Dieter Frey aus Schwann ist viel unterwegs. Fotos: privat Foto: Schwarzwälder Bote

Porträt: Dieter Frey, ehemaliger Pfarrer, und seine Frau Gerda genießen ihr Leben / In Straubenhardt nur selten anzutreffen

Seinen Ruhestand kann man in Ruhe genießen, muss man aber nicht. Der ehemalige evangelische Pfarrer Dieter Frey ist ein Beweis dafür, dass Aktivität jung hält. Auch in diesem Jahr reist er mit seiner Frau Gerda nach Malta, um dort zu predigen.

Straubenhardt-Schwann. Mit einem freundlichen Lächeln grüßt Dieter Frey von seiner Türschwelle aus, bevor er mit einer einladenden Geste ins Innere seines Hauses am Straubenhardter Feldrand lädt. Viel Licht fällt an diesem sonnigen Nachmittag durch die großen Fensterfronten zwischen Wohn- und Esszimmer. Die Decken sind erheblich höher als üblich und werden von massiven Holzbalken getragen. "Wir haben die Decken extra höher machen lassen", erklärt Dieter Freys Frau Gerda, die derweil hinzugetreten ist, "sonst fühlt man sich so beengt."

Und Enge ist deren Ding nicht. Nicht räumlich und auch nicht im Denken. Nachdem der langjährige Pfarrer sich nach 26 Jahren aktivem Dienst in der evangelischen Kirchengemeinde Schwann-Dennach in den Ruhestand verabschiedet hat, wollten die Freys ihren neuen Lebensabschnitt eigentlich in ihrem eigens für die Pension errichteten "Traumhaus" genießen. Doch es kam anders.

Die Evangelische Kirche Deutschland sucht stets händeringend nach Pastoren im Ruhestand für all jene Gemeinden, die sich keinen Hauptamtlichen Pfarrer leisten können. 2007, als sich Frey zur Ruhe setzte, zum Beispiel für Portugal, Italien, Singapur, Hong Kong und Malta. "Singapur und Hong Kong war uns zu weit weg", erinnert sich Dieter Frey.

Bei Malta habe er erst einmal auf der Karte schauen müssen, wo das liegt. Und doch haben die beiden Pensionäre sich die Unterlagen zur dortigen deutschsprachigen Andreasgemeinde schicken lassen und innerhalb kürzester Zeit zugesagt.

Rund 120 Gemeindeglieder, überwiegend bestehend aus Rentnern und deutschen Arbeitern, betreute das Paar über ein Jahr lang auf der Inselgruppe südlich von Sizilien. Er als Pfarrer, sie hielt im Pfarrgarten Mutter-Kind-Kurse ab. Bis heute fliegen die beiden jedes Jahr zur vierwöchigen Urlaubsvertretung nach Malta. Ihre dortigen Freunde danken es den Freys mit reichlichen Einladungen. Im Juli ist es nun wieder so weit. "Um diese Zeit hat es so in etwa 40 Grad auf Malta, da können Sie keinen Gottesdienst in einem Gotteshaus machen – da gehen Sie ja ein", erklärt der Pfarrer a.D. Daher weiche der 79-Jährige mit seiner Gemeinde gerne in den beschatteten Pfarrgarten aus.

In Deutschland gibt Frey indes nur noch wenige Gottesdienst-Vertretungen, wenn er ausdrücklich darum gebeten wird. Wie zum Beispiel kürzlich, als sich ein junger Mann bei Frey meldete, den er einst taufte und konfirmierte. "Er wollte daher auch, dass ich ihn traue", so der Straubenhardter.

Holzbänke von einem örtlichen Schreiner

Doch nicht nur Malta hat es den beiden angetan. Auch Kuba, die Dominikanische Republik, das tief gespaltene Israel, Haiti, Vietnam und Kenia haben die Freys bereist. Letzteres bereits mehr als 30 Mal. Im dortigen Mombasa gibt es eine Buschschule mit 850 Kindern. In Klassen von bis zu 80 Schülern müssten diese dort häufig auf dem staubigen Lehmboden sitzend lernen. Keine Zustände, die die pensionierte Lehrerin, Gerda Frey, für schultauglich hält. Daher hätten die Straubenhardter bei vielen ihrer Besuche Holzbänke von einem örtlichen Schreiner anfertigen lassen, die sie der Schule später überreicht haben. Auf allen diesen Bänken sind die Namen der Pensionäre auf einem Schildchen verewigt.

"Ich bin auch schon mit hungernden Frauen vor Ort einkaufen gegangen", erzählt Gerda Frey, "damit sie und ihre Familien etwas zu essen haben." Doch manch einer habe die Gutgläubigkeit der beiden auch schon ausgenutzt: "Ein Kenianer, der über Zahnschmerzen klagte, hat mich einmal um Geld für einen Zahnarztbesuch gebeten", erinnert sich der Pastor. "Als ich diesen aber wenige Tage später wieder auf der Straße getroffen habe, war der faulige Zahn immer noch nicht gezogen", lacht Frey.

"Wir haben viele Reisen gemacht", berichtet Gerda Frey, "aber häufig betrachtet man die Länder nur von außen." Auf Malta sei das anders gewesen: "Wenn man ein Jahr irgendwo lebt, bekommt man von der Kultur, der Sprache und dem Leben viel mehr mit." "Dort herrscht eine Herzlichkeit, die man nur selten antrifft", pflichtet ihr Mann Dieter ihr bei.

Auch nach Straubenhardt kämen viele ihrer maltesischen Freunde zu Besuch. Dann unternehmen die Freys mit ihnen Dinge, die sie außerhalb des Reisens auch gerne machen. Zum Beispiel das Segelfliegen. Seit 35 Jahren ist Frey inzwischen Mitglied im Flugsportclub Pforzheim-Straubenhardt und dreht auch heute noch gerne seine lautlosen Runden über dem Schwarzwald. Bis zuletzt war Frey sogar zwölf Jahre lang im Vorstand des Vereins. Jetzt hat er den Posten für jüngere Akteure freigegeben.

Außerdem empfangen die Freys gerne Familie und Freunde an ihrem Wohnwagen, der über den Sommer auf einem Campingplatz im Ötztal in Österreich steht. Von diesem Treffpunkt aus, ziehen die Pensionäre gerne los zum Wandern. Dieter Frey ist stolzer Träger der Bürgermedaille in Gold, die ihm der damalige Straubenhardter Bürgermeister Willi Rutschmann verliehen hat, sowie der silbernen Bürgermedaille Neuenbürgs, die damals Ex-Bürgermeister Theo Schaubel verlieh.

So werden die beiden auch weiterhin den gelebten Nächstenliebe-Gedanken in die Welt tragen und helfen, wo sie können. "Zumindest solange es unsere Gesundheit zulässt", feixt Dieter Frey. Und seine Frau ergänzt lächelnd: "Bis nach Malta ist es ja keine riesige Strecke..."