Lufthansa wird nach dem dreitägigen Pilotenstreik am Samstag ihr Programm nahezu vollständig fliegen. Foto: dpa

Lufthansa muss die Folgen des dreitägigen Pilotenstreiks verdauen. Schlimmer als die Verluste könnte der Imageschaden sein. Ein neues Angebot an die Arbeitnehmer gibt es nicht.

Lufthansa muss die Folgen des dreitägigen Pilotenstreiks verdauen. Schlimmer als die Verluste könnte der Imageschaden sein. Ein neues Angebot an die Arbeitnehmer gibt es nicht.

Frankfurt/Main - Nach dem dreitägigen Streik der Lufthansa-Piloten können die Fluggäste vorerst aufatmen. Die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit hat weitere Ausstände bis zum Ende der Osterferien ausgeschlossen. Lufthansa will bereits an diesem Samstag nahezu ihr komplettes Programm wieder fliegen. Eine Lösung des Tarifkonflikts um Gehälter und Übergangsrenten der rund 5400 Piloten zeichnete sich zum Streikende aber nicht ab. Ein neues Angebot seitens der Lufthansa werde es nicht geben, sagte der Lufthansa-Manager Kay Kratky am Freitag in Frankfurt.

Der auf drei Tage befristete Pilotenstreik sollte am Freitag um 23.59 Uhr enden, wie die Vereinigung Cockpit bekräftigte. Lufthansa setzt nach eigenen Angaben alles daran, bereits am Samstag mit nur wenigen Ausnahmen nahezu ihr komplettes Programm zu fliegen. Es seien knapp 1800 Verbindungen geplant, sagte der Leiter des Krisenstabes, Werner Knorr. Dafür müssten rund 5000 Crews an die richtigen Einsatzorte gebracht werden.

"Folgen dieses Streiks sind verheerend"

Neben den unmittelbaren Verlusten in mittlerer zweistelliger Millionenhöhe drohe der Lufthansa wegen der gehäuften Arbeitskämpfe ein weitreichender Imageschaden, meinte Kratky. „Die Folgen dieses Streiks sind verheerend.“ Allein in den vergangenen zwölf Monaten sei die Branche von sieben verschiedenen Arbeitskämpfen berührt gewesen. Es bestehe die Gefahr, dass Reisen mit einer deutschen Airline von den Kunden nicht mehr als der zuverlässigste Weg wahrgenommen werde und diese sich Alternativen suchten. „Das ist auch schlecht für den Standort Deutschland.“

Ein neues Angebot stellte Kratky den Piloten und ihrer Gewerkschaft VC nicht in Aussicht. Aus seiner Sicht enthalte die Offerte aus der vergangenen Woche ausreichend Substanz, über die man reden könne, sagte das Vorstandsmitglied der Lufthansa Passage. Die Verhandlungen sollten seiner Auffassung nach „in den nächsten Tagen“ wiederaufgenommen werden, sagte Kratky. Vorrangig gehe es aber zunächst darum, die Folgen des Streiks aufzuräumen. „Diese Zeit gönnen wir uns noch.“ Der Einsatz eines Schlichters sei grundsätzlich eine Möglichkeit, wenn alle anderen Mittel ausgeschöpft sind.

„Wir haben ein deutliches Zeichen gesetzt, das im Management angekommen sein dürfte“, sagte VC-Sprecher Jörg Handwerg. Für die weiteren Gespräche sei der Termindruck nicht so hoch, er rechne aber mit einer Kontaktaufnahme in der kommenden Woche. „Ein Kahlschlag bei der Übergangsversorgung ist mit uns nicht zu machen, wir sind aber bereit, die Kosten zu deckeln.“

Kein Streik in den Osterferien

Eine zweite Streikwelle hat die VC für die Zeit der Osterferien ausgeschlossen. Er glaube nicht an erneute Streiks, hatte der Wirtschaftswissenschaftler Bert Rürup dem ZDF gesagt. „Die Piloten wissen, dass sie nur einen Schuss haben, der sitzen muss.“

Lufthansa hat dem Krisenstab zufolge vor dem Streik geplant Maschinen an ausländischen Flughäfen stehen lassen, damit diese am Samstagmorgen in die deutschen Drehkreuze München und Frankfurt fliegen können. Als erste werde noch am heutigen Freitagnachmittag mitteleuropäischer Zeit eine Maschine in Singapur starten. Die ersten Jets aus Nordamerika werden um kurz nach 5 Uhr am Frankfurter Flughafen erwartet.

Techniker fahren Sonderschichten

Die Techniker der Lufthansa müssten Sonderschichten einlegen, um die lang abwesenden Jets zu warten, erläuterte Knorr. Zudem müssten zahlreiche Crews mit anderen Fluggesellschaften an ihre Einsatzorte geflogen werden. Auch wenn der Flugbetrieb für die Passagiere bereits wieder völlig normal laufe, seien in der kommenden Woche noch zahlreiche Nacharbeiten notwendig. So müssten noch mehr als 10.000 Dienstpläne geändert werden.

Am Freitag waren den dritten Tag in Folge Hunderte Flüge der Lufthansa, Germanwings und Lufthansa Cargo ausgefallen, weil die Piloten ihre bisherige Übergangsversorgung retten und höhere Gehälter durchsetzen wollen. Insgesamt waren rund 3800 Verbindungen mit 425.000 betroffenen Fluggästen abgesagt worden. Mit rund 190 freiwilligen Piloten inklusive rund 100 Managern mit Pilotenschein hielt die Airline rund 10 Prozent des üblichen Angebots aufrecht. In München konnte am Freitag sogar der planmäßige Erstflug von der bayerischen Landeshauptstadt nach Mexico City stattfinden. Die Bahn setzte zwischen Mannheim und Düsseldorf acht Sonderzüge ein.

Gestrandete Transit-Fluggäste ohne Schengen-Visum gab es nach Angaben der großen Drehkreuze in München und Frankfurt kaum, weil die meisten Passagiere sich vorab informiert hatten. „Zwei Handvoll“ Passagiere habe man in Frankfurt betreut, berichtete Kratky. Die Callcenter der Lufthansa waren zeitweise wegen der mehr als 200.000 Umbuchungen überlastet. Lufthansa verschickte nach eigenen Angaben rund 230.000 Kurzmitteilungen an ihre Kunden.