Studieren im Hohenheimer Schloss ist schön, aber drumherum fehlt es an Wohnraum für die Studierenden. Foto: dpa

Rund um die Uni Hohenheim ist die Wohnungsnot groß. Dennoch regt sich Widerstand gegen den geplanten Bau eines Studentenwohnheims.

Stuttgart - Die Wohnungsnot rund um den Hohenheimer Unicampus ist groß. Zum Wintersemester gab es auf die 432 frei gewordenen Wohnheimplätze 1524 Bewerbungen. Viele Studierende sind gezwungen, zum Wohnen bis weit in die Region auszuweichen. Jetzt plant das Studierendenwerk Tübingen-Hohenheim an der Egilolfstraße – direkt am Unicampus – ein neues Wohnheim mit 250 Plätzen. Doch das gefällt nicht nur manchen Anwohnern nicht, wie unter anderem im Bezirksbeirat deutlich wurde. Sondern jetzt hat auch Wolfgang Häfele mit einem offenen Brief direkt bei Baubürgermeister Peter Pätzold (Grüne) gegen das Vorhaben interveniert – und ihm angedroht, gegen die geplante „massive Monsterbebauung“ vor das Verwaltungsgericht zu ziehen.

Häfele, der in der Egilolfstraße wohnt, protestiert allerdings nicht als Anwohner, sondern in seiner Funktion als Fraktionssprecher der CDU im Wirtschaftsausschuss des Verbands Region Stuttgart, wie sein Briefkopf ausweist. Das Bauvorhaben werde, so erklärt Häfele in dem Brief, „einer verwaltungsgerichtlichen Überprüfung nicht standhalten“. Konkret kritisiert der Regionalrat: „In keinster Weise passt diese vorgesehene massive Monsterbebauung zur umgebenden Bebauung. Die Höhe der Gebäude und deren Massierung ist völlig unverhältnismäßig. Die vorhandene Kaltluft- und Frischluftschneise würde künftig blockiert.“ Im Übrigen seien „keinerlei Stellplätze vorgesehen“. Das sei mit dem Baurecht „unvereinbar“, und daraus ergebe sich „die Notwendigkeit, eine mögliche Baugenehmigung verwaltungsgerichtlich überprüfen zu lassen“, schreibt Häfele. Im Übrigen vermisse er „eine transparente Behandlung des Vorhabens“ auf Basis eines Bebauungsplanverfahrens.

Die Antwort von Baubürgermeister Pätzold kam postwendend

Die Antwort von Baubürgermeister Pätzold kam postwendend. Das Bauvorhaben sei Teil des Masterplans 2030, der sich mit der Entwicklung der Uni Hohenheim als wichtigem Hochschulstandort in der Region befasse, wozu neben Verkehr und Infrastruktur auch zusätzliche Studentenwohnheime gehörten. Jener Masterplan sei dem Technikausschuss des Gemeinderats und dem Bezirksbeirat Birkach im Dezember 2015 öffentlich vorgestellt worden, samt Planung des Studentenwohnheims. Mit der Auslobung des Wettbewerbs habe sich im Februar 2016 der Technikausschuss befasst, bei der Tagung des Preisgerichts im Juni dieses Jahres seien die Gemeinderatsfraktionen vertreten gewesen. „Damit“, so argumentiert Pätzold, „war das Verfahren transparent und die zuständigen politischen Gremien waren einbezogen – von Anfang an“. Im Übrigen würden „sehr wohl die baurechtlich notwendigen Stellplätze nachgewiesen“. Laut Kirsten Rickes, der Leiterin des Baurechtsamts, sind es 17 Stellplätze für Autos und 127 für Fahrräder.

Der Befürchtung der direkten Anwohner vor Ausweichparkern im Wohngebiet stelle die Uni ein Mobilitätskonzept entgegen, so der Bürgermeister. Er führt ins Feld: „Zusätzliche Wohnheime direkt an der Uni führen dazu, dass Studierende zu Fuß an die Uni gehen.“

Baurechtsamt kündigt an: Wir werden die Einwendungen der Nachbarn prüfen

Bei dem Studentenwohnheim handelt es sich laut Rickes um fünf Gebäude, die maximal viergeschossig sind, also etwa zwölf Meter hoch – und somit in gleicher Höhe wie ein bereits bestehendes Wohnheim in derselben Straße. Gemäß Baurecht sei eine derartige Nutzung zulässig, das gelte auch für die Größe der Gebäude. Der Bauantrag laufe derzeit. „Wir werden die Einwendungen der Nachbarn prüfen“, kündigt Rickes an. Wenn alles glatt laufe, könne voraussichtlich Ende Februar die Genehmigung erteilt werden.

Darauf hofft man auch im Studierendenwerk, wie dessen Hohenheimer Vertreter Michael Max dieser Zeitung sagte. Geplant sei, im Frühjahr mit den Bauarbeiten anzufangen. Der erste Bauabschnitt mit 125 Plätzen solle im Frühjahr 2018 bezugsfertig werden, der zweite Bauabschnitt zum Wintersemester 2018. „Der Druck auf die Wohnheimplätze hat kein bisschen abgenommen“, sagt Max. Aus diesem Grund verzichte man derzeit auch auf eine eigentlich dringend notwendige Sanierung von zwei Wohnheimen in der Schwerzstraße.

Bürgermeister empfiehlt dem Regionauten Häfele den Besuch einer Infoveranstaltung

Dem Regionauten Häfele empfiehlt der Baubürgermeister unterdessen, sich die Klage zu sparen und sich lieber bei einer Infoveranstaltung am 9. Dezember um 17 Uhr im Euroforum „direkt vom Unirektor Stephan Dabbert den Masterplan und von Seiten der Stadt die planrechtlichen Themen erläutern zu lassen“. Er werde, so Pätzold, auch Regionalpräsident Thomas Bopp und Unirektor Dabbert über den Vorgang in Kenntnis setzen, „da uns daran gelegen ist, den wichtigen regionalen Bildungs- und Forschungsstandort weiter zu entwickeln und zu stärken. Und ich hoffe, so sieht es auch die Region.“

Dessen Verbandspräsident Thomas Bopp (CDU) erklärte auf Anfrage, dieses Bauvorhaben kenne er nicht. „Es war nicht Gegenstand von Anfragen oder Beratungen im Verband Region Stuttgart.“