Als Miss. Tic gehörte Radhia de Ruiter zu den französischen Street-Art-Künstlerinnen der ersten Stunde. Jetzt ist sie im Alter von 66 Jahren in Paris gestorben.
Miss.Tic, eine der bekanntesten Street-Art-Künstlerinnen Frankreichs, ist tot. Die Grafikerin ist am Sonntag im Alter von 66 Jahren gestorben, wie die französische Nachrichtenagentur AFP mit Bezug auf die Familie berichtete.
Die mit Hilfe von Schablonen gesprühten Bilder der Künstlerin bildeten meist junge, verführerische und geheimnisvolle Frauenfiguren ab, die sie durch gesellschaftskritische und provozierende Wortspiele verfremdete. Ihre Graffiti-Kunst zierte bereits französische Briefmarken mit Sprüchen wie „Der Mann ist die Vergangenheit der Frau“. Ihre über Hausfassaden tanzenden Frauen begleiteten markante Sätze wie: „C’est la vie, ça va passer!“ (Das ist das Leben, das geht vorbei!) oder „Sei glücklich, während du auf das Glück wartest“.
Sie war Tochter eines tunesischen Immigranten
Auch der Künstlername der Grafikerin, der im Französischen das Adjektiv mystisch ergibt, greift das Spiel mit dem Geheimnis auf. Miss. Tic wurde am 20. Februar 1956 in Paris unter dem bürgerlichen Namen Radhia Jamil als Tochter eines tunesischen Immigranten und einer Französin geboren und wuchs in einem migrantisch geprägten Quartier von Paris am Montmartre auf. Ihre Eltern verstarben früh; Radhia musste die Schule abbrechen und hielt sich mit kleinen Jobs über Wasser.
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Bei Aufenthalten in den USA kam sie mit der Hip-Hop-Bewegung und Graffiti in Kontakt und absolvierte bei der Rückkehr nach Frankreich, inspiriert durch die Zusammenarbeit in Paris mit Graffiti-Künstlerin wie Blek le rat, eine Ausbildung zur Grafikerin. Arbeit als Layouterin und Grafikerin bei verschiedenen Magazinen fand sie jedoch erst, nachdem sie geheiratet und den Namen ihres Mannes de Ruiter angenommen hatte. Seit 1985 sind Radhia de Ruiters Bilder und ihre prägnante Kurzpoesie auf Hausfassaden zu finden. Als Miss.Tic, so signierte sie ihre Werke auch, gehört sie zu den Street-Art-Künstlerinnen der ersten Stunde und zu den wenigen, die den Sprung in internationale Galerien und Museen schafften.