Heftigst umstritten: Der Lippenkopfzüngler, der am Nägelesgraben seinen Platz gefunden hat. Foto: Otto

Für die Schmotzigen-Gruppen war der „Lippenkopfzüngler“ ein gefundenes Fressen. Selten hat jüngst Kunst im öffentlichen Raum so sehr die Meinungen gespalten. Nun legt die Stadtverwaltung nach: mit mehr Kunst und Stellplätzen, die dafür verloren gehen.

Trotz durchaus umstrittener Themen wie dem ENRW-Neubau in Neufra oder dem Parkierungsdruck, der durch das Wohnungsbau-Projekt im Bereich Hölderstraße und Königstraße verschärft wird – an Diskussionen hatte die Sitzung des Rottweiler Gemeinderats am Mittwochabend nicht viel zu bieten. Nachdem wie vor acht Tagen zunächst hinter verschlossenen Türen getagt worden war, kreisten bei manchem im Gremium die Gedanken noch um die Bürgermeister-Bewerber, die sich gerade präsentiert und Fragen beantwortet hatten.

Als Oberbürgermeister Christian Ruf den öffentlichen Teil der Sitzung dann aber mit einer Information zu Plänen für weitere Kunstwerke in den Quartieren einleitete, hatte er die Aufmerksamkeit der Ratsmitglieder schnell geweckt. Was die Schmotzigen-Gruppen an der Fasnet mit spitzen Zungen über den „Lippenkopfzüngler“ von Urban Hüter gesagt hatten, hing vielen noch in den Ohren.

Beim „Pauls“ verschwinden Stellplätze zugunsten der Außengastronomie und der Aufenthaltsqualität. Foto: Otto

Aufenthaltsqualität

In der Blumengasse gegenüber vom „Pauls“, vor der Bacchus-Vinothek oder etwa beim „SoLuna“ an der unteren Hauptstraße soll (wieder) Kunst stattfinden und gemeinsam mit Außengastronomie sowie Sitzbank die Aufenthaltsqualität steigern. Auch in der Reihe der Quartiersgespräche werden diese Ideen derzeit vorgestellt.

Nun hat sich schon bislang gezeigt, dass das Verständnis der Anwohner für gemütliche Plätze vor der Haustüre gerne mal dort aufhört, wo es an die Stellplätze geht. Doch das ließ weder bei der Stadtverwaltung noch bei den Stadträten Zweifel am Konzept aufkommen. Die potenzielle Gefahr, an der Fasnet erneut Gesprächsthema zu sein, hingegen schon.

Am „SoLuna“ werden Sitzbank und Autos wieder konkurrieren. Foto: Otto

Pascal Schneider (CDU) nutzte denn gleich die erste Gelegenheit, in Richtung Verwaltungsspitze nachzufragen, ob man wirklich „den Fehler Lippenkopfzüngler nochmal wiederholen“ und weiter auf Kunst im öffentlichen Raum setzen müsse. Sprich, ob es nicht unverfänglichere Möglichkeiten gibt, die Plätze zu bespielen.

Eine Reaktion von der Verwaltungsbank gab es auf Schneiders Anregung nicht. Indirekt dann aber von Sitzreihe gegenüber den CDU-Räten: Ira Hugger (Grüne) hatte in der Auflistung von Ruf den Münsterort vermisst. Der möge doch bitte auch berücksichtigt und mit einem Kunstwerk bereichert werden, bat sie. Ob wohl die Bewerber um den Bürgermeister-Posten auch schon mit solchen Fragen konfrontiert werden?