An der Langenalber Straße, direkt neben dem Vereinsheim der Sportfreunde Feldrennach, soll das neue Feuerwehrhaus entstehen. Foto: Mutschler Foto: Schwarzwälder Bote

Feuerwehr: Straubenhardter Abteilungen auf dem Weg zu einer Gesamtwehr / Neues Feuerwehrhaus ist Grundlage der Fusion

In vielen Freiwilligen Feuerwehren gab und gibt es Diskussionen um eine mögliche Fusion der Ortsteil-Abteilungen zu einer Gesamtwehr. Das ist oftmals mit Ablehnung und vielen Diskussionen verbunden, manchmal sogar mit kompletten Austritten. Nicht so in Straubenhardt, wo der Wunsch zu einer Fusion sogar aus der Mitte der Feuerwehr kommt.

Straubenhardt. Die Freiwilligen Feuerwehren seien in aller Regel in die Erarbeitung der Bedarfspläne "massiv involviert", erklärt Straubenhardts Gesamtfeuerwehrkommandant Martin Irion. Und bei dieser Bestandsaufnahme im Feuerwehr-Ausschuss seien gleich mehrere Schwierigkeiten aufgekommen. Da ist zum einen das Problem der Tagesverfügbarkeit. Außerdem seien die Räume und Gebäude in den einzelnen Ortsteilen schwierig zu erweitern. An fünf von sechs Standorten sei dies gar nicht möglich. Auch die Fahrzeuge sind mittlerweile in die Jahre gekommen – fünf der sechs Löschfahrzeuge seien älter als 20 Jahre und es stünden Ersatzbeschaffungen an, so Irion. Und bei dieser Ersatzbeschaffung kommt wieder das Problem mit den Feuerwehrgebäuden ins Spiel. Denn durch veränderte Unfallverhütungsvorschriften dürften neu angeschaffte Fahrzeuge ebenfalls in fünf der sechs Feuerwehrgebäude nicht eingestellt werden.

Zum Thema Personalverfügbarkeit erklärt Irion, dass die Gesellschaft heute anders aufgestellt sei. Zwar würden sich die Leute immer noch ehrenamtlich engagieren, müssten aber einen weiteren Weg zur Arbeit zurücklegen. Auch die Schichtarbeit schränke die Verfügbarkeit der Feuerwehr weiter ein. Dazu kämen viele andere Freizeitmöglichkeiten. Mittlerweile sei es für die einzelnen Abteilungen schwierig, alleine die notwendige Mannstärke und Funktionen aufzubringen. Als Beispiel nennt Irion, dass eigentlich neun Mann auf einem Fahrzeug geplant sind, "vier davon müssen Atemschutzträger sein". Wenn nun aber das Fahrzeug mit lediglich vier Mann und nicht genügend Atemschutzträgern ausrückt, weil nicht mehr verfügbar sind, dann dürften diese Feuerwehrleute ein brennendes Haus gar nicht betreten. Aktuell gebe es 128 Feuerwehr-Angehörige in Straubenhardt. Davon seien mehr als 30 tagverfügbar. Das klingt zunächst gut, verteilt auf die Ortschaften bedeutet es aber, dass pro Ortsteil circa fünf verfügbar seien.

"Es ist aber nicht so, dass wir unsere Aufgaben nicht erfüllen könnten", betont Irion. Schon seit längerem gebe es aus diesem Grund Parallelalarmierungen von zwei Wehren. Wenn es also in Schwann brennen sollte, werden nicht nur die Feuerwehrleute aus Schwann, sondern auch die aus Conweiler alarmiert, um die nötige Mannstärke für den Einsatz aufbringen zu können. Zudem gebe es auch Aktive, die in mehreren Abteilungen alarmiert würden. Aber irgendwann komme der Punkt, an dem man investieren müsse in Fahrzeuge und Gebäude. Also habe man sich gefragt, ob man etwas ändern solle und entschieden, dass man sich die Strukturen betrachten solle.

Bereits 2014 sei dann der Feuerwehrausschuss auf die Abteilungen zugegangen und habe das Gespräch mit Bürgermeister Helge Viehweg und dem Kreisbrandmeister gesucht. Mit dem Kreisbrandmeister sei man die verschiedenen Optionen durchgegangen. Nachdem sich auch der Gemeinderat offen gezeigt habe, ging es in die Abteilungen.

Dort seien in mehreren Workshops "in letzter Konsequenz Probleme erarbeitet und Lösungsansätze gefunden", erzählt Irion. Danach habe man eine Abfrage unter den Feuerwehrleuten gemacht, ob sie eine neue, zentrale oder weiter die dezentrale Struktur mit mehreren Standorten möchten. Und es gab, so sagt Irion: "Ein überwältigendes Votum für die neue Struktur." Dieses Votum war dann die Grundlage für den Gemeinderat, den Feuerwehrbedarfsplan auf eine zentrale Struktur auszurichten. Das heißt, eine Gesamtwehr – und ein neues, zentrales Feuerwehrhaus. Dies wurde im Dezember 2015 vom Gemeinderat so beschlossen und "seither laufen die Maßnahmen", so Irion weiter. Nach der Standortsuche und dem Grunderwerb laufen seit 2017 die Planungen für das neue Feuerwehrhaus an der Langenalber Straße neben dem Vereinsheim der Sportfreunde Feldrennach.

Neue Fahrzeugkonzeption

Der neue Bedarfsplan sieht auch eine neue Fahrzeugkonzeption vor. Bislang gebe es sechs Löschfahrzeuge, die alle in etwa gleich geartet seien. Dafür gebe es aber kein Fahrzeug für Transport und Logistik mit Ladepritsche für Pumpen oder weitere Atemschutzgeräte, die nach dem jeweiligen Bedarf verladen werden können.

Das neue Konzept sieht drei Löschfahrzeuge vor. Davon sollen zwei aus dem bisherigen Bestand übernommen werden. Eines davon sei erst elf Jahre alt, das andere zwar bereits 21 Jahre alt, besitze aber noch hohen taktischen Wert, sagt der Gesamtkommandant. Ein neues Fahrzeug werde Mitte Juni ausgeliefert. Dies sei bereits nach dem neuen Bedarfsplan bestellt worden und verfüge über keine speziellen Hilfsmittel für technische Hilfeleistungen, wie etwa hydraulische Geräte, um Personen aus Fahrzeugen befreien zu können. Dafür sei es aber mit einer Tragkraftspritze und 600 Meter "B-Schlauch" ausgerüstet, von denen 300 Meter bereits zusammen gekoppelt seien. Dieses Fahrzeug sei eher auf die Brandbekämpfung ausgelegt, während ein anderes eine erweiterte Ausrüstung im technischen Bereich habe, also etwa Spreizer oder Ausrüstung für die Gefahrgutbeseitigung. So könne man die Technik "einsatztaktisch strukturierter gestalten".

Bislang gibt es acht Fahrzeuge. Nach dem neuen Konzept seien sieben vorgesehen, darunter aber kleinere und günstigere wie ein Mannschaftstransportwagen oder ein Kommandofahrzeug, sodass künftige Investitionen günstiger seien, erklärt Irion.

Um auf die neue Struktur vorbereitet zu sein, gibt es bereits gemeinsame Übungen, auch mit den Fahrzeugen der anderen Abteilungen. Seit drei Jahren gibt es verschiedene Module, die alle Abteilungen durchlaufen. Somit sollen dann alle Abteilungen auf den gleichen Stand der Technik und Abläufe gebracht werden, und alle Feuerwehrleute werden an allen Geräten ausgebildet. "Das ist sehr spannend, aber es macht auch Spaß", sagt Irion. Die Feuerwehrleute würden die Erfordernisse erkennen. Auch der neue Slogan "Aus Sechs mach Eins. Wir wachsen zusammen" sei aus den Reihen der Aktiven in den Workshops entstanden und nicht etwa von einer Werbeagentur entworfen worden, freut sich Irion.

Doch wann wird es soweit sein? "Die Abteilungen sollen mit dem Umzug zusammengeführt werden", sagt Irion. Derzeit liefen noch Ausschreibungen. Nachdem die ersten Arbeiten aber bereits vergeben wurden, rechnet er mit einem Baubeginn für das neue Feuerwehrhaus in den nächsten Wochen und er "geht fest davon aus, dass es 2020 fertig" sein wird.

Übrigens: Für eine mögliche Nachnutzung der bisherigen Feuerwehrhäuser können örtliche Vereine Bedarf anmelden.