Der Eingangsbereich der Bösinger Hallen am Nikolaustag zur Mittagszeit: Die Türen sind zwar nicht offen, aber gewissen Betätigungsmöglichkeiten sind weiterhin im Innenbereich möglich und sogar erlaubt. Foto: Hölsch

Prominenz hat auch Schattenseiten. Dies erfährt in diesen Tagen und Wochen die Gemeinde Bösingen.

Bösingen - Keine Frage, der deutsche Fußball-Nationalspieler Joshua Kimmich ist der bundesweit bekannteste Bösinger. Er hat der Gemeinde unheimlich viel Sympathie beschert, seitdem seine Karriere 2014 mit dem Gewinn der U19-Europameisterschaft ins Rollen kam. Nach der Europameisterschaft 2016 erhielt er einen rauschenden Empfang – vorläufiger und sichtbarer Höhepunkt seiner Popularität.

Doch seit Ende Oktober, seit der Debatte um das Impfen gegen Covid 19 und Kimmichs kritische Sichtweise, wird die Popularität der Gemeinde mehr und mehr zu einer Belastung. Vor allem, seitdem Bösingen, etwa Mitte November, Vorreiter mit einer hohen Anzahl an coronapositiven Bürgern im Landkreis wurde.

Verdruss vieler Bürger

Medien vielerlei Güte besuchten die Gemeinde und waren auf Stimmenfang. Wollten Kimmichs Heimat und seine Menschen kennenlernen. Sehr zum Verdruss vieler Bürger, die sich überwiegend mit Äußerungen zurückhielten.

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Zwar liegt der Höchststand von 120 bereits etliche Tage zurück und andere Gemeinden wie Aichhalden, Dunningen oder Zimmern nehmen aktuell oder in allerjüngster Vergangenheit die Spitzenplätze ein, doch bei Bösingen schaut man halt genauer hin, wenn sich was tut.

Ein "Skandal"?

Dies war am Nikolaustag der Fall. Die Hallen seien geschlossen, lautet die Botschaft, der Bösinger Bürgermeister lasse kein Training mehr zu. Was sich zuerst wie ein neuer "Skandal" anhört, entpuppt sich bei Nachfrage skandaltechnisch als Schuss in den Ofen. Bürgermeister Johannes Blepp teilt auf Nachfrage mit: "Die Bösinger Hallen sind ganz normal geöffnet."

Ganz normal, bedeutet natürlich unter den derzeit geltenden Bestimmungen der derzeit geltenden Corona-Verordnung, Alarmstufe zwei, nicht das Spielen, Trainieren und Proben wie noch vor zwei Jahren – da gab es noch keine Pandemie –, sondern halt eine deutlich eingeschränkte Nutzung.

Mit "2G plus" möglich

Konkret, mit Datum 6. Dezember, bedeute dies laut Blepp für die Vereine der Gemeinde gewisse Trainingsmöglichkeiten unter den Bedingungen von "2G plus". So sei in Absprache mit dem VfB Kinder- und Jugendtraining möglich, auch Showtanz. Hier habe er mit dem Verein gesprochen. Gleiches gelte für die TSG mit dem Trampolinspringen, das ja überwiegend Kinder und Jugendliche machen. Aber auch Showtanz bei der Speckmockelzunft sei möglich. Ob dies jedoch geschehe, wisse er, Blepp, nicht, mit Blick auf die Fasnet, beziehungsweise eben keine. In Herrenzimmern trainieren die jungen Kunstradfahrer.

Singen mit Maske erlaubt

Da der Männergesangverein mit Maske proben müsste, dürfte das Singen in der Halle keinen Reiz haben. Die Musiker könnten proben: laut Verordnung im Freien oder in großen Innenräumen mit maximal 20 Teilnehmern.

Und: Das Bösinger Hallenbad, das nahezu ausschließlich Gruppen nutzen, sei ebenfalls nicht geschlossen.

Kein Impftermin möglich

Skandalträchtiger mutet für viele örtliche Entscheidungsträger und Bürger viel mehr das Handeln der Verantwortlichen an. Wie jene in Stuttgart, die gerne am Freitagabend oder am Wochenende Verordnungen ins Land schicken, die stante pede gelten. Und dann doch wieder korrigiert, erweitert oder modifiziert werden.

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Ebenso für Kopfschütteln sorgen Ankündigungen von Politikern, so in der wärmeren Jahreszeit, Impfstoff sei zur Genüge vorhanden – und nun scheint er Mangelware zu sein. Auf jeden Fall wollte der Bösinger Bürgermeister im Zusammenspiel mit dem mobilen Impfteam des Schwarzwald-Baar-Klinikums einen solchen anbieten, doch die Antwort habe gelautet: Das MIT sei ausgebucht, die Ärzte hätten keinen Impfstoff mehr.

Die erste Januarwoche

Doch noch einmal zurück zu den Hallen in der Gemeinde. Geschlossen werden sie sein. Nämlich in der ersten Woche in den Weihnachtsferien. In der ersten Januarwoche seien sie dann wieder geöffnet. So lautet die Auskunft des Bürgermeisters am Mittag des Nikolaustags.