Kirchengemeinderat Walter Weidner in der Langenalber Marienkirche vor dem Orgel-Pfeifenplan samt Patenschaften und der Collage für die künftige Aufstellung der historischen Goll-Orgel. Fotos: Gegenheimer Foto: Schwarzwälder Bote

Restaurierung: Historische Romantik-Orgel aus dem Jahr 1870 in der Pfarrscheune in Langenalb gefunden

Sie ist zur Zeit in aller Munde: die Orgel der Langenalber evangelischen Kirche, 1870 von Christoph Ludwig Goll eigens maßgefertigt.

Straubenhardt-Langenalb. Jetzt ist sie die "Orgel des Monats Januar 2019" der Stiftung Orgelklang zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler geworden und ihrer vollständigen, 5000 Euro teuren, Restaurierung näher gekommen.

So weit, so unspektakulär. Aber: "Wir wissen ja nicht, was Sie so alles in Ihrer alten Scheune entdecken. Aber in der Pfarrscheune in Langenalb haben wir tatsächlich eine historische Romantik-Orgel aus dem Jahr 1870 gefunden", schreibt Kirchengemeinderätin Kirsten Lattewitz, "und haben damit eine echte Lawine in Gang gesetzt: Wir haben einen Förderverein gegründet, eine Gemeindeversammlung einberufen und jetzt steht fest: Wir werden den historischen Fund wieder instand setzen und in unserer Marienkirche göttlich klingen lassen!" Das ist der Anfang einer spektakulären Geschichte, die eigentlich mit dem Einzug von Pfarrer Daniel Dettling im Sommer 2016 begann.

Für 40 Jahre Lagerung in sehr gutem Zustand

"Ein Glücksfall", nennt es der Laienvorsitzende des Kirchengemeinderates, Walter Weidner, und meint damit zum einen den Pfarrer als Person und Gemeindehirten, zum anderen "seine jugendliche Neugier". Denn diese Neugierde ließ Dettling auf dem Dachboden der Pfarrscheuer stöbern und die nahezu komplette Orgel, mit Gehäuse, Spielanlage und Trakturen, fein säuberlich eingelagert und daher für die Dauer von 40 Jahren in erstaunlich gutem Zustand, entdecken. Der Fund kam gerade zu einer Zeit, als klar war, dass die in den 1970er-Jahren eingebaute moderne Elektro-Orgel auch schon in die Jahre gekommen ist und dringend restauriert gehört.

Fachleute wurden hinzugezogen und bald war klar: die Langenalber möchten die historische Orgel, anstatt der neueren, ertüchtigen. Zahlreiche Bürger sind bereit, Orgelpfeifen zurückzugeben, die sie beim Abbau der Goll-Orgel gegen einen Spendenbetrag als Erinnerungsstücke erworben hatten. Kirchengemeinderat Weidner erinnert sich noch an die erste "aktive" Zeit der alten Orgel, bevor die Kirche 1974 rundum modernisiert und "hell gemacht" wurde: "Als Konfirmanden bekamen wir gezeigt, wie man ihre Blasebälge früher pumpen und treten musste."

2020 bis zum Abschluss der Wiederherstellung

"Kalkant nannte sich ein solcher Bälgetreter", ergänzt Pfarrer Dettling, der mittlerweile, wie er grinsend gesteht, "vom Orgel-Laien zum Orgel-Experten" geworden ist. Jetzt, wird "seine" Orgel in den kundigen Händen von Orgelbauer Wolfram Stützle in Waldkirch behutsam restauriert. Die Pläne für die Wiederinstallation auf der Empore der Marienkirche schreiten voran.

"Wir hatten verschiedene Experten da", erzählt der Pfarrer, "sie hatten allesamt beinahe Tränen in den Augen vor Ehrfurcht: unsere Orgel sei ein ganz besonderer Schatz." Für dessen Restaurierung es natürlich auch gilt, die finanziellen Mittel zu beschaffen. So ist Dettling neben Orgel-Fachmann auch zum findigen Fachmann für Förderanträge geworden. Im Moment wartet die Kirchengemeinde mit Spannung auf den Bescheid des Landesamts für Denkmalpflege. Doch auch die Spendenbereitschaft unter den Bürgern sei groß, erklärt er. Die Pfeifenpatenschaften seien zu Weihnachten noch einmal attraktive Geschenke gewesen.

Die Auszeichnung "Orgel des Monats" der Stiftung Orgelklang ist nun ein weiterer Schritt – hin zum anvisierten Termin 2020, zu dem die Goll-Orgel in der Marienkirche wieder "göttlich klingen" soll.