Ein Kreuz am Straßenrand erinnert an einen Verkehrstoten Foto: dpa

71 Menschen sind 2010 auf den Straßen der Region gestorben - die niedrigste Zahl überhaupt.

Stuttgart - 71 Menschen sind 2010 auf den Straßen in der Region ums Leben gekommen - die niedrigste Zahl überhaupt. Dies liegt hauptsächlich am deutlichen Rückgang im Rems-Murr-Kreis. In Stuttgart und vor allem im Kreis Böblingen gibt es dagegen mehr Verkehrstote.

Das Jahr 2010 ist zwölf Tage alt, als ein 56-jähriger Fußgänger das erste Todesopfer in der Region wird. In Stuttgart-Wangen läuft er vormittags über einen Gleisüberweg und übersieht eine Stadtbahn. Die letzte polizeilich registrierte Unfalltote verunglückt am Silvesternachmittag, als eine 82-jährige VW-Golf-Fahrerin in Sachsenheim, Kreis Ludwigsburg, auf die Gegenfahrbahn gerät und mit einem entgegenkommenden Auto zusammenstößt. 71 Verkehrsteilnehmer verlieren 2010 in der Region ihr Leben. So wenig wie noch nie. 2009 waren es 73, 2008 noch 79. Vor Jahren waren es um die hundert.

In der Landeshauptstadt ist die Zahl der Opfer zum zweiten Mal in Folge gestiegen - allerdings auf einem äußerst niedrigen Niveau: von vier im Jahr 2008 über acht 2009 auf neun im letzten Jahr. "Es waren typisch innerstädtische Unfälle", sagt Roland Haider, Chef der Verkehrspolizei, "bei denen kaum Prävention möglich ist."

Rückgang um 42 Prozent in Rems-Murr

Auffallend: Bei fünf von neun Getöteten war die Schiene der Unfallort. Dem Schicksal des 56-jährigen Fußgängers am 12. Januar folgte am 18. März ein 38-jähriger Autofahrer, der in Untertürkheim über die Gleise wenden wollte. Ein 79-jähriger Radler geriet am 6. Juni in Zuffenhausen in die Gleise, erlitt beim Sturz ohne Helm tödliche Kopfverletzungen. Eine 28-jährige Radlerin übersah am 9. August in Bad Cannstatt eine Stadtbahn, am 10. September starb eine 21-jährige Passantin an der Haltestelle SSB-Zentrum in Möhringen.

Zu den Toten gehören zwei Motorradfahrer. Ein 20-Jähriger starb am 18. April vor dem Hauptbahnhof, ein 33-Jähriger prallte am 5. September auf der B14 bei Bad Cannstatt in die Mittelleitplanke. Bei einem 21-jährigen Autofahrer, der am 8. April nachts auf der Nord-Süd-Straße bei Vaihingen verunglückte, gilt Sekundenschlaf als Ursache. Die Raserei eines 24-jährigen BMW-Fahrers in der Heilbronner Straße im Norden kostete am 1. August einen 46-jährigen Beifahrer in einem Mini das Leben. "Auffallend ist, dass nur bei zwei tödlichen Unfällen zu hohe Geschwindigkeit die Ursache war", sagt Haider, "und dass bei keinem Alkohol oder Drogen eine Rolle spielten."

Deutlich verbessert ist die Lage im Rems-Murr-Kreis. Von 19 auf elf Tote - ein Rückgang um 42 Prozent. "2009 war für uns ein schwarzes Jahr wegen der vielen getöteten Motorradfahrer", sagt Waiblingens Polizeisprecher Klaus Hinderer. Acht Opfer binnen kurzer Zeit. Man reagierte mit Kontrollen und Aufklärungsaktionen "gegen den sinnlosen Tod". 2010 starben ein Harley- und ein Mopedfahrer. "Der deutliche Rückgang der tödlichen Unfälle liegt einerseits an der Prävention", sagt Hinderer, "andererseits natürlich auch an Zufälligkeiten."

Für die deutliche Zunahme der Unfalltoten im Kreis Böblingen von zwölf auf 17 findet Polizeisprecher Frank Natterer keine Erklärung - zu unterschiedlich sind die Ursachen. Zu hohes Tempo oder Unaufmerksamkeit gelten als Hauptgründe. Und Zufälligkeiten: Mal stürzt eine ältere Dame unglücklich in einem Linienbus, mal wickelt sich ein Reifenschlauch ins Rad eines Motorrollers - und bringt eine Sozia tödlich zu Fall.