Foto: dpa

Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy will den Leichnam des Autoren Albert Camus ins Pariser Panthéon überführen.

Paris - Die großen französischen Philosophen Voltaire und Jean-Jacques Rousseau haben im Pariser Panthéon ebenso ihre letzte Ruhestätte wie die berühmten Schriftsteller Victor Hugo und Emile Zola. Nun soll auch Albert Camus Einzug halten.

Geht es nach Staatspräsident Nicolas Sarkozy, wird der vor fast 50 Jahren verunglückte Literaturnobelpreisträger Anfang Januar in einem feierlichen Staatsbegräbnis in Frankreichs nationale Ruhmeshalle überführt. Allerdings stößt der Staatschef mit seinem "Herzensanliegen" auf unerwartete Probleme: Während Camus-Tochter Catherine noch schwankt, lehnt Zwillingsbruder Jean die sogenannte Panthéonisation des berühmten Vaters kategorisch ab.

Die Überführung stehe ganz im Widerspruch zu Camus' Leben, begründet der Sohn sein Veto. Wie die Zeitung "Le Monde" aus seinem Umfeld in Erfahrung brachte, befürchtet Jean Camus offenbar eine "politische Vereinnahmung" des Vaters durch den Präsidenten. Auch Catherine Camus zögert. "Ich weiß nicht", sagte sie dem Radiosender France International. Einerseits wäre es ein "schönes Symbol", weil sich ihr Vater besonders für diejenigen eingesetzt habe, die keine Stimme hatten. Andererseits habe er Ehrungen und Rummel um seine Person am liebsten gemieden.

Camus, 1913 in Algerien als Sohn einer Analphabetin geboren, war Verkäufer von Auto-Ersatzteilen, Schauspieler, Journalist und Widerstandskämpfer. Als Philosoph und Schriftsteller machte er die Absurdität der Welt und des menschlichen Daseins zu seinem zentralen Thema, etwa in "Der Fremde" und "Die Pest". Beerdigt ist Camus auf dem Friedhof des Provence-Dörfchens Lourmarin, in das er zwei Jahre zuvor mit seiner zweiten Frau Francine und den beiden Kindern gezogen war.

Jean Daniel, Camus' enger Wegbegleiter in jener Zeit und Gründer des Polit-Magazins "Nouvel Observateur", stellt sich in der Panthéon-Frage ganz auf die Seite des Sohnes. "Ich bin dafür, Camus in Lourmarin zu lassen, das ist der Ort, von dem er stets geschwärmt hat", sagt er und fügt hinzu: "Das ist kein Anti-Sarkozysmus." Möglicherweise beschreibt Letzteres genau den Kern des Problems. Der Vorschlag kommt möglicherweise zum falschen Zeitpunkt und von der falschen Person.