Hören ganz genau hin: Leon Müller (vorn) und die anderen Kinder lernen im Wald, wie sich der Schall des kratzenden Marders durch einen langen Baumstamm hören lässt. Fotos: Hegel Foto: Schwarzwälder Bote

Freizeit: Beim Ferienprogramm lernen Kinder auf einer Wanderung mit dem Förster Tiere des Waldes kennen

Nicht nur Spaß bringt das Ferienprogramm den Kindern in Straubenhardt – sie lernen dabei auch was. Am Freitag waren sie mit dem Förster auf einem Abenteuer im Gemeindewald unterwegs und lernten dabei Fuchs, Hase und Marder kennen.

Straubenhardt-Schwann. Wenn Straubenhardts Revierförster Michael Bruder in den Wald geht, darf natürlich sein treuer Weggefährte nicht fehlen. Deshalb begleitet der Bayerische Gebirgsschweißhund Amadeus die Gruppe aus 15 Straubenhardter Kindern auf Schritt und Tritt bei ihrem Abenteuer, verschwindet mal hier und da im Wald und taucht dann wieder auf. Er fühlt sich wohl zwischen den Bäumen, wo eigentlich ganz andere Tiere heimisch sind. Zum Beispiel Fuchs und Hase. Diese Wald- und Wiesenbewohner sagen sich hier aber nicht einfach friedlich gute Nacht, wenn sie aufeinandertreffen.

"Die mögen sich nämlich gar nicht", erklärt die Birkenfelder Revierleiterin im Landratsamt Susanne Kienzle den Sechs- bis Zwölfjährigen. Drei Jahre hat sie eine zusätzliche Ausbildung zur Waldpädagogin absolviert – und weiß genau, wie viel die Kinder heutzutage noch über den Wald wissen. "Hier in Straubenhardt kennen das alle, aber in der Stadt gibt es Kinder, die waren noch nie richtig im Wald", spricht Kienzle aus Erfahrung. "Andere dagegen erklären dir sofort, wann und wo der Marder seine Jungen zur Welt bringt."

Zuerst aber kommt der Fuchs dran – zu dem wird nämlich ein Kind im ersten Spiel und muss die anderen, also die Hasen, fangen. Einmal erwischt, werden sie wiederum selbst zu Füchsen, die schon nach kurzer Zeit die ganze Wiese bevölkern. "So lernen die Kinder gleich, dass es auch zu einer Überpopulation kommen kann", erklärt Kienzle.

Ein Problem, das zur Zeit tatsächlich auf das Straubenhardter Gebiet von Förster Bruder zutrifft. "Seit 1. August schießen wir die Füchse wieder vermehrt", erklärt Bruder, der als Jäger auch den Tierbestand im Blick hat. "Das Problem ist, dass sie sonst in die Städte kommen und sich aus Komposthaufen ernähren."

Auf dem Weg von der Schwanner Warte durch den Wald müssen die Kinder ständig die Augen offen halten, denn am Wegrand finden sie immer wieder hölzerne Tierfiguren. So auch den gut hörbaren Specht. Die Ohren auf einen gefällten Baum gelegt, können die Kinder selbst die kleinsten Geräusche hören, die das Kratzen auf der anderen Seite des Baums verursacht.

So erkennt der Specht auch seinen ärgsten Feind, den Baummarder. "Ich nenne die daheim Automörder", ruft der kleine Leon Müller, "weil die immer unser Auto kaputtfressen." Fast noch spannender für die Gruppe sind dann ganz viele echte Tiere, die plötzlich ihren Weg kreuzen. Ein Ameisenhaufen zieht die neugierigen Blicke auf sich, während Kienzle die Wichtigkeit der "stärksten Tiere im Wald" erklärt.

Wissbegierig zeigt sich der Nachwuchs, der unterwegs auch Bruder mit Fragen über den Förster-Beruf löchert. Er erklärt, dass er sich um die Wege kümmert und entscheidet, welche Bäume gefällt werden können, um daraus Möbel, Dächer und Papier zu produzieren. Und was bedeuten die neongelben Nummern auf einzelnen Bäumen am Wegrand? "Die zeigen an, dass der Baum wichtig für den Naturschutz ist und nicht gefällt werden darf", erklärt Bruder.

Um mit einem weiteren Trugschluss aufzuräumen, der sich in vielen Kinderköpfen breitmacht, zeigen die beiden Förster an der nächsten Station das stattliche Geweih eines Hirsches – und die im Vergleich kleingeratenen Hörner des Rehs. "Nach wie vor gilt das Reh bei vielen als Frau vom Hirsch", sagt Kienzle.

Dass es sich um zwei unterschiedliche Tiere handelt, weiß einer der Jungs schon. "Ich will später auch Förster werden", sagt er auf sein gründliches Wissen angesprochen. Zwei mit Kienzle befreundete Jäger bereiten währenddessen schon das Lagerfeuer vor, dass nach drei Stunden das wissenswerte Abenteuer im Wald abschließt.