Ein symbolträchtiger Moment: Kehls OB Günther Petry (Zweiter von links) und Straßburgs OB Roland Ries (Dritter von links) mauerten eine Kupferröhre mit dem Bauplan ein. Foto: Rudolf

In Straßburg entsteht eine zweisprachige Krippe. Die Kosten belaufen sich auf 3,36 Millionen Euro.

Kehl/Straßburg - Im Straßburger Rheinhafen ist der Grundstein für eine deutsch-französische Kinderkrippe gelegt worden. Die Oberbürgermeister von Kehl und Straßburg, Günther Petry und Roland Ries, zementierten die grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Der Bauplan wurde in Anwesenheit der Gemeinderäte beider Städte in eine Kupferröhre gewickelt und in eine Wand eingemauert. Das 3,36 Millionen Euro teure Projekt soll im Frühjahr 2014 eröffnet werden. Jeweils 30 Kinder aus Straßburg und Kehl werden dort über den Rhein hinweg betreut.

Das pädagogische Konzept verbindet deutsche und französische Elemente. Dass nicht nur Kehl am Rhein liege, sondern auch Straßburg, darauf verwies Straßburgs OB Ries. Die Stadt an der Ill werde vermehrt auch mit dem Rhein in Verbindung gebracht. Ries betonte die Bedeutung der Zweisprachigkeit in der Grenzregion. Die jeweiligen Stadtteile, die durch die Europabrücke verbunden sind, würden außerdem zu einem neuen grenzüberschreitenden Quartier verschmelzen.

Kehls OB Petry erinnerte an den besonderen Ort der Kinderkrippe im Rheinhafen: Dort sei die Rheinhafenschule 1939 wenige Tage vor der deutschen Kriegserklärung an Polen eröffnet worden. Petry schilderte die Vorzüge des interkulturellen Lernens. Das deutsche Kind werde vom französischen erfahren, "dass Mami und Papi nicht seine Eltern, sondern Oma und Opa sind". Außerdem werde das französische Mädchen ihre Mutter fragen, "ob sie ihr das Geschenk lieber zum deutschen oder zum französischen Muttertag basteln soll".

Dass es allein mit dem Beherrschen der Sprache des Nachbarn nicht getan sei, dass man auch dessen Kultur, dessen Traditionen und Feste kennenlernen müsse, darauf verwies auch Ries.

Im September wird Betreiber bestimmt

Die Krippe für Kinder im Alter von zweieinhalb Monaten bis drei Jahren wurde von den Gemeinderäten der beiden Städte beschlossen. Mit dem Bau wurde im Frühjahr 2013 begonnen. Die Kosten von 3,36 Millionen Euro teilen sich mehrere Finanzierungspartner: 1,68 Millionen Euro steuert die Europäische Union im Rahmen des Interreg-Programms bei. Die Stadt Straßburg trägt 350.000 Euro und 265.000 Euro übernehmen jeweils das Departement Unter-Elsass und die Familienkasse des Elsass. Die Stadt Kehl finanziert 440.000 Euro und 360.000 Euro kommen vom Land Baden-Württemberg.

Im nächsten Schritt wird der Straßburger Gemeinderat im September den Betreiber bestimmen. Der Kehler Gemeinderat hat darüber nicht abzustimmen, da Kehl mit dem Betreiber in keinem Rechtsverhältnis steht.

Bei der Grundsteinlegung war nicht nur von der Freundschaft über den Rhein hinweg die Rede, sie war auch zu spüren: "In 20 Jahren werden die Früchte dieses Tages geerntet werden", so die Bürgermeister unisono.