Schwanner Warte am Sonntagmorgen: Müll auf dem Weg anstatt im bereitstehenden Mülleimer. Foto: Kugel

Kühlschränke, Fernseher und Autoreifen bei Schwanner Warte. Momentan ruhiger als in vorherigen Jahren.

Straubenhardt - Was haben Fernseher, Autoreifen und Fast-Food-Verpackungen gemeinsam? Das alles wurde schon in Straubenhardt im Wald bei der Schwanner Warte gefunden.

Der Straubenhardter Bauhofleiter erinnert sich und schüttelt entsetzt den Kopf. Momentan sei es ruhiger als in den vorherigen Jahren, meint Kurt Boeuf. Doch auch nach zehn Jahren als Bauhof-Chef staunt er über die wilde Vielfalt der Gegenstände, die er und sein Team im Laufe der Zeit aus dem Wald geborgen haben. "Wir haben wirklich schon alles mögliche gefunden", stellt er fest und zählt auf: "Von Fernsehern über Kühlschränke bis hin zu mehreren Matratzen, die an der Wolfsgrube weggeworfen wurden, war schon alles dabei".

Leere Ölfässer

Gerade seien, besonders in den einzelnen Ortsteilen, kuriose Funde zu machen, so Boeuf: "Motorroller, Mofas und vor allem Fahrräder sammeln wir regelmäßig ein". Die Fahrräder stünden ohne Kette und mit platten Reifen irgendwo am Straßenrand, so Boeuf. Doch wehe dem, der sein Fahrrad auf diese Weise verkommen lässt. Denn Fahrräder haben eine Fahrgestellnummer. "Wir nehmen die Fahrräder mit und lagern sie ein. Ab und zu kommt es vor, dass jemand sein Fahrrad bei uns abholt, aber in der Regel wird die Person über Fahrgestellnummer ausfindig gemacht". Ansonsten setzten die Räder auf dem Bauhof Staub an, wo sie teilweise zwei Jahre eingelagert bleiben, bis sie endgültig entsorgt werden.

Zu den umweltschädlicheren Funden aus dem Wald gehörten Autoreifen und leere Ölfässer, ergänzt Boeuf die absurde Liste. Eine besonders dreiste Umweltverschmutzerin habe sich einmal ihrer alten Autobatterien entledigt. Dabei habe sie dummerweise den Fehler begangen, auch gleich ihren Hausmüll zu entsorgen: "Ein Jäger fand den Müll und schleppte ihn zur Straße, wo er dann abtransportiert wurde". Der Polizei wurde dies gemeldet. Sie konnten die Übeltäterin über den Inhalt des Hausmülls ausfindig machen. "Ich werde das niemals verstehen", seufzt der Bauhofleiter. Er vermutet, die Leute, die auf diese unlautere Art ihren Abfall loswerden, seien schlicht zu geizig für das Entsorgungsendgeld: "Die kommen dann nachts hierher und schmeißen den Restmüll aus dem Auto".

Für ein Kilogramm Restmüll zahlt man zwar, je nach Wertstoffhof, ungefähr 25 Euro. Allerdings müssen die Umweltsünder bedenken, dass es um ein Vielfaches teurer werden kann: Auf das Entsorgen größerer Mengen Abfall wie Reifen, Bauschutt oder Elektronikgeräte wird ein Bußgeld von bis zu 2500 Euro verhängt. Weniger sonderbar aber genauso unverschämt, findet es Boeuf, Müll achtlos wegzuwerfen, wenn ein Mülleimer in der Nähe ist.

Denn obwohl genau neben einer Bank bei der Schwanner Warte ein Mülleimer steht, hielten es Besucher kürzlich nicht für nötig, ihn auch zu benutzen.

Niemand möchte auf dem Weg zum Aussichtsturm über Fast-Food-Verpackungen stolpern. Der Bauhof der Gemeinde Straubenhardt sorgt normalerweise dafür, dass der Weg zum restlichen Bild der Schwanner Warte passt, versichert Jasmin Becht, Abteilungsleiterin Bürgerservice und Ordnung vom Rathaus in Straubenhardt: "Mülleimer werden regelmäßig geleert". Eine solche Verschmutzung stelle eine Ordnungswidrigkeit dar, erklärt Becht: "Es muss mit Bußgeldern gerechnet werden, wenn der Verursacher festgestellt werden kann".

Im Bußgeldkatalog des Landes Baden-Württemberg steht auf das Entsorgen von unbedeutenden Gegenständen ein Bußgeld von zehn bis 25 Euro Strafe. Jasmin Becht beschreibt, es komme auf die Menge des Mülls an: "Wenn jemand Müllsäcke im Wald entsorgt, ist das was anderes als eine Zigarettenschachtel." Sie fügt hinzu: "Das ist trotzdem ein Bußgeld wert, egal, ob es sich um jugendlichen Leichtsinn handelt".

Der Bußgeldrahmen richte sich nach dem individuellen Fall: "Je nachdem, wie oft die Verursacher schon auf diese Weise aufgefallen sind fällt auch die Strafe aus. Und staffelt sich schnell".

Auch schon vor Corona

Die Abteilungsleiterin bedauert, dass es zu solchen Vorfällen kommt. Eine mögliche Ursache, so Becht, könnte sein, dass die Restaurants geschlossen sind und die Leute sich alternative Vesperplätze, wie die Bank nahe des Aussichtsturms, suchen. Sie gibt zu verstehen, dass dies keinesfalls eine Entschuldigung ist: "Ob es an den geschlossenen Restaurants liegt oder nicht, kann man Müll, sollte der Mülleimer einmal voll sein, auch mitnehmen". Gerade während einer Krise setzt Becht deshalb gegenseitige Rücksichtnahme voraus: "Zumal die Corona-Verordnungen derzeit nicht zum Picknicken einladen, sondern es ausdrücklich untersagen".

Der Leiter des Straubenhardter Bauhofs meint, diese "leichte" Verschmutzung sei mittlerweile leider normal: "Das war auch schon vor Corona so. Gerade am Wochenende kommen die Leute von überall her, auch von Rastatt oder Karlsruhe, und lassen ihren Müll hier liegen". Boeuf fügt hinzu: "Da sind uns mittlerweile schon einige Kennzeichen bekannt".