Auf dem Dach des Parkhauses Calwer Markt soll eine Photovoltaik-Anlage entstehen – möglicherweise auch auf anderen städtischen Gebäuden. Ein heikles Thema in der Innenstadt.
Die Calwer Innenstadt und ihre Dächer, das ist in Calw so eine Sache. Vor allem wenn es um Photovoltaik-Anlagen (PV-Anlagen) geht – denn die gefallen auf den historischen Ziegeln der Fachwerkhäuser nicht jedermann.
Vergleichsweise unumstritten ist dagegen ein Projekt, das nun unlängst im Calwer Gemeinderat besprochen wurde: eine PV-Anlage auf dem Parkhaus Calwer Markt. Diesem Vorhaben stimmte das Gremium ohne Diskussion bei einer Gegenstimme zu.
Mögliche PV-Anlagen
Konkret möchte die Schwarzwald nature GmbH, eine 100-prozentige Tochter der Stadtwerke Calw, eine PV-Anlage auf dem Dach des Gebäudes installieren.
Der Anstoß dazu wiederum kam vom Gemeinderat. Dieser hatte die Schwarzwald nature GmbH beauftragt, öffentliche und städtische Gebäude zu finden, die sich für solche Anlagen eignen.
Neben dem Parkhaus stehen für diesen Zweck gegenwärtig noch weitere Flächen im Raum: die Dächer des Maria-von-Linden-Gymnasiums, der Walter-Lindner-Halle, der Grundschule Stammheim und der Sporthalle Heumaden, heißt es in den Unterlagen.
Energiekosten reduzieren
Öffentliche Dächer eigneten sich besonders gut, für PV-Anlagen, erklärt die Verwaltung. Diese seien in der Regel frei und verfügen über eine geprüfte Statik. Darüber hinaus könne der dort erzeugte Strom direkt den Eigenbedarf von Schulen, Sport- oder Verwaltungsgebäuden bedienen.
„Das reduziert dauerhaft Energiekosten, entlastet das Stromnetz und stärkt die Vorbildfunktion der Stadt“, steht in der Vorlage zu lesen. Hinzu komme der Klimaschutzaspekt.
Bedenken bei Photovoltaik
Im Fall des Parkhauses Calwer Markt sind jedoch Bedenken nicht weit – weil sich das Gebäude in der Innenstadt befindet. Genauer gesagt im Satzungsgebiet der Gestaltungssatzung; letztere soll das (historische) Stadtbild schützen soll. Und gerade PV-Anlagen waren dabei in der Vergangenheit heftig umstritten.
Die geplanten PV-Anlagen auf dem Parkhaus, berichtet die Verwaltung, sollen jedoch – wenn überhaupt – nur von der Bischofstraße aus sichtbar sein. Die Seite zur Bischofstraße hin soll zudem gar nicht mit PV belegt werden. Seitliche Abstände würden berücksichtigt, die Anlage wirke gestalterisch relativ ruhig.
Vorgeschichte zur Skepsis bei PV
Zuletzt hatte der Calwer Bauausschuss im Sommer eine PV-Anlage auf einem Wohnhaus in der Innenstadt genehmigt. Keine Selbstverständlichkeit – denn seit eine Expertin im Sommer 2022 Kulturdenkmäler und erhaltenswerte Gebäude in einem denkmalpflegerischen Werteplan der Stadt erfasst hatte, war die Wirkung von PV-Anlagen auf das Stadtbild immer wieder Thema gewesen.
Denn die städtischen Gremien beschäftigten sich in der Folge mit einer neuen Gestaltungssatzung für die Innenstadt; eine solche kann äußerlich sichtbare Veränderungen an Gebäuden als genehmigungspflichtig definieren.
Und als es im Frühjahr und im November 2023 sowie im Januar 2024 um die Inhalte jener Satzung ging, stellte sich das Thema Photovoltaik als Zankapfel heraus.
Aus dem Gremium und aus den Reihen der Bevölkerung gab es Stimmen, die eine Verschandelung der historischen Dachlandschaft befürchteten.
Da es zu keiner Einigung auf Regeln kam, blieben die Fragen, ob, wie und wo Solarmodule erlaubt sein sollten, bis auf Weiteres ausgeklammert – und mussten jeweils einzeln betrachtet und entschieden werden.
Die Landesbauordnung
Seit im Sommer die neue Landesbauordnung Baden-Württemberg in Kraft trat, hat sich die Lage indes geändert. Denn diese macht deutlich: Kommunale Bauvorschriften dürfen PV-Anlagen nicht mehr behindern oder einschränken. Das gilt auch für Gestaltungssatzungen.
„Grundsätzlich haben wir künftig eigentlich kein Mitspracherecht mehr“, hatte Calws Oberbürgermeister Florian Kling im Juni dazu erklärt.
Eine Ausnahme gibt es allerdings noch immer: Für denkmalrechtlich geschützte Baudenkmäler können, entsprechend den Stellungnahmen des Landesamts für Denkmalpflege, weiter Vorgaben gemacht werden. Diese Bedingung dürfte jedoch das Parkhaus Calwer Markt kaum erfüllen.