Foto: Alisia Sina Wagner Foto: Schwarzwälder Bote

Der Veranstalter des Happiness Festivals berichtet darüber, wie das Event im Laufe der Zeit gewachsen ist

Eine wahnsinnige Entwicklung: Bis vor wenigen Jahren hat das Happiness Festival noch auf einer kleinen Wiese vor dem Schwanner Jugendhaus stattgefunden – inzwischen kommen 11 000 Menschen, um zu Musik angesagter Künstler abzufeiern.

Straubenhardt-Schwann. Doch wie hat das alles angefangen? Wie wurde das Happiness so groß und so beliebt? "Das Festival an sich gibt es schon seit 1992", erklärt Benjamin Stieler, Veranstalter des Happiness Festivals, "aber damals hat es noch auf dem Gelände vor dem Jugendhaus stattgefunden". Er selbst war zu dieser Zeit noch Grundschüler. Irgendwann sei er dann beim Jugendzentrum, das das Festival jahrelang organisiert hat, in den Vorstand gewählt worden, obwohl er noch gar nicht lange dabei gewesen sei.

In dieser Funktion war er dann auch dafür zuständig, das Festival auszurichten, obwohl er es noch nie zuvor besucht hatte. "Über die Jahre ist das Happiness dann unbewusst immer größer geworden", erzählt der 32-Jährige, "da hat man dann auch mal Bands wie "Sum 41" gekriegt – obwohl von uns bis heute keiner versteht, warum diese Band zu dem Zeitpunkt nach Schwann gekommen ist.

Der Typ war aber in der Branche so gut vernetzt, dass es sich schnell rumgesprochen hat, dass bei unserem Festival alles gut klappt." Als 2010 das Unglück der "Loveparade" in Duisburg passiert ist, seien die Behörden auch irgendwann darauf aufmerksam geworden, was in Straubenhardt geschieht. Als man daraufhin ein Sicherheitskonzept habe erstellen müssen, habe man "ziemlich schnell gemerkt", dass der Platz nicht ausreiche.

"Das war natürlich schwierig", gibt Stieler zu Bedenken, "auf einmal waren da Auflagen, die es vorher noch nie gegeben hat." Also habe man darauf gedrängt, einen neuen Platz für das Festival zu finden – was allerdings erst drei Jahre später geklappt hat. "Der damalige Bürgermeister hat das alles nicht gesehen, hat nicht gesehen, wo wir hinwollen und was wir machen", denkt Stieler zurück und zeigt sich versöhnlich: "Man kann ihm das aber auch nicht übel nehmen, er hat andere Dinge vorangetrieben."

2013 habe das Festival dann zum ersten Mal auf dem jetzigen Gelände stattgefunden – allerdings mit unveränderter Besucherzahl. Erst als dann der neue Bürgermeister Helge Viehweg kam, habe man angefangen, größer zu denken: "Ich glaube, dass er gesehen hat, dass es der Region etwas bringt – es gibt ja auch Schlimmeres, als so ein Open Air im Ort zu haben." Dann habe Stieler zum ersten Mal Alligatoah und Marteria gebucht, die zu diesem Zeitpunkt noch recht unbekannt waren. "Das war für mich dann auch irgendwann der Durchbruch im Kopf. Da habe ich geschnallt, dass mehr geht", erinnert sich der 32-Jährige. "Wir hatten hier schon echt Glück – die Dinge haben sich gut gefügt."

Aber wie kommt er an die ganzen großen Künstler heran, und ist das nicht verrückt mit diesen Promis zu verkehren? "Die Künstler kenne ich ja gar nicht. Ich habe fast nur Kontakt zu den Agenturen, die ihre Bands platzieren wollen", berichtet Stieler. "Das muss man sich vorstellen, wie wenn man in einem Dorf ist und alle Handwerker kennt. So kenne ich die Agenturen und die Leute, die darin arbeiten – es gibt nicht so viele Leute, die in diesem Bereich tätig sind." Dann fügt er lachend hinzu: "Und alle sitzen in Berlin – nur wir sitzen in Straubenhardt. Das ist schon verrückt." Doch alleine von dem Festival sei es "fast unmöglich" zu leben, erklärt Stieler, da die Ticketerlöse alleine nicht zur Finanzierung der Künstler und des Festivals mit allen Nebenkosten ausreichten. Damit der 32-Jährige sich und sein kleines Team unterjährig versorgen kann, sei man daher auch von Nebenerlösen wie dem Catering am Festival-Wochenende abhängig. Außerdem habe der Veranstalter in seinem Team findige Programmierer, die eine eigene Ticket-Software geschaffen haben, die er unter dem Jahr für andere Events vermieten könne.

Zunächst habe man sich über Geld keine großen Gedanken gemacht, erzählt der Veranstalter. Da habe Stieler die Bands einfach gebucht und wahnsinnig viel Geld ausgegeben, weil Künstler im Voraus bezahlt werden wollen: "Wir haben einfach daran geglaubt. Ich weiß nicht, ob ich das heute noch mal so machen würde." Bei der Frage, ob er sich jemals hätte träumen lassen, dass das Festival mal so durch die Decke geht, muss Stieler lange überlegen. Dann sagt er: "Boah, schwierig. Das war ja nie das Ziel. Ich bin einfach irgendwann darin aufgewacht und habe gemerkt, dass es so ist."