Der stundenlange Stromausfall am Dienstag hat praktisch alle Lebensbereiche in und um Hechingen lahmgelegt. Wir haben uns umgehört.
Hechingen - Weil eine riesige Zahl von Betrieben und Personen betroffen war, ließ sich natürlich kein abschließendes Bild gewinnen. Aber Einzelfälle zeigen, welche Folgen so ein Stromausfall haben kann. Hart getroffen hat es die Eisdiele Piccola Venezia an der Johannesbrücke. Hier musste sämtliches Eis, das in der Verkaufstheke für diesen heißen Sommertag bereitlag, entsorgt werden. "Speiseeis muss mindestens minus 14 Grad haben, bei der Hitze war das schnell überschritten", so Wirtin Roberta Pillot. Und die Kaffeemaschine läuft natürlich auch nur mit Strom. Also wurde zugemacht. Ihr Mann verbrachte den Nachmittag damit, frisches Eis zu machen.
Zahnarzt Wolfgang Günter im Nachbarhaus saß unterdessen am Praxis-Computer und versuchte angestrengt das System wieder zum Laufen zu bringen. Krankenkassen-Karten lesen, Akten, Kundendaten – alles läuft elektronisch. "Gottseidank war ich nicht gerade am bohren", sagte er. Da hätte man dann improvisieren müssen, "die Betäubung hält ja nicht ewig an". Aber als in seiner Praxis der Strom ausfiel, war nur eine Frau beim röntgen.
Keine Beleuchtung im Lokal, kein Kassensystem, Speisenzubereitung schwierig
Vor der Kupferpfanne um die Ecke kam kurz darauf Wirt Gert Merkel unterdessen mit dem Moped angefahren. "Wir haben schnell beschlossen, zuzumachen. Keine Beleuchtung im Lokal, kein Kassensystem, Speisenzubereitung schwierig, "wir haben schnell gesehen, dass das keinen Sinn macht". In dem sonst gut gehenden Lokal musste er dann aber nicht viele Gäste wegschicken. "Die haben wohl selber gedacht, dass hier nichts geht, und kamen gar nicht erst", erzählt er. Am Abend war dann wieder Normalbetrieb.
Einige hungrige Kunden waren wohl zum Hähnchengrill von Hahn im Korb beim Kaufland abgewandert. "Das war ein Riesenansturm hier", erzählt Hamidreza Sayah, der hier am Grill steht. Glücklicherweise habe er eine ganze Garnitur Hähnchen fertig gehabt. Einziges Problem sei gewesen, dass die Kasse nicht ging. Also wurde alles auf einen Block notiert, "und die Leute haben riesig Trinkgeld gegeben, weil wir nicht gut rausgeben konnten. Aber die waren so froh, dass es bei uns was gab", so der Grill-Chef.
Nichts geht mehr hieß es dagegen in den Supermärkten. Die Waren in den Regalen wurden zwar von Notstromgeneratoren gekühlt, aber da durch den Stromausfall auch die Datenleitungen nicht mehr funktionierten, waren die Kassensysteme lahmgelegt. Und wie beim Grillwagen die Rechnungen von Hand notieren und später in der Kasse nachtragen, ging hier natürlich nicht. Das gleiche galt für die Tankstellen.
Ein Notstromaggregat sprang auch in der Wohneinrichtung für Schwerbehinderte der KbF an der Staig an. Bewohner hier sind teilweise auf Beatmungsgeräte und andere medizinische Hilfsgeräte angewiesen. Als der Strom ausfiel, sprang der Motor des Aggregats automatisch an. In diesem Gebäudekomplex war vom Stromausfall wenig zu spüren.