Die überschüssige Wärme der Badischen Stahlwerke in Kehl soll künftig Straßburger Wohnungen heizen. Ab 2025 sollen über eine 4,5 Kilometer lange Trasse 80 Gigawattstunden über den Rhein fließen – genug für 7000 Haushalte. Foto: Archivfoto: Rudolf

Badische Wärme für Straßburger: Das Land und die Stadt Kehl beteiligen sich an der deutsch-französischen Wärmegesellschaft CKS. Deren Ziel: Die Abwärme der Badischen Stahlwerke soll rund 7000 Haushalte auf der anderen Rheinseite heizen.

Kehl/Straßburg (red/ma). Das Land Baden-Württemberg und die Stadt Kehl beteiligen sich mit gleichen Anteilen an der neugegründeten deutsch-französischen Wärmegesellschaft "Calorie Kehl-Strasbourg" (CKS). Gegründet wurde die Gesellschaft Ende Dezember 2021, um die Abwärme der Badischen Stahlwerke (BSW) künftig grenzüberschreitend zu nutzen. Es ist die erste länderübergreifende Gesellschaft unter baden-württembergischer Beteiligung, informiert die Stadt Kehl. Sich als Land an der CKS zu beteiligen, geht auf einen Beschluss des Ministerrats zurück. Der Beteiligung der Stadt Kehl hat der Gemeinderat zugestimmt. "Ich freue mich sehr, dass wir dieses Leuchtturmprojekt im Bereich der Energiewende gemeinsam mit dem Land und der Eurométropole de Strasbourg realisieren können", erklärt OB Toni Vetrano.

Sobald es die Corona-Situation erlaube, wolle man die Gründung der Wärmegesellschaft mit einem offiziellen grenzüberschreitenden Akt würdigen. In der ersten Phase des Projekts werden vor allem Haushalte in Straßburg mit der Abwärme der Stahlwerke versorgt, "in einer zweiten Phase werden Teile der Kehler Kernstadt angeschlossen – zum Beispiel die Bebauung auf dem ehemaligen Zollhofareal", ergänzt Vetrano eine Mitteilung des Landes.

Arbeiten sollen bis zur Heizperiode 2025/26 abgeschlossen sein

Vom Land heißt es weiter: "Die Wärme, die in den BSW in Kehl erzeugt wird, soll in Zukunft nicht nur für die Stahlproduktion dienen, sondern auch über die Landesgrenze hinweg in die Fernwärmenetze von Straßburg eingespeist werden. Zu einem kleinen Teil wird auch Kehl bedient. Auf diese Weise können fossile Energiequellen ersetzt und die Fernwärmeversorgung klimaneutraler gestaltet werden."

In der ersten Ausbaustufe können laut Planungen bis zu 80 Gigawattstunden Wärme bereitgestellt werden – genug um rund 7000 Haushalte zu versorgen. Etwa 20 000 Tonnen CO pro Jahr werden dadurch vermieden, heißt es weiter. Die 4,5 Kilometer lange Trasse, inklusive der geplanten Unterquerung des Rheins, soll bis zur Heizperiode im Winter 2025/2026 fertig gestellt werden. Thekla Walker, Ministerin für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft, betonte in Stuttgart: "Die Klimakrise kennt keine Landesgrenzen. Es drängt sich förmlich auf, Potenziale auch grenzüberschreitend zu heben, um klimaschädliche CO-Emissionen einsparen zu können. Die Abwärme aus den Badischen Stahlwerken auf beiden Seiten des Rheins zu nutzen ist ein herausragendes Projekt für den Klimaschutz und insbesondere für die Wärmewende." Finanzminister Danyal Bayaz sagte: "Die energieintensive Produktion von Stahl wird durch dieses Projekt klimafreundlicher und grüner. Es ist ein Beispiel dafür, wie die ökologische Transformation unserer Industrie gelingen kann."

Das eingebrachte Budget von rund 530 000 Euro sowie der lange Atem, der für das komplexe und ambitionierte Projekt erforderlich war, hätten sich für die Landesregierung gelohnt. "Die zu erwartenden Klimaschutzeffekte sind beträchtlich", unterstrich Thekla Walker. "Zukünftig wollen wir den Energieträger Abwärme noch stärker nutzen und systematisch erschließen. Das ›Abwärmekonzept Baden-Württemberg‹ gibt dazu die passenden Rahmenbedingungen vor."

Die umfangreichen Planungsaufgaben wurden mit mehr als einer Million Euro aus dem europäischen Förderprogramm "Intereg Oberrhein" gefördert. Auch für den Bau der grenzüberschreitenden Wärmeleitung soll ein weiterer Intereg-Antrag gestellt werden. Staatliche Förderprogramme auf beiden Seiten des Rheins sollen für die spätere Errichtung der Wärmeleitung ebenfalls genutzt werden.

12,75 Prozent Beteiligung

Die Gesellschaft "Calorie Kehl-Strasbourg" (CKS) wurde gegründet, um die grenzüberschreitende Nutzung der Abwärme der Badischen Stahlwerke (BSW) zu ermöglichen. Beteiligt sind neben dem Land Baden-Württemberg, der Stadt Kehl und den BSW auch die Eurometropole Straßburg, die Region Grand Est und die "Caisse de Dépôts et Consignations". Zweck der Gesellschaft französischen Rechts sind Planung, Finanzierung, Bau, Betrieb und Instandhaltung einer Wärmetransportleitung, einschließlich des Erwerbs und der Weiterveräußerung der Abwärme der Stahlwerke. Das Land und die Stadt Kehl beteiligen sich mit jeweils 12,75 Prozent an der CKS und wirken damit am Ausbau und der künftig stärkeren Nutzung von klimaneutraler Wärme in Straßburg und Kehl mit.