Keine alltäglichen Gesellen an der Fasnet sind Strohbären. Zwei besondere Exemplare werden regelmäßig am Fasnetsdienstag in Wellendingen und Wilflingen auf die Gaß’ gelassen. Jeder auf seine Art ein Unikat.
In Wellendingen laufen alle Fäden am Altberg zusammen. Beim Strohbär-Vater, beim Rosen-Wanger. Wie es guter Brauch ist. Wobei Fäden im Prinzip sogar wortwörtlich zu nehmen sind.
Bis der Strohbär startklar ist, vergeht einige Zeit. Das Stroh wird ja an und um den Körper des jungen Burschen – in diesem Jahr ein Neuling – gebunden und mit „Fäden“ fest arretiert. So fest, dass die Helfer gegen 13.30 Uhr ihre Finger und Daumen trotz diverser Vorsichtsmaßnahmen gar nicht mehr oder besonders stark spüren.
Wegen den frühsommerlichen Temperaturen wird in der Scheune gebunden, so ist der Strohbär wenigstens von 11 bis 13.30 Uhr etwas im Schatten. Denn der Umzug, ab 14 Uhr von der Keltenstube bis in die Ortsmitte, verlangt Standfestigkeit und „guata Kuttle“.
Aus dem Handgelenk
Die Treiber und vor allem der Rosen-Wanger begleiten den Strohbären. Die einen mit fachmännischem Geklepfe, quasi aus dem Handgelenk, der anderen mit einer Wasserflasche. 16 Grad im Schatten, also sicher gefühlt weit mehr als das Doppelte im Stroh und in der Sonne sind eine Herausforderung.
Erfreulich ist, dass sowohl beim Binden etliche Zuschauer diesen alten Brauch verfolgen, als auch beim Umzug mehr als sonst Zuschauer und Narren am Straßenrand stehen. Hier zeigt sich, dass in Fasnetshochburgen – wie in Wellendingen, deren Zunft 2024 ihren 100. Geburtstag feiert – Fasnet weit mehr ist als Party. Die Musiker unter dem Dirigat von Tobias Schlenker begleiten den Umzug mit den richtigen Tönen. Narren und Bürger mit „guata Kuttle“ zeigen sich selbst am sechsten Tag der Fasnet aufrecht, standhaft und ällaweil schlagfertig.