Jetzt muss die Elsassmetropole noch die Entscheidung des Präfekten zum Thema Geothermie abwarten. Foto: Schauer

Straßburg spricht sich gegen geplante Projekte im Ölhafen aus. Thema ist damit aber noch nicht vom Tisch.

Straßburg - Bis auf 5000 Meter tief hat die französische Firma Fonroche im Straßburger Ölhafen bohren wollen, um die dann gewonnene Erdwärme für Strom und Fernwärme zu nutzen. Doch die Stadtverwaltung hat sich jetzt gegen das Projekt ausgesprochen – und damit auf ihre besorgten Einwohner gehört.

Drei Bürgerinitiativen hatten vor den Geothermie-Bohrungen auf dem ihren Angaben nach mit Dioxin verseuchtem Gelände gewarnt. Die Parzelle ist außerdem amtlich als "Gefahrenklasse Seveso" eingestuft. Die Risiken, in der verseuchten Erde zu bohren, seien eine reale Unsicherheit und das sei nicht zu akzeptieren, hatten die Aktivisten immer wieder betont. Seit Monaten hatten sie mobil gemacht gegen die geplanten Bohrungen und stießen nicht nur in dem 22 850 Einwohner starken Stadtteil Straßburgs, sondern in der gesamten Elsassmetropole, in Kehl und in anderen rheinnahen Gemeinden im Ortenaukreis auf offene Ohren.

Für Dienstagabend hatten die besorgten Menschen zur Bürgerversammlung mit Vertretern der Stadt Straßburg eingeladen – 200 Teilnehmer füllten den Saal, die Stimmung war angespannt. Die Vereine stellen das Geothermieprojekt im Ölhafen, die Ideen und Erwartungen der Planer sowie die Ängste der Bürgerinitiativen und Anwohner vor. Dann erläuterte Françoise Buffet als beigeordnete Bürgermeisterin das Konzept der Stadt, erneuerbare Energien zu fördern. Sie stellte an das Publikum gewandt fest: "Ihre Sorgen sind begründet." Der Saal applaudierte. Alain Fontanel brachte es als erster beigeordneter Bürgermeister Straßburgs dann auf den Punkt: "Die zuständige Eurometropole als Stadtgemeinschaft wird dazu keine Betriebserlaubnis erteilen. Wir werden hier weder Strom noch Wärme kaufen. Das Projekt ist also nicht zu machen. Und auch wenn andere kommen, weil der Staat zur Baugenehmigung ja sagt, wir bleiben bei unserem Nein."

Die drei französischen Vereine und die beigeordneten Bürgermeister riefen daher auch gleich dazu auf, den Staat in die Verantwortung zu nehmen. Die öffentliche Befragung ab Mitte April solle dazu genutzt werden, um auch dem Präfekten deutlich zu machen, dass es kein Projekt "Geothermie im Ölhafen" geben wird. Denn: Der Präfekt erteilt im Auftrag der Regierung die Erlaubnis dazu. Die Aktivisten in der Roberts-au sind sich aber sicher, dass der Präfekt auf sie und die Stadtverwaltung hören wird.

Aber anderswo tun sich zur Geothermie neue Fragen auf. Das wurde am Rand der Bürgerversammlung klar: In Eckbolsheim sei man weder im Rathaus noch bei den Bürgerinitiativen über ein angeblich geplantes Geothermie-Projekt auf der Gemarkung informiert, hieß es. Es wurde spekuliert, dass es Bohrungen auf dem Gelände der ehemaligen Ölraffinerie in Reichstett geben soll. "Auch eingestuft unter dem Label Gefahrenklasse Seveso", warnen die drei Vereine. Dass das Thema Geothermie jetzt in Straßburg aber noch lange nicht endgültig vom Tisch ist, da waren sich die Veranstalter auch sicher. Getreu dem Sprichwort: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.