Die Gewerkschaft Verdi hat in Albstadt und Balingen zu Streiks und Kundgebungen aufgerufen. Foto: Kuster

Am Weltfrauentag und Equal-Pay-Day hat die Gewerkschaft Verdi Warnstreiks in Albstadt, Balingen und Kirchheim veranstaltet. Ihre Forderung lautet: Mehr Respekt, Gleichberechtigung und faire Löhne für Frauen.

Laut und schrill schallen Trillerpfeifen-Chöre auf dem Bürgerturmplatz in Ebingen. Streikende haben sich dort, in Balingen und Kirchheim am Weltfrauentag und Equal Pay Day zu einem Warnstreik der Gewerkschaft Verdi versammelt. Sie fordern: Mehr Entgelt für Beschäftigte im öffentlichen Dienst sowie Respekt, Gleichberechtigung und faire Löhne für Frauen.

 

Gerade die Arbeit von Frauen wird laut Madeleine Glaser, Stellvertretende Geschäftsführerin des Verdi-Bezirks Fils-Neckar-Alb, „viel zu wenig gesehen“. Das drücke sich in der Bezahlung aus. „Noch immer ist der Stellenwert eines Facharbeiters in der Automobilindustrie deutlich höher als der einer Erzieherin“, sagt sie.

„Die höchste Forderung seit 50 Jahren“

Das sei eine erstklassige Ausbildung und Arbeit, aber mit „Bezahlung zweiter Klasse.“ Glaser: „Wir sagen: Schluss damit!“. Verdi fordert 10,5 Prozent mehr, mindestens aber 500 Euro und 200 Euro mehr für Azubis. Im öffentlichen Dienst sei das zwar die höchste Forderung seit 50 Jahren, aber: „Sie ist die richtige Forderung zur richtigen Zeit.“

Und was schwebt den Arbeitgebern vor? Laut Glaser ein Angebot, „dass dem Fass den Boden ausschlägt“: Ab Oktober soll es drei Prozent mehr Lohn geben; ab Juni 2024 noch mal zwei Prozent mehr. Azubis bekämen im ersten Schwung rund 32 Euro und im zweiten 22 Euro mehr Vergütung.

Bei Beschäftigten in Versorgungsbetrieben soll die Rahmenarbeitszeit flexibler werden und die Sparkassen-Sonderzahlung auf dem Niveau von 2022 eingefroren werden. „Aber dann wollen Sie ab der Entgeltstufe 9a die Jahressonderzahlungen anheben“, moniert Glaser. Und: Die Arbeitgeber würden für Krankenhäuser und soziale Einrichtungen im Tarifvertrag entweder Möglichkeiten fordern, Gehälter und Sonderzahlungen abzusenken – oder die Stufenlaufzeit zu verlängern.

Das Dilemma mit der Lohngerechtigkeit

In Bezug auf Bundesinnenministerin Nancy Faeser fragt Madeleine Glaser: „Ist das der Respekt, mit dem die SPD bei der Bundestagswahl geworben hat.“ Und auch zu Karin Welge, Verhandlungsführerin der kommunalen Arbeitgeberverbände, findet sie klare Worte: „Wir sind es nicht, die die Liebesbeziehung der Beschäftigten zu ihren Arbeitgebern stören. Das schaffen die mit solchen Dreistigkeiten alleine.“

Unterstützt werden die Streikenden in Albstadt durch die Senioren von Verdi. Laut Salvatore Bertolino, Vorsitzender der Seniorengruppe und des Ortsverbands Zollern-Alb, stehe der Kreis in Sachen Lohngerechtigkeit vor einem Dilemma: Rund 18 Prozent weniger verdiene eine vollbeschäftigte Frau – bezogen auf die bereinigte Lohnlücke; bundesweit liege der Unterschied bei sieben Prozent.

Auch der SPD-Bundestagsabgeordnete Robin Mesarosch war bei den Warnstreiks zugegen. Er findet: „Frauen, die gleich viel arbeiten, aber schlechter verdienen – das ist dumm.“ Auch wenn er kein Freund von Quoten sei, könnten diese hilfreich sein.