Die bundeseinheitliche Nutzungsgebühr für die Stromübertragung im Überland-Transportnetz soll im kommenden Jahr steigen. Foto: picture-alliance/ dpa/Jürgen Lösel

Wie ein Puzzle setzt sich der Strompreis aus vielen Teilen zusammen. Einer davon sind die Netzentgelte. Wie sehr die im Südwesten 2025 steigen dürften, zeichnet sich nun ab.

Stromkunden müssen im kommenden Jahr mit höheren Kosten rechnen. Wie viel teurer Energie wird, zeichnet sich nach und nach ab. Nun haben die vier Übertragungsnetzbetreiber Amprion, 50Hertz, TenneT und Transnet-BW am Dienstag mitgeteilt, die bundeseinheitliche Nutzungsgebühr für die Stromübertragung im Überland-Transportnetz im kommenden Jahr erhöhen zu wollen. Nach vorläufigen Zahlen sollen die durchschnittlichen Netzentgelte für die „Stromautobahnen“ im nächsten Jahr bei 6,65 Cent pro Kilowattstunde liegen, 3,4 Prozent höher als im laufenden Jahr (6,43 Cent pro Kilowattstunde).

Mehrkosten für Verbraucher

Für einen durchschnittlichen Drei-Personen-Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 3500 Kilowattstunden würde die Erhöhung eine Mehrbelastung von rund 7,70 Euro pro Jahr bedeuten. Netzentgelte sind ein Bestandteil des Strompreises. Energieanbieter zahlen sie für die Nutzung der Strom- und Gasinfrastruktur an Netzbetreiber – und geben sie in der Regel an die Verbraucher weiter. Die Bundesnetzagentur reguliert und kontrolliert die Netzentgelte, die sich zum Beispiel je nach Abnahmemenge unterscheiden oder danach, ob es sich um Hoch- oder Niedrigspannung handelt.

Ein Hauptgrund für den Anstieg seien gestiegene Kosten für das sogenannte Engpassmanagement, mit dessen Hilfe Überlastungen der Leitungen vorgebeugt werde. „Allein dieser Kostenblock macht inzwischen über 50 Prozent der Netzentgelte aus“, betonten die Netzbetreiber.

Netzausbau verschlingt Milliarden

Zweiter Faktor seien die Investitionen in den Netzausbau. „Diese sind unerlässlich, um insbesondere den Aus- und Umbau des Netzes für eine klimaneutrale Energieversorgung voranzutreiben.“ Die Gebühren sind bundesweit einheitlich. Die endgültige Höhe wollen die Netzbetreiber bis zum Jahresende bekannt geben.

Die Entgelte für die auch „Stromautobahnen“ genannten Übertragungsnetze bilden zusammen mit den Gebühren für die regionalen, so genannten Verteilnetze den Kostenblock Netzentgelte auf der Stromrechnung der Endkunden. Anders als die Verteilnetzentgelte sind die Übertragungsnetzentgelte deutschlandweit einheitlich. Die gesamten Netzentgelte einschließlich Messung und Messstellenbetrieb machen laut jüngster Strompreisanalyse des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) gut ein Fünftel des Strom-Gesamtpreises aus.

Netzbetreiber: Weiterer Netzausbau senkt Kosten

Die vier Unternehmen gehen davon aus, dass sich die Kosten für Netzreserve und Engpassmanagement mit fortschreitendem Netzausbau vermindern werden. Um die Belastungen für Wirtschaft und Verbraucher abzufedern, sprechen sie sich für eine Stabilisierung der Netzentgelte aus: „Eine Möglichkeit ist, die in der Transformationsphase entstehenden Kosten etwa für Netzreserve und Engpassmanagement von den Netzentgelten zu trennen und stattdessen durch Mittel aus dem Bundeshaushalt zu finanzieren.“

Das Strom-Übertragungsnetz in Deutschland hat eine Länge von knapp 39.000 Kilometern. Das Strom-Verteilnetz mit den Spannungsebenen darunter hat eine Länge von insgesamt rund 1,9 Millionen Kilometern.