Toxikologe: Köderboxen sollen für Kinder der Grundschule in Schwann weitgehend ungefährlich sein.
Straubenhardt-Schwann - Zum "Regelbetrieb unter Pandemiebedingungen" zurückgekehrt ist die Grundschule in Schwann. Rund um das Gebäude befinden sich zurzeit noch Rattenköder, die eigentlich von Kindern ferngehalten werden sollen. Unbedenklich, findet ein Fachmann.
"Kinder und Haustiere fernhalten" steht auf den Rattengift-Boxen, die sich nahe der Eingänge zur Schwanner Grundschule befinden. Noch während des Lockdowns kein Problem, doch nun sind die Kinder zurück im Gebäude. Straubenhardts Bürgermeister Helge Viehweg und der Forensische Toxikologe Volker Auwärter von der Uniklinik Freiburg aber geben Entwarnung.
"Die Maßnahme ist begleitet und durchgeführt von einer zertifizierten Fachfirma", erklärt Viehweg. Die Info, dass die Kinder sich von den Boxen fernhalten sollen, sei in der Schule ebenfalls kommuniziert worden. Zudem befinde sich das Gift innerhalb der Boxen, weiß der Bürgermeister.
Größere Mengen tödlich
Ähnlich sieht es der Laborleiter der Forensischen Toxikologie der Uniklinik Freiburg, Volker Auwärter. Zwar seien die im Rattengift enthaltenen Stoffe, die "in der Regel Blutgerinnungshemmer aus der Stoffklasse der Superwarfarine" seien, "grundsätzlich" auch für den Menschen giftig. "Allerdings müssten für eine tödliche Vergiftung zum Beispiel eines Kindes größere Mengen des Ködermaterials aufgenommen werden, was aus mehreren Gründen unwahrscheinlich ist", zeigt der Experte auf.
So seien die Köderboxen "so konstruiert, dass das Ködermaterial von außen nicht ohne Weiteres entfernt werden" könne. In den Ködern sei ein Bitterstoff enthalten, "der für Menschen extrem unangenehm schmeckt", erklärt Auwärter. Größere Mengen davon zu schlucken, wäre insofern nicht nur wider der Natur. Sondern auch deswegen fragwürdig, weil die Dosierung des Gifts laut dem toxikologischen Fachmann "auf kleine Organismen wie Ratten und Mäuse abgestimmt" sei. Auch eine Aufnahme relevanter Mengen über die Haut, zum Beispiel durch Berührung, hält Auwärter für unwahrscheinlich.
"Bei der Aufnahme kleinerer, nicht tödlich wirkender, Mengen (Anm. d. Redaktion: des Gifts) kann es zu Blutgerinnungsstörungen kommen, die mit Blutungsneigung einhergehen können", sagt Auwärter. Typische Symptome seien beispielsweise "blaue Flecken ohne ersichtlichen Grund, Nasen- und Zahnfleischbluten und Hauteinblutungen", so der Experte. Bei Verdacht auf Vergiftung mit einem Rattenköder sollte schnellstmöglich ärztlicher Rat aufgesucht werden.
Dem Befall vorbeugen
Die Rattengift-Boxen an der Schwanner Grundschule sollen indes einem Nagerbefall vorbeugen. Nach Angaben des Bürgermeisters habe der Gemeinderat sich für das Aufstellen der Boxen ausgesprochen, um ganzjährig einen Befall zu vermeiden. Im Februar standen wegen einer Mäuseplage die Wilhelm-Ganzhorn-Schulen im Fokus, die nur rund 1,5 Kilometer Luftlinie entfernt sind. Schulträger, Gesundheitsamt und Schule hatten sich damals darauf verständigt, den Betrieb der Schule teilweise einzustellen – auch, um die Arbeit der Schädlingsbekämpfer im Gebäude zu erleichtern. Die Grundschule Schwann war von dem Mäusebefall laut Viehweg hingegen nicht betroffen.
Grundsätzlich raten Experten dazu, die Bekämpfung von Schädlingen einer Fachfirma zu überlassen, um Verletzungen oder Umweltbelastung durch unsachgemäße Handhabung zu vermeiden. Schädlingsbekämpfer können in der Regel zudem effektivere Gifte einsetzen, die für Privatpersonen nicht zugänglich sind.