Martin Soders (stehend) Geburtsvorbereitungskurs für Männer ist der einzige der Art in der Region. Foto: Biermayer Foto: Schwarzwälder Bote

Gesundheit: Martin Soder gibt Geburtsvorbereitungskurs für zukünftige Väter / Wenige Angebote dieser Art

Nur dabei statt mittendrin: Wenn die Partnerin schwanger ist, fragen sich viele Männer, was eigentlich ihre Rolle dabei sein soll. Informationsangebote für werdende Väter sind dünn gesät. Mit seinem Geburtsvorbereitungskurs für Männer will der Karlsruher Gynäkologe Martin Soder dieses Problem beheben.

Straubenhardt-Conweiler. Elf Männer aus der Region um Karlsruhe und Pforzheim haben sich am vergangenen Samstag im Haus der Familie in Straubenhardt zusammengefunden, um mehr über Schwangerschaft, Geburt und die Rolle des Mannes dabei zu erfahren. Der 36-jährige Frauenarzt Soder ist der Einzige in der Region, der einen solchen Kurs explizit nur für Männer anbietet.

Und Soder hat reichlich Erfahrung. Als Gynäkologe war er bei rund 1500 Geburten dabei, seine Frau ist Hebamme und er selbst ist Vater einer dreijährigen Tochter. Er weiß also, wovon er spricht.

Den Kurs veranstaltet der Gynäkologe inzwischen seit fünf Jahren. "Das Rollenbild der Männer hat sich verändert", so Soder. Der aktive Vater sei nun auch im vorgeburtlichen Zeitraum fest eingeplant. Er finde das gut. "Man kann die Männer mit dieser Aufgabe aber nicht alleine lassen", meinte er weiter. Es bräuchte viel mehr Informationsangebote. Deshalb sei ihm die Idee mit dem Kurs gekommen. "Dann sind mal nicht nur die Frauen die Experten, sondern die Männer wissen auch selbst etwas", erklärte der Frauenarzt.

Die anwesenden Männer, im Alter zwischen 27 und 52, sahen das genauso. Unter Männern sei das Gespräch offener. Man könne auch Themen ansprechen, die in gemischten Kursen von Männern als tabu empfunden würden. Zudem gab es beim Kurs von der Brauerei Hoepfner gesponsertes Bier. "Als ich das gehört habe, wusste ich, das ist eine Veranstaltung für mich", scherzte ein Teilnehmer. Andere Kurse seien oft sehr trocken.

Informatives Seminar in lockerer Atmosphäre

Soder schaffte es mit seiner lockeren und trotzdem informativen Art eine offene Atmosphäre zu schaffen. Die werdenden Väter stellten viele Fragen und erzählten von ihren Sorgen, Ängsten und Erwartungen.

Der Gynäkologe erklärte beispielsweise die Vor- und Nachteile von Hausgeburten, Geburtshäusern und dem klassischen Kreißsaal in einer Klinik. Wenn im Vorhinein klar sei, dass es sich um eine Risikoschwangerschaft handelt, wäre eine Klinik die beste Wahl. Allerdings müsse man dies immer individuell entscheiden.

Was genau in der Gebärmutter während der Schwangerschaft passiert, erklärte Soder unterhaltsam mit Hilfe einer Bierflasche. Auch erzählte er, was die ganzen Untersuchungen während der Schwangerschaft im Detail bezwecken.

Die Männer wollten beispielsweise wissen, wie es sich mit Erbkrankheiten verhält. Alle waren gleichermaßen besorgt um das Wohlergehen von Partnerin und Kind. "Normalerweise gibt es keine Komplikationen", beruhigte Soder.

In die Kategorie der Sachen die man besser nicht fragt, wenn die eigene Partnerin dabei ist, fiel die Frage nach dem Temperament von Frauen in der Schwangerschaft. "Ich weiß, dass da hormonell einiges anders ist und dass ich mich auch zurückhalten muss", erzählte ein Teilnehmer. Aber es sei schwer immer nur zurückzustecken. "Am besten spricht man das in einer ruhigen Minute an", antwortete Soder. Es sei wichtig, solche Sachen zu thematisieren, ohne vorwurfsvoll zu sein. Aber Kommunikation sei wichtig für eine gute Partnerschaft. Und die brauche man – gerade wenn das Baby dann da ist.

Entbindung vergleichbar mit Extremsport

Es sei auch gut, wenn man die Ernährungsumstellungen der Partnerin mitmache. "So kann man seinen Respekt gegenüber der Leistung der Frau zeigen", meinte Soder. Und eine etwaige Kritik käme dann auch glaubwürdiger rüber.

Eines sei allerdings auch klar: "Die Frau ist die Hauptdarstellerin", so der Frauenarzt. Als Beispiel nannte er "Boxer und Ringecke". Die Männer stünden nicht im Ring, seien aber wichtige Unterstützer. "Eine Geburt ist eigentlich Extremsport", verdeutlichte er. Bis zu 10 000 Kilokalorien verbrenne eine Frau dabei. Bei einem Fußballspiel seien es um die 1000.

Deshalb sei es auch in Ordnung, wenn es im Kreißsaal etwas lauter werde. "Jeder weiß, dass Schreien bei großen Kraftanstrengungen hilft", so Soder. Da sei es die Rolle der Männer als "Blitzableiter" bei der Geburt zu dienen. Aber die Männer sollten auch auf sich achten. Eine Geburt dauere oft länger. Man stünde schon nachts auf, habe wenig geschlafen und vergesse oft zu trinken. Da mache der Kreislauf manchmal schlapp. "Es ist okay, als Mann auch mal kurz zu schlafen", ermutigte Soder. Danach könne man seine Frau schließlich wieder nach Kräften unterstützen.

Generell sprach er sich dafür aus, als Mann bei der Geburt dabei zu sein. Wenn man das aber nicht wolle, weil man beispielsweise kein Blut sehen kann, solle man das vorher mit seiner Partnerin abklären. Auch das sei in Ordnung. "Wir brauchen im Kreißsaal nicht noch mehr Patienten", erklärte er.

Die Männer waren allesamt vom Kurs begeistert. "Es ist toll zu sehen, dass man nicht alleine ist", meinte der 32-jährige Alex. "Gut ist, dass das von Mann zu Mann stattfindet", meinte Markus. Er fühle sich dadurch wirklich ernst genommen. Auch Victor lobte die Männerperspektive sowie die offene und ungezwungene Atmosphäre.

Die Männer kämen laut Soder immer mit den gleichen Fragen in seinen Kurs. Auch das zeige, wie notwendig solche Kurse seien. Vor allem das Interesse am Zeitraum nach der Geburt sei gewachsen. Deshalb habe er seinen Kurs angepasst. "Eine Geburt lohnt sich erst so richtig, wenn man es mehrmals macht", scherzte er. Dann habe man das ganze Wissen ja schon und könne darauf zurückgreifen.