Wahl schließt die Produktion in St. Georgen – nur drei Jahre nach dem Neubau droht ein massiver Einschnitt für die Region. Geplant ist eine strategische Neuausrichtung.
Als weltweit führender Hersteller von Haarschneidemaschinen für Mensch und Tier hat sich Wahl einen Namen gemacht. Für die in St. Georgen beheimatete Tochtergesellschaft des US-amerikanischen Unternehmens werden nun jedoch tiefgreifende Veränderungen angekündigt: Der Produktionsstandort soll bald Geschichte sein.
Dies hat das Unternehmen am Mittwochnachmittag in einer Pressemitteilung verkündet. Demnach ist für das traditionsreiche Unternehmen, das seine Wurzeln in Unterkirnach hat und 2021 nach St. Georgen gezogen ist, „eine grundlegende strategische Neuausrichtung“ geplant. Ziel sei es, „das Unternehmen zukunftsfähig aufzustellen und den Herausforderungen des Marktes aktiv zu begegnen“.
Konkret heißt das: Die im Neubau in St. Georgen angesiedelte Produktion wird eingestellt. Erst im Sommer 2022 hatte das Unternehmen den großen Umzug von Unterkirnach nach St. Georgen-Peterzell gemeistert. Dort hatte man gemeinsam mit rund 250 Mitarbeitern das direkt an der B 33 gelegene, rund 10 000 Quadratmeter große Produktions- und Logistikgebäude sowie ein etwa 3500 Quadratmeter großes Verwaltungsgebäude bezogen.
Der Fokus in der Entwicklung und Herstellung lag dabei auf hochpräzisen Schneidesätzen. Etabliert wurde dort eine innovative Schleiftechnologie. Doch davon verabschiedet man sich in St. Georgen nun. „Im Rahmen der Neuausrichtung soll die Wahl GmbH vom Produktionsstandort zur Vertriebs- und Marketingorganisation umgewandelt werden“, heißt es in der Mitteilung.
Bereits 2024 Stellenstreichungen
Grund dafür sind offenbar sinkende Absatzzahlen, wie – verklausuliert – seitens des Unternehmens erklärt wird. So reagiere Wahl auf die „veränderten Marktbedingungen, den zunehmenden Wettbewerbsdruck und das veränderte Kundenverhalten“.
Das Ziel lautet nun: weg vom Produzieren, hin zum Vertrieb und zur Vermarktung. Man wolle die Kunden künftig „bestmöglich betreuen und die Marke Wahl in einem dynamischen Marktumfeld erfolgreich positionieren“. Der Prozess wurde bereits Anfang 2024 eingeläutet. Damals hatte Wahl angekündigt, am Standort St. Georgen rund 70 Arbeitsstellen zu streichen.
Produktionsbereich teilweise bereits verlagert
Grund für die Stellenstreichungen war die Verlagerung von zwei Produktionsbereichen nach Asien und in die USA. Betroffen waren Mitarbeiter in den Bereichen Geräte-Endmontage und Spritzgießerei, die bis Ende 2024 ihren Arbeitsplatz verloren. Damals betonte man: In der Entwicklung, im Vertrieb und im Marketing seien keine Stellenstreichungen geplant.
Die nun angekündigte strategische Neuausrichtung geht selbstredend mit „Veränderungen für den Standort St. Georgen/Peterzell und die Region“ einher. Unklar bleibt in der Mitteilung, ob und in welchem Umfang ein weiterer Stellenabbau geplant ist. Damit ist aber zu rechnen. Das Unternehmen plane, „die betroffenen Mitarbeitenden während des Veränderungsprozesses transparent zu informieren“. Zudem setze man auf einen „engen Dialog“ mit dem Betriebsrat.
Standortumzug ist geplant
Klar ist nur: Der Neubau wird in dieser Form nicht mehr benötigt. Das macht auch Wahl in der Mitteilung deutlich. „Im Rahmen der Neuausrichtung ist perspektivisch auch ein Standortumzug vorgesehen.“ Nur drei Jahre nach dem Neubezug stehen also erneut räumliche Veränderungen an. Hier deutet sich ein schwerer Schlag für St. Georgen an.
„Wir stehen vor großen Veränderungen, aber wir sind überzeugt, dass die konsequente Fokussierung auf Vertrieb und Marketing der richtige Weg ist, um die Zukunft der Wahl GmbH zu sichern. Unsere Wurzeln liegen in der Region, und wir setzen alles daran, diese Verbundenheit zu erhalten“, wird Gökhan Yilmaz, Geschäftsführer der Wahl GmbH, in der Mitteilung zitiert. Er betont, dass Deutschland und Zentraleuropa weiterhin die wichtigsten Märkte bleiben und man das Engagement darauf ausrichten werde.
Welche Rolle dabei die Wahl GmbH künftig spielen wird, steht nun in den Sternen.