ort an der Finanzierung zu beteiligen.

Radfähre ist Alternative zu der geplanten Brücke

Dennoch befürworte er die Studie, man könne jederzeit aussteigen. Er „möchte sich nicht vorwerfen lassen, nichts getan zu haben“. Der Sozialdemokrat Lutz Weide brachte eine Fähre als alternativen Vorschlag in die Debatte ein. Man solle ein bisschen Geld in die Hand nehmen und eine Fähre für den Radverkehr implementieren. Eine Brücke sei viel zu teuer für den potenziellen Erfolg. Sebastian Schäfer (FW) möchte es konsequent angehen: „Wenn die Studie gemacht wird, dann bis zum Ende.“

Gemeinderat Jonas Maurer stand beratend zur Verfügung, seiner Meinung nach solle man ein grenzüberschreitendes Projekt nie ablehnen. Die Haushaltslage sei kritisch, was eine Zustimmung erschwere. Nils Schneckenburger (FW) zeigt sich ebenfalls offen für die Studie, auch wenn man Punkte ergänzen solle, wie zum Beispiel eine Fähroption. Fertig erinnerte an die Zeiten, als es eine Brückenverbindung zwischen Ottenheim und Gerstheim gab.

Mehrwert für Tourismus gilt es zu berücksichtigen

Natürlich müsse eine Anbindung berücksichtigt werden, aber bis die Brücke stehe, „vergehen noch ein paar Jahre“. Schwanaus Bürgermeister Marco Gutmann, der an der Ortschaftsratssitzung teilnahm, merkt zu den Ausführungen an: „Man hat nie über die Kostenverteilung diskutiert“. Außerdem gelte es, den Mehrwert einer Rheinbrücke für den Tourismus sowie für die Gastronomie zu bedenken. Zunächst gehe es aber um die Machbarkeitsstudie, die eine Realisierung des Projekts überprüfen solle.

Bei der Abstimmung diskutierten die Räte über dessen Form. Weide gab an, für eine Fähre und gegen eine Brücke zu stimmen. Daher schlug Ortsvorsteher Fertig vor, jeweils über eine Machbarkeitsstudie für eine Brücke sowie über eine Machbarkeitsstudie für eine Fähre abzustimmen. Der Antrag für die Brücke erhielt eine Mehrheit von sechs Stimmen bei zwei Gegenstimmen, der Auftrag für die Fähre-Studie wurde einstimmig abgesegnet.

Hintergrund „Vis-à-Vis“

Der Zweckverband „Vis-à-Vis“ wurde 2004 als grenzüberschreitender Zweckverband nach Karlsruher Abkommen mit Sitz in Erstein gegründet. Zu den Zielen gehört unter anderem die kulturelle Zusammenarbeit sowie der Bau einer Rheinbrücke bei Gerstheim. Dem Verband gehören acht badische Gemeinden und Städte (Lahr, Friesenheim, Meißenheim, Ringsheim, Schwanau, Kappel-Grafenhausen, Rust und Kippenheim und 28 Gemeinden im Kanton Erstein) an. Der Zweckverband unterliegt französischem Recht.