Ist auch oft am Wochenende im Büro anzutreffen: Hans Vester ist durch sein vielfältiges politisches und gesellschaftliches Engagement und seinen Beruf als Bauingenieur gut ausgelastet.Foto: Ferenbach Foto: Schwarzwälder Bote

Gemeinderat: Hans Vester ist seit 40 Jahren in der Kommunalpolitik aktiv und darüber hinaus vielfältig ehrenamtlich engagiert

Bei Hans Vester jagt ein Jahrestag den nächsten. Dies mag einerseits an seinem Alter liegen. In erster Linie ist der rührige Bauingenieur aber in vielfältiger Weise ehrenamtlich engagiert. So gehört er seit 40 Jahren dem Straubenhardter Gemeinderat an und war dort von 2004 bis 2019 Fraktionssprecher der SPD.

Straubenhardt. Er ist damit vor Helmut Spiegel (er ist 2019 nach 39 Jahren ausgeschieden) dienstältester Gemeinderat und in der aktuellen Amtsperiode erster stellvertretender Bürgermeister. Bürgermeister Helge Viehweg würdigte Vesters jahrzehntelanges kommunalpolitisches Engagement jüngst unter anderem mit 40 Pralinen. Im kommenden Jahr kann Vester seinen nächsten runden Geburtstag, den 70., feiern und auf 40 Jahre Mitgliedschaft in der SPD zurückblicken.

2024 macht er dann – so es seine Gesundheit zulässt – die 30 Jahre als Mitglied des Kreistages des Enzkreises voll, wo er aktuell Fraktionsvorsitzender der SPD und Sprecher im Umwelt- und Verkehrsausschuss ist. Seit 1977 ist der in Neuenbürg geborene und in Schwann aufgewachsene Freiberufler Inhaber eines Ingenieurbüros und Holzbaubetriebs. Dabei war er annähernd 20 Jahre stellvertretender Obermeister der Zimmerer-Innung Neuenbürg. "In der letzten Wahlperiode hatte ich noch ein gutes Dutzend Posten in diversen Gremien inne, war unter anderem Fraktionssprecher im Gemeinderat, stellvertretender Landrat, Mitglied in diversen Ausschüssen und Verbänden, in der Vorstandschaft des deutsch-französischen Partnerschaftskomitees, in der Holzbauinnung, im baden-württembergischen Landkreistag, im Regionalverband Nordschwarzwald und im Zweckverband der Sparkasse.

Zukunftsweisende Projekte begleitet

Zwischenzeitlich habe ich einiges abgegeben", meint er gegenüber dem Schwarzwälder Boten, nicht ohne zu betonen, dass in seiner langen Zeit als Fraktionssprecher die SPD immer die stärkste Fraktion im Gemeinderat war und nun leider nur noch an zweiter Position stehe.

Zu den aus seiner Sicht wichtigen und zukunftsweisenden Projekten als Gemeinderat gehörte die von ihm stets forcierte Zusammenlegung der örtlichen Feuerwehren, wenngleich er sich mit dem neuen zentralen Gebäude aus Kostengründen nicht recht anfreunden kann. Daneben führt er die Sozialstation in Langenalb an, die Anfang der 90er-Jahre von den Angeboten bereits wegweisend gewesen sei.

Nicht weniger innovativ war in seinen Augen das neue Bioheizkraftwerk, das für viel Aufsehen sorgte. Weiter zählen für Vester die Windräder, der Solarpark, der Umbau und die Erweiterung der Wilhelm-Ganzhorn-Schulen und der Kindergartenneubau in Feldrennach zu den herausragenden Projekten. Letzterer hat seiner Ansicht nach dafür gesorgt, dass Straubenhardt auf Jahre hinaus genügend Kindergartenplätze hat.

Weitere Gewerbeansiedlungen, insbesondere in der "Hube", die Erweiterung der Turnhallen und der Bau sozialer Einrichtungen, wie die Johannes- und die Hoffnungshäuser, habe er mit dem Gremium vorangebracht. Er ist deswegen auch "stolz auf seinen Gesamtgemeinderat", den er als "tolles Gespann" bezeichnet.

"Ich habe mich selten aufgedrängt, bin meistens zu meinen Mandaten gekommen wie die Jungfrau zum Kind. Als kleiner Junge war ich allerdings ziemlich beeindruckt, als mein Großvater als Gemeinderat in Schwann und Mitglied des Kreistages zum 65. Geburtstag Besuch vom Landrat bekam", erinnert er sich.

Arbeit nicht nur "Schall und Rauch"

Nach dem Abitur in Neuenbürg wollte er zunächst Journalist für Sport und Politik werden, zumal er selbst aktiv Sport trieb, zunächst Leichtathletik, dann Fußball und schließlich bis zum Alter von 50 Jahren Tennis. Animiert durch die großväterliche Zimmerei, absolvierte Vester dann an der Technischen Universität in Karlsruhe ein Bauingenieurstudium. Im Jahr 1976, noch während seines Wehrdienstes, stieg er in den Betrieb ein, da der leitende Meister unfallbedingt kurzfristig ausfiel. Obwohl er in jungen Jahren eigentlich immer ins Ausland wollte, ist Vester dadurch dann in Straubenhardt hängengeblieben.

Im Zimmereibetrieb, den zwischenzeitlich sein Sohn Patrik übernommen hat, waren in Spitzenzeiten bis zu zehn Mitarbeiter beschäftigt und wurden zahlreiche Lehrlinge ausgebildet. Vester übernahm zunehmend Verantwortung im beruflichen und gesellschaftlichen Leben und lernte, mit hochkarätigen Persönlichkeiten umzugehen.

"Sämtliche Kandidaten für politische Positionen in meinem Umfeld saßen an meinem Esstisch", so Vester schmunzelnd. "Ich habe einen tollen Job, denn alles, was ich gemacht habe, ist nicht nur Schall und Rauch, sondern sichtbares Ergebnis an irgendwelchen Gebäuden. Und ich habe die Möglichkeit, so lange zu arbeiten, wie es mir Spaß macht. Darüber hinaus habe ich in meinem politischen Leben vieles mitentschieden, wovon noch die nächsten Generationen profitieren können", freut sich der Jubilar, der laut eigener Aussage nie einem persönlichen Vorbild nachgeeifert, sondern sich stets an Inhalten orientiert habe, die er befürworten konnte.

"Meine ehrenamtlichen Aufgaben sind mein Hobby. Ich wollte mich aber nie mit ihnen profilieren, sondern übe sie aus, weil sie mir Freude bereiten und meinen Horizont erweitern. Nicht zuletzt kosten sie mich ja auch viel Zeit, neben meinen mindestens 50 Wochenstunden im Ingenieurbüro kommen da schnell noch mal 25 Stunden dazu. Man sollte sich bei allem aber nicht wichtiger nehmen als man ist. Ich habe viele Leute kommen und gehen sehen, die gemeint haben, ohne sie geht es nicht. Doch wenn sie dann nicht mehr da sind, geht es trotzdem weiter und nur wenige reden noch darüber", ist Vester überzeugt.

Leidenschaftlicher Dialektiker

Der 69-Jährige bezeichnet sich selbst als leidenschaftlichen Dialektiker, der Pro und Contra einer Entscheidung abwägt, der sich sprachlich versiert und mit kräftiger Stimme durchaus Gehör verschaffen kann, sich dabei aber stets als "Anwalt der Schwächeren sieht". "Jeder soll nach seiner Fasson selig werden, aber man soll jedem die gleiche Chance dazu geben", lautet sein politischer Leitspruch.

Durch seinen Beruf, seine Vereinstätigkeit, seinen großen Freundeskreis, seine Social Media-Aktivitäten und seine Stammtische habe er einen engen Draht zur Bürgerschaft, wenngleich er nicht mehr alle Kontakte persönlich pflegen könne. Seine internationale Ausrichtung lebt der Englisch und Französisch sprechende Straubenhardter aktiv in der Gemeindepartnerschaft mit La Veyle in Frankreich und jener vom Enzkreis mit Masasi in Tansania.

An seiner Heimatgemeinde schätzt Vester die offene Lage mit Aussicht bis ins Rheintal, die auch in der Aufgeschlossenheit der Bevölkerung und des Gemeinderates spürbar ist. "An der Schwanner Warte geht mir beim Blick in die Ferne und auf Straubenhardt das Herz auf", schwärmt er von der ländlichen Umgebung mit Nähe zu den Großstädten Pforzheim und Karlsruhe. Auch seien die Teilorte nach der Gemeindereform gut zu einer Gesamtgemeinde zusammengewachsen, insbesondere neu Zugezogene fühlten sich laut Vester als Straubenhardter.

Obwohl er nicht mit dem Ruf eines Platzhirsches, der nicht aufhören kann, aus dem Gremium scheiden möchte, hofft er, dass er bei der planungstechnischen Gestaltung der "Mostklinge", der Fortschreibung des Flächennutzungsplans und der Innerortsgestaltung von Schwann noch aktiv mitwirken kann. Bei manchen Projekten wünscht er sich auch deshalb eine schnellere Umsetzung.

Rückblickend würde er nicht vieles anders machen, höchstens vielleicht die Position eines Bürgermeistes anstreben. "Ich habe mein ganzes Leben lang nie einen Chef gehabt und meine Freiheit immer sehr zu schätzen gewusst", zeigt sich Vester zufrieden.