Macht seinen Traum von einer eigenen Achterbahn im Garten wahr: Der 14-jährige Simon Schneider aus Straubenhardt. Foto: Ganzhorn

Simon Schneider bastelt im heimischen Garten an eigener Holzachterbahn. Kinderzimmer bietet zu wenig Platz.

Straubenhardt-Feldrennach - Im elterlichen Garten in Feldrennach pflegt ein 14-jähriger Schüler ein ungewöhnliches Hobby: Er baut an einer eigenen Holzachterbahn. Darauf ist nun sogar der Europa-Park Rust aufmerksam geworden und hat die ganze Familie eingeladen.

Es ist ein idyllisches Fleckchen Erde am Ortsrand von Straubenhardt. In den Gärten wachsen Blumen, Bäume und Gemüsesorten. Dazwischen findet sich eine Wiese. Und hier wächst – eine Achterbahn!

Zwölf Meter lang ist die sorgfältig durchdachte und montierte Holzkonstruktion bereits. Sie entspringt der Idee des 14-jährigen Schülers Simon Schneider. Seit drei Jahren ist er mit Eifer und Ausdauer dabei, sein Werk voranzutreiben. Begonnen hat seine Passion mit einem Blick in die Videodatenbank Youtube. Die dort von Hobbybauern vorgestellten Kreationen begeisterten Simon derart, dass er sich vornahm: Das mache ich auch! Wie gut, dass zu diesem Zeitpunkt eine neue Waschmaschine ins Haus geliefert wurde.

Die aus Holz bestehende "Verpackung" dieses Elektrogeräts erwies sich gleich als willkommenes Baumaterial für eine Achterbahn. Im Kinderzimmer wurden die ersten Handgriffe getätigt. Doch schnell war klar: Es brauchte mehr Material. Viel mehr. "Papa, wann gehst du mal wieder in den Baumarkt?", kam folgerichtig die nächste Frage auf. Und diese wiederholt sich seither regelmäßig.

Zwei Meter lange Rohre benötigt Simon für die Erstellung der Schienen. Natürlich müssen diese in Form gebogen werden. Alles in Handarbeit. Dann wiederum sind Dachlatten gefragt. Die werden mit Schrauben auf die Rohre gebohrt. Damit keine Metallteile überstehen, unterstützt der Papa diese Arbeit schon mal mit der Flex. Beim Aneinanderfügen der Rohre ist Holz in Form eines Besenstiels von Vorteil.

In Stücke gesägt, werden die Holzteile in zwei Rohrenden geschoben und bilden die Verbindung. Und was wäre eine Achterbahn ohne Wagen? Selbstverständlich musste auch dieser gefertigt werden. Räder und mitlaufende Außenräder bestellte Simon im Internet. Den Sicherheitsbügel kreierte er aus einer metallenen Garderobenstange.

Kinderzimmer hatte nicht genügend Platz

Dass ein Kinderzimmer jedoch auf Dauer kein idealer Aufenthaltsort für eine Achterbahn ist, war nach nicht allzu langer Zeit klar. Im selben Maß wie die Achterbahn wuchs, schien der Raum zu schrumpfen. Zudem machte Simon die Erfahrung, dass er an der Sicherheit noch deutlich zu tüfteln hatte. Die Probefahrt eines erwachsenen Bekannten im Kinderzimmer zwang die Achterbahn nämlich etwas in die Knie. Also verlagerte man den Standort auf die Wiese vor das elterliche Haus. Dort sollten eigentlich die familieneigenen Schafe grasen – aber was soll’s? Auch Schafe müssen für großartige Ideen ein Einsehen haben. Sie zogen eine Wiese weiter.

Inzwischen ist Simon zuversichtlich, dass Personen mit bis zu 50 Kilogramm Körpergewicht problemlos mit seiner Achterbahn fahren können. Vorwiegend freitags und samstags findet man ihn bei der Arbeit. Wenn er mal nicht mehr weiter weiß, tauscht er sich mit einem 16-jährigen Achterbahnbauer aus Bayern aus. Sobald die Schließung des Achterbahnkreislaufs in Sicht ist, will sich Simon mit einem Kettenlift beschäftigen. Schließlich muss die Fahrt ja wieder in einiger Höhe beginnen.

Einladung vom Europa-Park-Betreiber höchstpersönlich

Und danach soll es noch ein wetterfestes Häuschen für den Waggon geben. Und danach vielleicht eine zweite Achterbahn. Bevorzugt eine Hängeachterbahn. Die Ideen gehen dem Schüler noch lange nicht aus. "Der Simon, der macht das schon recht", lobt Nachbarin Ursel Bauer, die die Fortschritte wohlwollend registriert. Und auch sonst gab es bislang von niemandem eine Beschwerde gegen das Bauwerk. Im Gegenteil. "Kleine Kinder wollen mitfahren. Und Spaziergänger bleiben stehen und finden das cool.", erläutert Simon. Klar, dass sein Berufswunsch bei dieser Begeisterung bereits feststeht – natürlich Achterbahnbauer.

Simons Fertigkeiten sind auch professionellen Achterbahn-Bauern nicht verborgen geblieben. Jüngst wurde der 14-Jährige mit seiner Familie von Europa-Park-Inhaber Roland Mack höchstpersönlich zu einem eintägigen Besuch in Deutschlands größten Freizeitpark eingeladen. Bei einer exklusiven Führung hatten die Gäste die Möglichkeit, einen Eindruck von den Abläufen hinter den Kulissen zu bekommen, heißt es in einer Pressemitteilung des Parks. Unter anderem stand eine Führung durch die Wartungshalle der "blue fire"-Achterbahn auf dem Programm. Florian Frey, stellvertretender Leiter der Abteilung Konstruktion und Betriebstechnik, stand dabei Rede und Antwort für den interessierten Nachwuchsentwickler.

Weitere Informationen: Ein Video des Achterbahn-Projekts gibt es im Internet unter www.youtube.com/watch?v=f_9SYf3eV9U