Kurzweiliger Abend in Langenalb: Der Musikverein erzählte in seinen Stücken Geschichten, für die man gern auf das Fernsehprogramm verzichtete. Foto: Ganzhorn Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Rund 250 Besucher kamen zum alljährlichen Konzert des Musikvereins Langenalb in die Festhalle

Es sind Bilder von eisigen Welten, staubiger Zirkusluft sowie einer Pariser Flaniermeile, die der Musikverein Langenalb bei seinem Jahreskonzert "Musik und Kunst" in den Köpfen der nahezu 250 Zuhörer in der Festhalle entstehen ließ.

Straubenhardt-Langenalb. Humorvoll und gelegentlich auch mit einer Prise (Selbst-) Ironie gab Pfarrer Daniel Dettling als Ansager die Inhalte der symphonischen Werke vor. Und schon konnte die Fantasie die Regie zu den Klängen des Orchesters übernehmen. Die Kopfkinos liefen an. Unter der Leitung von Michael Pietsch-Rether starteten die 27 Orchestermusiker den Abend mit der Eröffnungsfanfare der Olympischen Spiele 1996 in Atlanta.

Passagenweise war die Tempovorgabe bei "Summon the heroes" rasant, die eindrückliche "Beschwörung der Helden" übernahm die Trompete als Oberstimme.

Dann schickte der Musikverein seine Zuhörer auf eine musikalische Eis-Expedition. In "Antarctica" erklangen zunächst einzelne Instrumentengruppen wie Flöten oder Klarinetten. Wie leichte zerbrechliche Eisschollen trieben die Töne vorüber. Nach und nach setzten Hörner ein. Mit Pauke, Drums, Mallet und Tamtam wurde die Landschaft größer, das erstarrte Eismassiv gewaltiger. Es fiel nicht schwer, sich bei diesem Instrumentenreigen in eine ebenso schöne wie unantastbare, gefährliche Eiswelt einzufühlen.

Lebhafte Rhythmen und lyrische Sequenzen

Mit lebhaftem Rhythmus und lyrischen Sequenzen schloss sich "Incantations" (Beschwörung) an. Dann folgte in "The lord of the rings" ein Besuch bei Hobbit Frodo in Mittelerde. Behutsame Klänge erzählten von einem idyllischen Leben. Doch das Unheil klopfte rasch an – in Form von Trommelwirbeln, unruhiger Disharmonie und bedrohlich tiefem Blech. Lautstärke und Tempo wurden gesteigert, die Harmonie verdichtet – die Melodie wurde unruhig, die Idylle zersprengt. Nach dieser musikalischen Versetzung in Alarmbereitschaft hieß es durchzuatmen.

Der Verein nahm seine Ehrungen vor. Ganz im Fokus stand der Vorsitzende Karlheinz Pfeiffer. "Für 50 Jahre aktive Tätigkeit zum Wohle der Blasmusik" dankte ihm Vereinskollege Lothar Weber mit einem Präsentkorb und listete seine Verdienste auf. Vom Jugendleiter, Dirigenten der Jugendkapelle, Vorsitzenden, bis hin zum Moderator und Regisseur bei Heimatabenden reichen Pfeiffers Aktivitäten. Nicht zuletzt ist er Bezirksvorsitzender des Blasmusikverbands Albtal.

Langjährige Mitglieder ausgezeichnet

Sein dortiger Stellvertreter, Günter Geisert, zeichnete Pfeiffer mit der großen goldenen Ehrennadel aus und erinnerte daran, dass der Trompeter den nunmehr seit 98 Jahren bestehenden Verein mehr als die Hälfte der Wegstrecke begleitet habe. Cordula Irion und Dieter Deschner wurden für zehn beziehungsweise 25 Jahre Mitgliedschaft gewürdigt. In der Pause hatte das Publikum Gelegenheit, die Handarbeiten von Sabrina Dreßler zu begutachten.

Musikalisch nahm das Orchester mit einem Ausflug an die Seine wieder Fahrt auf. Das Medley "Paris Montmartre" umfasste lebensfreudige Chansons wie "Moulin Rouge", "La vie en rose" und "C’est si bon". Gabi Döring lieferte dazu an ihrem Akkordeon typisch französische I-Tüpfelchen. "The lion king" und "The greatest showman" entführten in die Steppe Afrikas und in Amerikas Zirkuswelten.

Federboaleicht und mit schwungvoller Eleganz erklang dann das Potpourri "That crazy charleston". In Erinnerung an die 1920er-Jahre durfte man von emanzipierten Bubikopf Trägerinnen in Fransenkleidern träumen. Und ganz zum Schluss noch ein Gag: Bei der lautstark eingeforderten Zugabe "The typewriter" rackerte sich Adrian Evers als Mann vom Amt taktvoll an einer altmodischen Schreibmaschine ab. Glocke, Guirro und Ratsche unterstrichen seinen hektischen Büroalltag mit zusätzlichen Effekten.