Straub mischt ab dem vergangenen Jahrhundert auf dem Markt der Produktverpackungen mit. Die Aufnahme zeigt die Holzwollefabrik und Straub Verpackungen um das Jahr 1925. Foto: Straub Verpackungen

Straub feiert 400 Jahre lange Familiengeschichte. Mit der Mauchenmühle in Meßkirch fing alles an. Das Bräunlinger Unternehmen hat heute 650 Mitarbeiter.

Straub-Verpackungen mit Stammsitz in Bräunlingen zählt zu den ältesten Familienunternehmen Deutschlands. Das haben umfassende Recherchen im Rahmen der Herausgabe einer Firmenchronik ergeben, die im Spätsommer 2026 als Buch erscheint.

 

Die Geschichte von Straub ist seit nahezu 100 Jahren zugleich die der Familie Würth und steht, so schreibt das Unternehmen im Vorfeld einer Sonderausstellung im Kelnhofmuseum, exemplarisch für eine gelungene unternehmerische Transformation mit vielen Herausforderungen und Meilensteinen.

Sie begann vor ziemlich genau 400 Jahren. In der Stadt Meßkirch entdeckt der freischaffende Zimmermann Hanß Straub aus Mühlhausen im Jahr 1623 für sich eine neue Heimat. Er kauft sich aus der Leibeigenschaft frei und heiratet 1626 die Müllertochter Margaretha Mauch, der zur Hälfte das Erblehen auf die Mauchenmühle gehört. Aus dem Zimmermann wird jetzt auch ein Müller, auf den schon bald das gesamte Lehen übertragen wird.

So sehen das Sägewerk und die Mühle des Betriebs um das Jahr 1890 aus. Foto: Straub Verpackungen

100 Jahre wirtschaftet die Familie Straub bereits erfolgreich in Meßkirch, als mit Philipp Straub ein Ur-Ur-Enkel von Hanß Straub, 1726 die 24-jährige Witwe Maria Kleinhans des Eulenmüllers in Unadingen heiratet, die fünf Kinder in die Ehe einbringt. Mit dieser Heirat zieht die Geschichte der Familie Straub weiter: von der Mauchenmühle in Meßkirch nach Unadingen auf der Baar. Dort nimmt Philipp Straub 1741 als Beimühle zur Eulenmühle ebenso die erste Papiermühle im Fürstentum Fürstenberg in Betrieb, beweist sich als Pionier der Papierherstellung.

Sägemühle ergänzt den Betrieb

1823 erwirbt der von der Eulenmühle stammende Müllermeister Franz Anton Straub die Stadtmühle in Bräunlingen. Im Jahr 1828 verschenkt Franz Anton Straub die Mühle an seine Tochter Kreszentia. Der spätere Namensgeber der Firma, der ebenfalls von der Eulenmühle stammende Josef Straub, erwirbt von ihr 1842 die Mühle. Der klassische Mühlenbetrieb gerät gegen Ende des 19. Jahrhunderts jedoch zunehmend unter Druck: Industriell betriebene Großmühlen verdrängen die handwerklichen Betriebe. Die Familie Straub reagiert frühzeitig: 1875 betreibt sie zusätzlich eine Sägemühle und handelt mit Holz und Mehl.

Der spätere Namensgeber der Firma, Josef Straub, aufgenommen in den 1880er-Jahren. Foto: Straub Verpackungen

Dank der Eröffnung der nach bereits wenigen Jahren größten Holzwollefabrik Süddeutschlands kommt Straub ab 1906 mehr und mehr mit dem explosionsartig wachsenden Markt der Produktverpackungen in Berührung. Mit Straub-Holzwolle werden unter anderem die Zeitmesser der Schwarzwälder Uhrenindustrie sicher verpackt, zu den Kunden zählen namhafte Uhrenfabriken der Region.

Die siebte Generation bei Straub Verpackungen (von links): Volker (bis Juli 2024 Geschäftsführer) und die aktuellen Geschäftsführer Alexander (Mitte) und Steffen Würth. Foto: Straub Verpackungen

Der stetig größere Kundenkreis regt am Beginn der 1920er-Jahre den Einstieg in die Herstellung einer im Vergleich zu den bislang eingesetzten Holzkisten leichteren und deutlich einfacher zu handhabenden sowie preisgünstigeren Verpackungslösung an – so kommt es 1925 zur Aufnahme der Produktion von Wellpappe.

Die Riesenfirma Straub in Bräunlingen feierte mit Riesenfreude ein Riesenjubiläumsfest mit fast schon Volksfeststimmung in Bräunlingen. Foto: Dagobert Maier

Einen weiteren Straub-Meilenstein markiert das Jahr 1931: Margarethe Straub heiratet den Kaufmann Otto Würth, der 1940 und damit kurz nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges alle Unternehmensanteile übernimmt und die Verpackungssparte systematisch ausbaut. Das Unternehmen firmiert nun als „Josef Straub Söhne, Inhaber Otto Würth“. Auf den Zusammenbruch des Dritten Reiches folgt im Mai 1945 die „Stunde Null“, das Ende des Zweiten Weltkrieges und der arbeitsintensive, mit Weitblick betriebene Neuaufbau des Unternehmens. Nach seinem Rückzug aus der Geschäftsführung im Jahre 1971 setzt sich die steile Aufwärtsentwicklung von Straub Verpackungen auch in der Ära Wolfram und Friedrich Würth fort.

Das Werk III ist mit über 40 Millionen Euro die bisher größte Einzelinvestition der Firma Straub-Verpackungen und auch die letzte vor dem Generationswechsel. Foto: Jens Wursthorn

In siebter Generation leiten ab 1996 zunächst Steffen Würth und ab 1998 auch Alexander Würth als Geschäftsführer mit dem Technischen Leiter Volker Würth gemeinsam das Unternehmen. Der Aufstieg von Straub zu einem der führenden Hersteller von Verpackungen aus Wellpappe setzt sich kontinuierlich fort.

Derzeit beschäftigt das Bräunlinger Unternehmen über 650 Mitarbeiter und erwirtschaftet einen Jahresumsatz von 150 Millionen Euro. In den Jubiläumsjahren 2025/2026 stehen Steffen Würth und Volker Würth als Geschäftsführer an der Spitze von Straub – Alexander Würth wechselte 2024 in den Ruhestand.

Mit dem Bau von „Werk 3“ in Bräunlingen stellt die Familie Würth derzeit die Weichen für die Übernahme der Geschäftsführung durch die achte Generation. Viele weitere Details finden sich im großen Buch zu Straub-Verpackungen, das derzeit entsteht. Auch zu drei Großbränden mit teils verheerenden Folgen zwischen 1890 und 1920 – und doch gelingt jeweils erfolgreich der Neubeginn.

Buch und Ausstellung

Die Geschichte
Das Buch zu „Straub 400“ ist weitaus mehr als die Geschichte eines der ältesten Familienunternehmen in Deutschland. Die erfolgreichen Forschungsarbeiten sind der Initiative von Steffen Würth und seiner Tochter Lisa Würth zu verdanken. Das Buch und eine gleichnamige Ausstellung im Bräunlinger Museum Kelnhof im Herbst zeigen auf, was Familienunternehmen auszeichnet und so besonders macht. Die Ausstellung öffnet ab der Bräunlinger Kilbig am Sonntag, 19. Oktober, und endet am 1. März.