Rolf Schöninger hat in seiner Werkstatt eine "Deckel GK 21" stehen. Die Schmuckmaschine hat er vor der Verschrottung gerettet. Fotos: Jänsch Foto: Schwarzwälder Bote

Kurioses: Rolf Schöninger rettet antike Maschine zur Schmuck-Herstellung vor der Verschrottung und produziert selbst

Nur noch wenige Menschen wissen überhaupt, wie die Stadt Pforzheim zu ihrem Beinamen "Goldstadt" kam. Rolf Schöninger hat sich ein Überbleibsel aus vergangenen Tagen gesichert und stellt Schmuck auf seiner "Deckel GK 21" her.

Straubenhardt-Conweiler. "Früher stand diese Maschine in jeder Schmuckfirma", erzählt Rentner Rolf Schöninger stolz und zeigt auf seine "Deckel GK 21". Diese habe der 79-Jährige vor fünf Jahren vor der Verschrottung gerettet: "Für einen Schrottwert von 50 Euro, obwohl sie voll funktionstüchtig ist", lacht dieser. Doch die Schmuck-Maschine aus den 1950er-Jahren wird heute eben nicht mehr benötigt. Die Technik ist fortgeschritten und lässt Überholtes zurück.

In Schöningers Werkstatt scheint die Zeit hingegen stehen geblieben zu sein. Anstatt Digitalisierung zählt hier Handarbeit und Mechanik. So reiht sich neben der antiken Schmuck-Maschine aus Pforzheim auch noch eine Holzbandsäge, eine Standbohrmaschine, eine Drehmaschine, eine Drehbank und jede Menge anderes Werkzeug ein, die dem pensionierten Konstrukteur und Werkzeugmachermeister helfen, seine verrückten Ideen zu verwirklichen.

"Das ist der Kapo", erklärt Schöninger, während er ein kleines Schmuckstück aus Metall von der linken Werkbank der Schmuck-Maschine löst und präsentiert. "So stelle ich mir einen Vorgesetzten in einer Schmuckfirma vor."

Schmuckstücke werden zehn Mal kleiner als Holzvorbilder

Nach seiner Vorstellung habe der 79-Jährige zunächst ein Holzmodell vom "Kapo" entwickelt. "Dieses habe ich dann hier eingespannt", zeigt Schöninger auf die rechte Werkbank der Maschine, wo tatsächlich ein weiteres Modell eingespannt ist, das dem kleineren Schmuckstück aus Metall aufs Haar gleicht.

"Wenn ich an dem Modell mit dem Tastarm entlangfahre", erklärt der Rentner, "wird die Bewegung über den Pantograf auf den Fräskopf der linken Werkbank übertragen, wo das Werkstück liegt." Der Pantograf ist ein Präzisions-Scherinstrument, das Bewegungen von einem Arm auf einen anderen exakt überträgt – lediglich in einem gewünschten Vergrößerungs- oder Verkleinerungsmaßstab. "Die Maschine hat den Wahnsinns-Vorteil, dass sie Modelle eins zu eins wiedergibt", berichtet der 79-Jährige. Oder eben eins zu zehn. Denn im Fall von Schöningers "Deckel GK 21" werden die Schmuckstücke exakt zehn Mal kleiner als die Holzvorbilder.

"Ich habe die Maschine mit heutiger Technik aufgemotzt," sagt der Konstrukteur. "Ich verwende Mikropräzisions-Hartmetallfräser." Mit diesen filigranen Werkzeugen könne der 79-Jährige Fräsoberflächen erzeugen, die früher nicht möglich waren. "Aufmotzen" – das scheint überhaupt Schöningers Ding zu sein. Dinge von früher unter heutigen Gesichtspunkten neu zu betrachten, neu zu denken.

Leonardo da Vincis Ideen mit heutigen Materialien umgesetzt

So fährt er wieder mit einem inzwischen aus der Mode gekommenen Tretroller einkaufen und setzt sich mit Leonardo da Vincis Ideen zum Fliegen auseinander – nur eben mit heutigen Materialien wie zum Beispiel Latex als Haut zwischen den Holzversteifungen eines Flügels.

"Man habe ich ein Haufen Zeug", stöhnt Schöninger grinsend, als ihm beim Erzählen selbst auffällt, wie viele Hobbys der rüstige Rentner hat. Doch im Alter stauten sich eben Dinge an, die einem dann wichtig werden. "Da möchte man einmal im Leben Dinge machen, die man so noch nicht gemacht hat", lacht der 79-Jährige. Das nächste Projekt, das er mit seiner "Deckel GK 21" angeht zum Beispiel: Im Auftrag eines Kunden solle er einen Backenzahn fräsen. Für Schöninger nichts leichter als das.