Mit ihrer Rallye durch Gambia begeistern Siegfried Fernschild und Peter Heidt in Gambia. Foto: Fernschild/Heidt

Siegfried Fernschild aus Feldrennach und sein Freund Peter Heidt aus Stutensee-Staffort sind zurück aus Gambia. Mit einem alten VW-Bus haben die beiden Rentner an der Charity-Rallye Dresden-Dakar-Banjul teilgenommen. Von ihren Erfahrungen berichtet Fernschild im Interview.

Straubenhardt-Feldrennach - Siegfried Fernschild aus Feldrennach und sein Freund Peter Heidt aus Stutensee-Staffort sind zurück aus Gambia. Vor gut zwei Wochen sind sie mit dem Flugzeug in Frankfurt gelandet. Da war die Hinreise um einiges spektakulärer: Die beiden früheren Arbeitskollegen und heutigen Rentnern haben an der Charity-Rallye Dresden-Dakar-Banjul teilgenommen.

Wer mitmacht, fährt mit einem Gebrauchtwagen von Deutschland bis nach Gambia. Dort werden die alten Autos dann versteigert. Der Erlös kommt der "Dresden-Banjul-Organisation" (DBO) zugute, die soziale Projekte in dem westafrikanischen Land umsetzt.

Fernschild, Heidt – unterwegs als Team "Friends for Africa" – und die anderen Teilnehmer haben in gut drei Wochen rund 7000 Kilometer zurückgelegt, die Wüste durchfahren und das Abenteuer ihres Lebens bewältigt. Von seinen Erfahrungen berichtet der 68-jährige Feldrennacher im Interview.

Haben Sie sich schon wieder akklimatisiert?

Mittlerweile ja, nach der doch recht anspruchsvollen Reise und den extremen Temperaturunterschieden (von plus 40 Grad auf daheim ein Grad plus) hat es noch eine gute Woche gedauert …

Wie ist es Ihnen unterwegs ergangen?

Das dreiwöchige Campieren auf engstem Raum war schon eine überwiegend positive Herausforderung. Wir haben sehr intensive Eindrücke von den Menschen und Einblicke in deren Leben in großer Armut erhalten. Dennoch sind uns Offenheit und Freundlichkeit stets und täglich begegnet …

Hat Ihr alter VW-Bus durchgehalten bis Gambia?

Ja, trotz zwischenzeitlichem Defekt der Wasserpumpe und diversen Aufsetzern und Einsandungen im Wüstensand hat uns der 19 Jahre alte VW T 4 sicher ans Ziel gebracht. Ich werde nie wieder einige Schlaglöcher hier daheim kritisieren – dies führte in den fünf afrikanischen Ländern täglich zu teils extremen Herausforderungen und Belastungen für das Fahrzeug.

Was war Ihr schönstes Erlebnis?

Die Nächte in der Wüste unter einem fantastischen Sternenzelt und vor allem auch das extreme Gefühl der unbegrenzten Weite. Natürlich auch die Begegnungen mit Menschen und Traditionen – so zum Beispiel mehrere gemeinsame Essen mit einheimischen Familien in Gambia.

Auf welche Erfahrung hätten Sie gerne verzichtet?

Die enormen Müllansammlungen (vor allem Plastik) an den Küsten Mauretaniens, des Senegals und in Gambia. Dass Kinder im und mit Müll spielen müssen und der Gedanke, dass vieles von dem auch durch uns verursacht wird …

Wie fährt es sich durch die Wüste?

Eine Herausforderung für Mensch und Material, wenn man wie wir ohne ein geländegängiges Fahrzeug unterwegs war. Aber die teils unwirklich anmutende Weite hat für vieles entschädigt.

Haben Sie irgendwann einmal bereut, sich auf dieses Abenteuer eingelassen zu haben?

Nein, niemals, dieses Abenteuer behält einen festen Platz in unseren Seelen und führt hoffentlich (nicht nur bei uns) an vielen Stellen zum Umdenken.

Was nehmen Sie mit von dieser Abenteuertour?

Den Eindruck, dort wirklich einen winzigen Fingerabdruck hinterlassen zu haben, der aber einigen Menschen unmittelbar und anhaltend geholfen hat. Neben dem Fahrzeug (das dort entweder als Schulbus oder als Taxi Verwendung findet) haben wir viele Ausrüstungsgegenstände, unter anderem Matratzen, Schlafsäcke et cetera, und Hilfsgüter – unter anderem Schulhefte, Medikamente – an Erwachsene, Kinder und Einrichtungen verschenkt. Und dass wir viele neue Kontakte und Freundschaften schließen konnten. Und natürlich der Eindruck von der Projektarbeit der DBO vor Ort, die viele Einrichtungen, wie Schulen, Krankenstationen, Werkstätten und erstmalig auch Mülltrennungen mit Kompostierung von organischen Abfällen unterhält. Dies alles finanziert durch die Versteigerungs-Erlöse der Rallye-Fahrzeuge.

Ist das Kapitel Gambia nun für Sie abgeschlossen?

Wir waren die erste und einzige Rallye seit 2019, die ihr Ziel erreicht hat. Leider wohl vorerst auch die letzte, was einerseits daran liegt, dass die Coronasituation in Europa derartige Unternehmungen vorerst nicht zulässt und andererseits daran, dass Grenzen hinter uns, infolge schwelender Streitigkeiten um die Westsahara, wieder geschlossen wurden. Nein, das Kapitel ist nicht abgeschlossen: Es hat sich gezeigt, dass die Situation gerade in Gambia viele unserer Unterstützer und Freunde so beeindruckt hat, dass sie selbst etwas tun wollen. Sei es durch Übernahme von Schulpatenschaften oder in Form von Sachspenden.

Insofern wird uns das Kapitel auch weiterhin beschäftigen, wenn auch nicht durch eine erneute Teilnahme. Die Erfahrung war so eindrücklich und einmalig – das ist so jedenfalls nicht wiederholbar. Stattdessen werden wir in anderer Form natürlich weiterhin helfen …