Idee von Stadt und Verkehrsamt: Auf dem kurzen Stück zwischen Post (links) und Rathaus wieder Begegnungsverkehr erlauben. Foto: Kost/Kost

Vor gut zehn Jahren wurde in der Oberstadtstraße eine Einbahnregelung erlassen, die bis zum heutigen Tage für Gesprächsstoff sorgt. Jetzt arbeiten Stadtverwaltung und Verkehrsamt gemeinsam an einer Lösung,

Der Mittwoch, 21. Oktober, 2015 ist der Tag, an dem im Städtle alles anders wurde: Seit diesem Datum gilt eine Verkehrsrechtliche Anordnung (VAO) des Landratsamtes Zollernalb.

 

Aus der Verkehrsberuhigten Straße (landläufig „Spielstraße“ genannt) mit Durchgangsverkehr von unten nach oben und Schrittgeschwindigkeit (kaum einer hielt sich daran) wurde ein Verkehrsberuhigter Geschäftsbereich mit Tempo 20 und einer Einbahnstraßenregelung. Sie gilt seither vom Parkdeck unter der seinerzeit noch existierenden Schlecker-Filiale bis hoch zum Römerturm. Wer also das Städtle runter will, muss ziemliche Umwege in Kauf nehmen.

Verwaltungsgericht schafft 2018 Fakten

Auch ein wenige Tage später vom Gemeinderat beschlossener Widerspruch beim Regierungspräsidium Tübingen gegen die Verkehrsrechtliche Anordnung der Kreisbehörde war mehr ein Akt der Verzweiflung als eine erfolgreiche Tat: Das Verwaltungsgericht Sigmaringen bestätigte am 17. Oktober 2018 in einem 18-seitigen Urteil die Rechtmäßigkeit dieser für die Kernstadt weitreichenden Veränderung. Die Schrittgeschwindigkeit sei bergauf einfach nicht einzuhalten und das Verkehrsaufkommen für eine „Spielstraße“ generell viel zu hoch , meinte das Gericht.

Das sorgte für viel Frust und – so wird es bis heute gesehen – für das Aus der letzten noch in der Oberstadtstraße angesiedelten Läden. Als letztes Geschäft zog die Bad Imnauer Metzgerei Haid die Reißleine. Sie machte Ende März 2020 nach 35 Jahren in ihrer Haigerlocher Filiale das Licht aus.

Gespräch mit Verkehrsamt bringt den Durchbruch

„Handel und Gewerbe haben unter dieser Entscheidung erheblich gelitten“, meinte der Haigerlocher Ortsvorsteher Michael A.C. Ashcroft am Donnerstag im Haigerlocher Kernstadt-Rat rückblickend. Nun aber zeichnet sich laut ihm zumindest für einen kleinen Bereich eine neue Lösung ab, die offenbar auch vom Landkreis mitgetragen werden kann.

Wenige Meter Einbahnstraße werden geöffnet

Vor wenigen Tagen, so erklärte Ashcroft, habe es nämlich eine Besprechung mit ihm, Bürgermeister Heiko Lebherz und Bauamtsleiter Hans-Martin Schluck als Vertretern der Stadt und dem Leiter des Verkehrsamtes des Landkreises, Tobias Liebhardt sowie dessen Stellvertreterin zu diesem Thema gegeben.

Auf diesem kurzen Stück der Pfleghofstraße wünscht sich der Ortschaftsrat Haigerloch eine Bergab-Einbahnregelung. Foto: Kost/Thomas Kost

Das Ergebnis dieses Gesprächs: „Ein smarter Vorschlag, der mit wenigen Handgriffen umsetzbar wäre“ (O-Ton Hans-Martin Schluck). Wenn man die enge und steile Pleghofstraße bergab fährt, muss man bei deren Einmündung in der Oberstadtstraße am früheren Gasthaus „Löwen“ und der ehemaligen Post wieder nach links abbiegen und der Einbahnstraße bergauf folgen. Das soll sich ändern.

Viele Verkehrsverstöße, vor allem nachts

Die wenigen Meter Bergababfahrt bis zur Ausfahrt des Parkdecks unter dem früheren Schlecker, wo wieder Begegnungsverkehr erlaubt ist, verwehrt bisher ein Schild „Einfahrt verboten“. Zumeist in dunkler Nacht war das vielen motorisierten Vier- und Zweiradfahrern jedoch herzlich egal. Sie kürzten einfach ab, um in die Unterstadt zu gelangen – auch wenn das gegen die Straßenverkehrsordnung verstößt.

Diesen illegalen Zustand könnte man nun legalisieren, indem man die Oberstadtstraße ab dem „Löwen“ und der früheren Post für Durchgangsverkehr öffnet. Das Verkehrsamt wäre bereit, diesen Schritt mitzugehen, meinte Bauamtsleiter Schluck in der Ortschaftsratssitzung.

Zwei Parkplätze und ein Baum fallen weg

Allerdings müssen bei dieser Lösung ein paar Knackpunkte beachtet werden. Unterhalb der Mauer des Hauses Siebert sind zwei Parkplätze eingerichtet; auch ein Baum steht dort. Die beiden Parkplätze müssten wegfallen, um auf die für Begegnungsverkehr erforderliche Straßenbreite von 4,50 Metern zu kommen und der Baum unter Umständen gefällt werden, damit er nicht im Weg steht.

Das Ganze, so der Bauamtsleiter weiter, sei als „Testlauf“ mit einer Dauer von einem dreiviertel bis einem Jahr angelegt. Danach müsse man weitersehen.

Ortschaftsrat will Spielstraße wiederbeleben

Der Ortschaftsrat (mit Ausnahme von Pfleghofstraßenanliegerin Natascha Clemente) ist bereit, den Vorschlag mitzutragen und beschloss, dass die Einbahnstraßenregelung im Bereich zwischen Post und Rathaus aufgegeben werden soll. Allerdings soll dem Verkehrsamt auch der Vorschlag unterbreitet werden, den unteren Bereich der Oberstadtstraße – zwischen Ampel und Rathaus – wieder zum Verkehrsberuhigten Bereich („Spielstraße“) mit gekennzeichneten Flächen zum Parken auszuweisen.

Gemeinderat ist auch noch gefragt

Und an der steilsten Stelle der Pfleghofstraße zwischen „Löwen“ und der Einmündung ins Wohnviertel Haag soll auf wenigen Metern eine Einbahnstraßenregelung bergab gelten. Aus Sicht des Ortschaftsrates wäre damit für mehr Sicherheit an dieser unübersichtlichen Stelles gesorgt und gleichzeitig hätten Haag-Bewohnern die Möglichkeit, weiter bergab als auch bergauf fahren zu können. Die endgültige Entscheidung wird der Gemeinderat fällen.