Die Reeder im Südwesten stöhnen über den Streik in der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung. Seit Montag hängen mehrere Schiffe mit ihrer Fracht auf dem Neckar fest. Die Binnenschiffer befürchten nun, dass ihre Kunden sich in Zukunft lieber auf Straße und Schiene verlassen.
Stuttgart - Der Streik an den Schleusen im Südwesten hat erneut zahlreiche Schiffe auf dem Neckar festgesetzt. Vor allem an den zwölf Schleusen am unteren Ende des Neckars zwischen Mannheim und Heilbronn wird gestreikt. Hier lagen nach Angaben des Wasser- und Schifffahrtsamtes in Heidelberg am Dienstag etwa 45 Schiffe fest. Am oberen Ende zwischen Heilbronn und Stuttgart entspannte sich die Lage im Laufe des Tages. Nur ein Schiff hatte nach Behördenangaben an der Schleuse in Lauffen festgemacht. Die Binnenschifffahrt sieht die Streiks mit Sorge. „Wir befürchten, dass uns Kunden abspringen“, sagte Dirk Götz, Geschäftsführer der Reederei Ludwig & Jakob Götz in Neckarsteinach.
Arbeitskampf bis Mittwochabend
Die Gewerkschaft Verdi hatte die Beschäftigten der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung in mehreren Bundesländern zu einem mehrtägigen Arbeitskampf aufgerufen. Hintergrund der Streiks ist der Umbau der Schifffahrtsverwaltung, dem nach Befürchtungen der Gewerkschaften bis zu 3000 der 12.000 Arbeitsplätze zum Opfer fallen. Die Gewerkschaft will einen Tarifvertrag zur Absicherung der Beschäftigten erreichen. Im Südwesten sind rund 1400 Mitarbeiter der Wasser- und Schifffahrtsämter betroffen.
Rund 200 Mitarbeiter beteiligten sich am Dienstag im Südwesten laut Verdi am Streik. Die für den unteren Neckar zuständigen Beschäftigten des Wasser- und Schifffahrtsamtes Heidelberg wollen zunächst bis Mittwochabend streiken. Dann wäre die Schifffahrtsstraße ab Donnerstagmorgen wieder frei, denn im oberen Bereich werden die meisten Schleusen ferngesteuert betrieben und seien damit weniger personalintensiv. Andernorts sind allerdings Streiks bis Ende der Woche angekündigt. „Möglicherweise schließen sich die Heidelberger da an“, sagte Gewerkschaftssprecher Markus Kling.
Zeitkritische Container-Fracht kommt auf die Straße
Kai Nandelstaedt, Geschäftsführer der Reederei Schwaben aus Stuttgart hat dafür wenig Verständnis. Alle sieben Schiffe der Reederei sind durch den Ausstand festgesetzt. Sie haben unter anderem Kohle für das Kraftwerk Heilbronn, Baustoffe und Industriesalze geladen. Letzteres seien zeitkritische Ladungen, die von ihren Empfängern erwartet würden.
Die Spediteure im Land planten nun um und brächten zeitkritische Container-Fracht auf die Straße und auf die Schiene, sagte Andrea Marongiu Geschäftsführer des Verbands Spedition und Logistik Baden-Württemberg. Der Autobauer Daimler, der vom Hafen in Stuttgart Teile in die Produktionen nach Übersee verschifft, habe ebenfalls frühzeitig umgeplant, so eine Sprecherin. Damit bleibe die Produktion des Autobauers von dem Streik verschont.
„Man kann nur hoffen, dass das nicht so bleibt“, sagt Marongiu. Das gleiche hofft der Götz-Geschäftsführer. „In der Regel braucht es ein paar Monate, bis die Kunden wieder an Bord sind“, sagt Dirk Götz.
Nach dem Hochwasser in den vergangenen Wochen und dem Streik müssen sich die Schiffer auf dem Neckar nämlich schon auf die nächste Zwangspause einstellen: Vom 14. Juli an werden die Schleusen in Pleidelsheim und Hessigheim repariert, außerdem werden mehrere kleinere Baumaßnahmen vorgenommen. Etwa zehn Tage lang werden die Häfen in Plochingen und Stuttgart damit auf dem Wasserweg nicht erreichbar sein.